Au coeur de la littérature
"Ces Moments-là", wissen, wie man den Moment genießt

Ces moments-là
©Stéphanie Nikolaïdis

Der Klappentext des Romans "Ces Moments - là" von Ndèye Fatou Fall Dieng erzählt uns von einem Treffen, das zehn Jahre später stattfindet... Zehn Jahre später, das erinnert uns an Patrick Bruels „Place Des Grands Hommes“.
 

"Vor zehn Jahren haben wir uns zu einem Treffen verabredet. Gleicher Tag, gleiche Zeit, gleicher Apfel… Wenn wir 30 Jahre alt sind, würden wir uns auf den Stufen des Great Men's Square wiedersehen…".
 
Nur, dass Rafael Ly und Alia Jamal zehn Jahre später keine 30 Jahre alt waren. Ihr Platz der großen Männer war an der Gaston Berger Universität... Von einer einfachen Geschichte über Freundschaften zwischen Studenten auf dem Campus sind wir weit entfernt...
 
Dieser Roman hat eine starke philosophische Bedeutung, so subtil, dass sie unbemerkt bleibt, wenn man oberflächlich liest oder wenn man vorschnell urteilt.
 
Die Autorin Ndeye Fatou Fatou Fatou Fall Dieng ist eine schneidige junge Dame, die auf den ersten Blick wenig Geschmack für die Freude am Lesen und Schreiben zu haben scheint. Und doch ist die Juristin für Gesellschaftsrecht und  Masterabsolventin im Privatrecht an der Gaston Berger Universität ein wahrer Bücherwurm.
 
Ihr Schreibstil ist sehr abwechslungsreich, wie die Zitate am Anfang jedes Kapitels zeigen. Sie hat nicht alles gelesen, aber sie kennt viele von ihnen: Auszüge aus der Bibel, dem Koran, aus Songtexten, aus Werken von Gandhi, oder berühmte lateinische Zitate, jene Sprache, die sie so sehr fasziniert...
 
Ihr Roman erzählt eine Geschichte aus der Perspektive der beiden Protagonisten Alia Jamal und Rafael Ly. Er bringt uns zu einem Vorfall zurück, der die dunkelsten Seiten des Menschen hervorbrachte: Die Zeit des Ebolavirus. Ein Land wie Senegal zog es damals vor, sich mit sich selbst zu beschäftigen und abzuschotten, anstatt sich an seine leidenden Nachbarn zu wenden.
Was wäre, wenn das Virus im Senegal angekommen wäre? In dem Roman von Falia[1] ist Senegal von Ländern wie Krimar, Cerra Bellone umgeben und die Krankheit heißt nicht Ebola, sondern Avoli.
In der fiktiven Geschichte von Ndèye Fatou gibt es viele Tote. Ihre Hauptfiguren verlieren Freunde und enge Verwandte und haben Schwierigkeiten, dies zu verarbeiten. Genauso wie Ndèye Fatou im wirklichen Leben...
 
Durch diese Schreiberfahrung wusste sie, wie sie ihre Dämonen austreiben konnte, angesichts des Verschwindens eines Freundes, zu dem sie nach ihrer Trennung den Kontakt verlor: Er ging nach Dakar, sie nach Saint- Louis. Nach der anfänglichen Trauer durchlief Ndèye Fatou die von Elisabeth Kübler-Ross[2] ausgearbeiteten fünf Trauerphasen.  In der Zeit von "Schock und Verleugnung" sperrt sie sich ein und vermeidet jene Gedanken, die sie immer an den schicksalhaften Moment, an ihre "Wut" über das Gefühl der Vernachlässigung, das Verlassen dieser Person und den Platz der Bedeutung, die sie in ihrem Leben hatte, erinnert. In der "Verhandlungsphase" versuchen wir, diesen geliebten Menschen wieder zum Leben zu erwecken und "Depression und Schmerz" zu akzeptieren, welche, wenn sie fortbestehen, jedoch pathologisch werden können.
Werde dir bewusst und sag stets zu dir selbst, dass sich alles ändern wird. Von nun an geht es darum, sich die Zeit zu nehmen, die gegenwärtigen Momente zu leben und nicht auf morgen zu verschieben, was wir jetzt tun können.
Tag für Tag leben, Tag für Tag schreiben. So tat sie es in ihrem Roman, mit dem sie 2017 den Aminata Sow-Herbstpreis für Kreativität gewann.
 

[1] Ndèye Fatou Fatou Fatou Fall Dieng unterschreibt auch unter dem Namen Falia. Sie ist die Autorin von Sanctuaire violé, welches von Kusoma Publishing veröffentlicht wurde.
[2] In https://www.pflutece.com/etapes-du-deuil