Au Coeur de la Littérature
Ken Bugul: Cacophonie

Ken Bugul: Cacophonie
Foto (Ausschnitt): Angelika Prox-Dampha

Das erste literarische Treffen „Au coeur de la littérature“ des Jahres 2015 war dem Werk  „Cacaphonie“ von Ken Bugul, erschienen im Verlag Présence Africaine, gewidmet. Alles fängt in einer entspannten Stimmung, denn Kemit, ein Slameur, stellt zuerst das Werk von Ken Bugul in einem ganz besonderen poetischen Stil dar.

Dann ergreift Ken Bugul selbst das Wort, um sich vorzustellen. Sie sitzt neben den Moderatoren Michael Jeismann und Bouya Fall  begann sie zu erzählen. Sie wurde in einer Marabufamilie geboren, ihre Mutter war Analphabetin. Ken Bugul wuchs unter Affenbrotbäumen auf. Eine Schule gab es nicht. Als sie fünf wurde, war ihr Vater bereits neunzig und blind. Sie war gezwungen, ihn anzuleiten. Sie war die einzige Frau in ihrer Familie, die dann doch zur Schule ging. Das Schreiben erlaubt ihr, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Sie erlebte ihre erste Identitätskrise in Belgien. Diese Erfahrung hat ihr ein Licht über ihre verzweifelte Ich-Suche aufgesteckt. Ihre Begegnung mit dem Schriftsteller Boubacar Boris Diop wurde eine entscheidende Wende in ihrem Leben einleiten. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entsteht, als sie über das Thema „La Folie et la Mort” schreibt. Ihre Mutter, die sie das Haus verließ, als Ken Bugul fünf Jahre alt war, sagte ihr: Fünf Bücher müsse man geschrieben haben, um ein Schriftsteller zu sein.. Die Ironie des Sicksaals: „Cacaphonie” ist schon ihr zehntes Buch.

Sie erklärt, dass sie mit  ihrem Werk „De l’ autre coté du regard“ versuchte, sich ihre Mutter wiederanzueignen - und jeden Tag hat sie den Eindruck, dass sie selbst ihre Reinkarnation ist. Ken Bugul spricht mit Leidenschaft über ihre Wurzeln. Sie macht deutlich, dass nur zwei Männer in ihrem Leben zählen. Der eine ist ihr Vater, der in ihrer kindlichen Wahrnehmung zugleich ihr Großvater ist und der andere ist ihr großer Bruder, den sie mit Liebe manipuliert: Die Kindheit bleibt für das ganze Leben. Begeistert für die Freiheit, geht sie an das Buch „Cacaphonie“ mit viel Sachlichkeit heran.

Dieses Werk erzählt die Geschichte einer Frau in ewiger Ich-Suche.  Sie ist Witwe und gefangen in einer in ihrer kleinen häuslichen Welt, ihr einziger Wunsch ist es zu sterben. Das Werk zieht den Leser in eine Spiritualität der Existenz und der Freiheit. Ken Bugul präzisiert, dass man sich nie mit den Errungenschaften zufrieden geben, sondern immer versuchen soll, sich selbst zu übertreffen. Mit einer melodiösen Stimme liest sie einige Ausschnitte des Buches, die sie anschließend selbst kommentiert.

Die Schriftstellerin Mariama Ndoye Mbengue,die anwesend war, gratulierte Ken Bugul. Eine weitere Slam-Vorstellung von Kemit beendete das literarische Treffen.

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