Europäischer Tag der Sprachen
„Wir feiern die sprachliche Vielfalt Europas"

Tag der Sprachen
© EFSZ Graz

Seit 2001 feiern wir den Europäischen Tag der Sprachen (ETS). Er hebt die Bedeutung von Sprachen hervor, indem sowohl das Lernen als auch die Bewahrung des Sprachenreichtums gefördert werden. Erfahren Sie mehr über die Ursprünge des Tages, warum er so beliebt ist, welche Aktivitäten am 26. September 2024 stattfinden und wie Sie daran teilnehmen können.

Warum Sprachen feiern?

Es gibt viele gute Gründe, die Sprachen an einem besonderen Tag ins Rampenlicht zu rücken:

Die Aktivitäten fördern den Reichtum sprachlicher Vielfalt und der Mehrsprachigkeit; regen zum lebenslangen Lernen an, verbessern die kognitive und persönliche Weiterentwicklung und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ebenso fördern sie das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und stärken damit den sozialen Zusammenhalt. Sie sensibilisieren für und unterstützen die Bewahrung bedrohter Sprachen und begeistern Menschen für eine zu 100 Prozent gesunde Leidenschaft (sofern Sie keine allzu strenge Lehrkraft haben!).

Sprachen spielen eine bedeutende Rolle in der Ausgestaltung von Kultur, Identität, Bildung und sozialem Frieden, was sie zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens macht. Es ist selten, dass man für ein Vorhaben so leicht eine so lange Liste an potenziellen Vorteilen für den Einzelnen und/oder die Gesellschaft als Ganzes anführen kann.

Heute gibt es schätzungsweise zwischen 6.000 und 7.000 Sprachen auf der Welt. Über 200 davon sind in Europa beheimatet. Während einige Sprachen von vielen Millionen Menschen gesprochen werden, sind es bei den meisten anderen Sprachen nur ein paar Tausend oder manchmal nur eine Handvoll Sprechende. Tatsächlich werden 96 Prozent der Sprachen der Welt von nur 4 Prozent der Menschen gesprochen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass nach Angaben der UNESCO mindestens 43 Prozent der heute weltweit gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind. Obwohl Einsprachigkeit oft als die Norm gesehen wird, sind die Hälfte bis zwei Drittel der Weltbevölkerung zu einem gewissen Grad zweisprachig, und eine beträchtliche Anzahl ist mehrsprachig. Mehrsprachigkeit entspricht also viel mehr der Lebensrealität der Menschen als Einsprachigkeit.

Bis zum Alter von 21 Jahren haben wir schätzungsweise 50 Millionen Wörter gesprochen, obwohl ich sicher bin, dass wir alle einige Menschen kennen, die noch einige mehr geschafft haben ...

Was sind die Ursprünge des ETS und warum ist er so beliebt?

Der Europäische Tag der Sprachen (ETS) hat seinen Ursprung im Europäischen Jahr der Sprachen 2001, das gemeinsam vom Europarat und der Europäischen Kommission koordiniert wurde. Aufgrund des Erfolges des Jahres der Sprachen hat das Ministerkomitee des Europarats den Europäischen Tag der Sprachen ausgerufen, der jedes Jahr am 26. September begangen wird.

2023 wurden auf der offiziellen ETS-Webseite rund 1400 Veranstaltungen in 50 Ländern registriert. Die Webseite bietet eine Plattform für alle Aktivitäten rund um den Tag, und wird jedes Jahr millionenfach besucht.

Nationalen Kontakstellen in derzeit 44 europäischen Ländern werben für den Europäischen Tag der Sprachen, indem sie mit Veranstalter*innen und Medien zusammenarbeiten und häufig große Mengen an ETS-Werbematerialien zum ETS übersetzen und versenden.

Der Tag wird vielfältig gestaltet: An einigen Standorten ist er eine Gelegenheit, Konferenzen zu Aspekten der Sprachenpolitik und -praxis zu veranstalten, eine neue Studie oder einen Bericht vorzustellen. Für andere geht es um die unterhaltsame Seite des Sprachenlernens! Es ist wahrscheinlich der einzige Tag im Jahr, an dem die Schüler*innen ihre Lehrkräfte sehen, wie sie stolz die Nationaltrachten anderer Länder tragen, oder an dem eine Schulversammlung in Glasgow versucht, die Marseillaise zu singen! Natürlich hat der Tag auch eine starke pädagogische Komponente. Er ist eine Gelegenheit, mehr über die verschiedenen Sprachen und Kulturen um uns herum zu erfahren. Ob Sprachwissenschaftler*innen oder nicht, viele Menschen sind wirklich fasziniert von anderen Sprachen, und selbst das Erlernen einiger Wörter während einer Schnupperstunde kann der Startschuss für eine lebenslange Leidenschaft sein! Mit verbesserter Technologie können wir heute selbst entscheiden, wann, wo und wie wir fast jede Sprache lernen können.

An diesem Tag geht es auch um die Wertschätzung aller Sprachen – nicht nur um die, die als dominant geltenden. Kinder mit unterschiedlichem sprachlichen und kulturellen Hintergrund werden an diesem Tag oft zu Stars, da sie ihren Mitschüler*innen die Sprache(n) näherbringen können, die sie zusätzlich zu den üblichen Schulsprachen sprechen.

