Die Kulturszene ist aktuell stark auf Karthum fokussiert, außerhalb der Hauptstadt oder in entlegeneren Gebieten des Großraums Khartums finden hingegen nur wenige Kulturveranstaltungen statt. Das Projekt NEXT LEVEL-Jeenak stattet deshalb eine mobile Einheit aus, die Kunst und Kultur innerhalb der Stadt, aber auch in ländlichere Gebiete und weitere urbane Zentren bringen kann. Der Kulturanhänger kann für viele verschiedene Formate, wie Ausstellungen, Theater, Konzerte oder auch Diskussionsrunden genutzt werden. Organisiert, geplant und durchgeführt wird das Programm von einem Kollektiv sudanesischer Künstler*innen.
Die Eröffnungsveranstaltung fand im Dezember 2019 in verschiedenen Orten in Khartum statt. Für die Veranstaltung wurde ein DJ engagiert, sowie zwei Tanzgruppen: eine, die traditionelle Folkloretänze aufführte, und eine Gruppe von Breakdancern, die durch ihre gemeinsame Performance die Verbindung zwischen Tradition und Moderne verdeutlichten. Aufgrund der coronabedingten Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen fanden die zukünftigen Jeenak-Veranstaltungen im Rahmen des Formats Jeenak fi baytak (Wir kommen zu dir nach Hause) teilweise online statt.
Im Jahr 2020 fanden zwölf Jeenak-Veranstaltungen statt, die online auf den Sozialen Medien mitverfolgt werden konnten. Neun dieser Veranstaltungen wurden außerhalb von Khartum abgehalten. Das Hauptziel bestand darin, kulturelle Ausdrucksformen und Künstlerinnen in ländlichen Gebieten sowie mittelgroßen Städten außerhalb der Hauptstadt zu unterstützen. Dies sollte nicht nur dazu beitragen, lokale Künstlerinnen bekannter zu machen, sondern auch einen Diskurs über die Diversität und Identität im Sudan anzuregen. Im Oktober wurden Veranstaltungen in Al-Dilling und Kadugli durchgeführt, gefolgt von weiteren Veranstaltungen im November in Al-Fashir. Zum Ende des Jahres fanden Events in Al-Nihood, Kosti, Al-Fula, Nyala und Port Sudan statt.
Der Start von Jeenak 2021 wurde von Hazem Ash-Shafei gestaltet, der mit seinen Musikkompositionen aus Jazzharmonik und sudanesischen Melodien das Publikum begeisterte. Seine Performance hat bisher über 11.600 Klicks auf Facebook und zählt somit zu den Favoriten der Online-Community. Im Frühjahr präsentierte die Roots Group, eine der jüngsten Bands des Landes, ihre Reggae-Underground-Musik aus Al-Obayed. Im Mai gab die Karima Group einen Einblick in das Erbe der nördlichen Gebiete Shaigia, Manasir und Dhidab vor einem breiten digitalen Publikum. Weitere Höhepunkte waren die Aufführungen der Tanzgruppe aus dem Dorf Swillnga nahe der Stadt Al-Fashir in Nord-Darfur sowie die Tänze und Gesänge über Toleranz, Fröhlichkeit und den schönen Geist der Kalash und Waza in der Region Blue Nile.