Vortrag Die Philosophie von Kant und die Verfassung der Russischen Föderation

Kant and the Idea of a Good Society Robert Fludd, Geist und Bewußtsein, 17. Jahrhundert

Mi, 06.03.2024

19:00 Uhr

Bibliothek des Goethe-Instituts Moskau

Moskauer Zeit


Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bezieht man sich in Russland bei Diskussionen um die Bildung von Recht und Gesetz sehr häufig auf Kants Philosophie. Heute, im frühen 21. Jahrhundert, stellen wir rückblickend die Frage, ob man Kant als einen der Väter der Verfassung von 1993 ansehen kann.

Wer dem zustimmt, der schreibt dem Königsberger Philosophen gern das Verdienst zu, die Grundlagen des Rechtsstaats und des Verfassungsideals geprägt zu haben, die der aktuellen Verfassung zugrunde liegen. Sie argumentieren, dass Kants Vorstellung vom Glück in eine juristische Form gebracht wurde und seiner Philosophie einen humanistischen Charakter verliehen hat. Sie betonen auch die angeblich fehlerhafte Übersetzung des kantischen Begriffs "Verfassung" in den vorhandenen philosophischen Publikationen.

Wer an der Behauptung, Kant sei Vater der Verfassung, Anstoß nimmt, macht geltend, dass Kant der Vorstellung von einer autonomen Persönlichkeit großes Gewicht beimaß, was in der Verfassung abgehe. Deshalb sei die Verfassung weder im Wortsinn noch im Geiste kantisch. Mit Berufung auf Kants Philosophie müssten bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit das, was in der Verfassung postuliert ist, tatsächlich Praxis wird.

Sowohl die Befürworter als auch die Gegner der These von Kants "Vaterschaft" bezüglich der russischen Verfassung ignorieren jedoch das zentrale Thema, das beantwortet werden muss, um den tatsächlichen Einfluss von Kants Philosophie auf die aktuelle Verfassung zu verstehen: die Frage nach dem Zusammenhang von Recht und Menschenwürde, insbesondere der Würde des Menschen und der Menschheit, wie sie in Kants kritischer Philosophie dargelegt werden.

Vortragender: Alexey Nikolaevich Kruglov studierte und absolvierte das Studium der Philosophie an der M. W. Lomonossow Universität Moskau (1996) und der Geschichte an der Universität Twer (1997). Er promovierte über "Die Natur der transzendentalen Methode" (IFRAN, 1999) und habilitierte über "I. N. Tetens und die Diskussion über die Metaphysik in der deutschen Philosophie der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts" (RGGU, 2005).

Seit 2022 ist Alexey Nikolaevich Kruglov Dekan des Lehrstuhls für Geschichte der ausländischen Philosophie an der philosophischen Fakultät der RGGU. Zu Lehr- und Forschungszwecken war er an der Universität Kiel (1998-1999) tätig, als Gastprofessor an der Universität Luxemburg (2007) und mehrfach an der Universität Trier (2001-2003, 2015-2016, 2018).

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