Was gibt es im Jahr 2024?

ETS Banner © EFSZ Graz Obwohl die meisten Veranstaltungen an Schulen in ganz Europa stattfinden, wird eine zunehmende Zahl von Sprachenfestivals und -messen, meist in Großstädten, von Sprachverbänden und Kulturinstituten koordiniert. Das Goethe-Institut, das Institut Français, das Instituto Cervantes und das British Council organisieren gemeinsam mit anderen Kulturinstituten und internationalen Organisationen weltweit ETS-Veranstaltungen, manche davon sogar in Kooperation mit anderen Kulturinstituten und unter der Schirmherrschaft von EUNIC. Der Tag wurde auf alle Kontinente der Welt exportiert (nur angebliche Veranstaltungen in der Antarktis konnten noch nicht verifiziert werden).

Das Goethe-Institut organisiert eine Vielzahl von Veranstaltungen auf der ganzen Welt: von einem Speak-Dating-Event in Lyon über Schnupperkurse, Kurzfilmvorführungen und Märchenstunden in Kuala Lumpur bis hin zu einem Open-Air-Nachtmarkt in New York mit kulinarischen Köstlichkeiten, Auftritten europäischer Künstler*innen und sogar einem Sprachengewinnspiel. Auch die Außenstellen für Übersetzung der Europäischen Kommission sind an der Organisation von fast 70 Veranstaltungen in ganz Europa beteiligt.

Jedes Jahr entwickelt das Europäische Fremdsprachenzentrum des Europarats (EFSZ) ETS-Aktionen, die Schulen und Einzelpersonen zur aktiven Teilnahme an diesem Tag ermutigen. Im Jahr 2023 wurden beispielsweise rund 2.000 Entwürfe für den ETS-Plakatwettbewerb zum Thema „Wie viele Sprachen werden in Ihrem Klassenzimmer oder Ihrer Schule gesprochen?“ eingereicht. Die Mitarbeiter*innen des EFSZ suchen immer noch nach Wandflächen in den Räumlichkeiten in Graz, um alle Plakate aufhängen zu können.

Angesichts von Kriegen auf dem europäischen Kontinent und Konflikten vor den Toren Europas lautet das Motto für den ETS 2024 „Sprachen für den Frieden“. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Sprachen einen Beitrag zum Frieden für kommende Generationen spielen können, indem sie Barrieren abbauen und den Dialog fördern. In diesem Jahr sind die Sprachenlernenden aufgefordert, ein Plakat zu diesem Thema zu entwerfen. Dabei sollen Symbole, Zitate und Kunstwerke verwendet werden, die vermitteln, wie verschiedene Sprachen aktiv dazu beizutragen, sprachliche und kulturelle Gegensätze zu überwinden.

Zur Gestaltung der ETS-Aktivitäten gibt es viele neue und überarbeitete ETS-Ressourcen, die informieren, motivieren, inspirieren und vor allem auch Spaß machen! Unter anderem sind dies:
  • Eine Broschüre über Regional- und Minderheitensprachen: Die Protagonistin Lara trifft in der Fortsetzung ihrer Sprachreise durch Europa auf weniger bekannte Sprachen wie Meänkieli, Ladinisch, Färöisch und Papiamento.
  • Das Poster „Und noch einmal 20 Dinge, die du vielleicht noch nicht über die Welt der Sprachen wusstest ...“ beleuchtet ungewöhnliche oder faszinierende Aspekte von Sprachen, wie z. B. „Welche ist die zweitgrößte französischsprachige Stadt der Welt?“ oder „Welcher Buchstabe in den europäischen Sprachen ist am schwierigsten auszusprechen?“
  • Wenn Sie Schwierigkeiten mit der Aussprache von Ruaidhrí, Síofra, Tadhg oder Niamh haben, kann Ihnen die Aussprachehilfe für irische Vornamen sicher Auskunft geben.
  • Für Liebhaber*innen der europäischen Küche gibt es in diesem Jahr ein von der Sprache inspiriertes Brettspiel mit dem Titel „Linguine“. Das Spiel ist ab sofort zum Testen verfügbar, um es für die Zukunft noch schmackhafter zu machen.

Außerdem gibt es eine große Auswahl an Wettbewerben, Challenges und Spielen.

Aktiv werden und mitgestalten

Ob Sie nun Ideen und Materialien zu Webinaren über den Einsatz generativer KI beim Sprachenlernen, „Eurovision“-ähnliche Sing- und Tanzwettbewerben, Quizspielen, Theaterstücken, Schnupperkursen in verschiedenen Sprachen, Sprachenolympiaden, Poetry Slams, Sprachdates, Sprachcafés, zum Entwerfen von T-Shirts oder einfach nur der Präsentation der in einer Schule vertretenen Sprachen suchen – es ist für alle etwas dabei.

Viele der Veranstaltungen werden Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen – es gibt also gute Gründe, sich zu beteiligen. Ich habe gerade mit Italienisch angefangen – welche Sprache(n) möchten Sie dieses Jahr ausprobieren?