Begegnung und Diskussion
Den Voyeur im Blick

den voyeur im blick
© Goethe-Institut

Begegnung und Diskussion mit Fatma Oussaifi und Rosalie Wanka

Goethe-Institut Tunis

Zeitgenössische Tango-Tänzerinnen
 

  • Projekt-Beschreibung:
Über eine ungewöhnliche Performance des argentinischen Tangos sollen die Konnotationen, die Toleranz und die Reaktionen auf den weiblichen Körper im öffentlichen Raum in verschiedenen kulturellen Zusammenhängen erforscht werden.
Der Bühnenraum ist in einem Ort ausgewählt, in dem sich normalerweise Männer versammeln (die Straße als öffentlicher Raum ist in arabischen Ländern oft von Männern besetzt).

Fatma Oussaifi, Tunesierin, und Rosalie Wanka, Deutsche, sind zwei Tänzerinnen, die sich auf den argentinischen Tango spezialisieren.
Dieser zeitgenössische Tango ist mehr als ein Tanz, sondern eine populäre Kunstveranstaltung eines sehr spezifischen soziokulturellen Umfelds, das in seiner Inszenierung der Körper, der Riten und Verhaltensmuster sowie der Verhaltungsweisen Fragen stellt, die hochpolitisch und brennend aktuell sind.

Fatma Oussaifi und Rosalie Wanka benutzen in diesem Zusammenhang den argentinischen Tango als veritablen Akt der Provokation in einer interkulturellen Erfahrung. Mit ihren öffentlichen Auftritten zuerst in Tunis und später in München wollen sie die Art und Weise dokumentieren, wie der weibliche Körper, die homosexuellen Beziehungen und der freie künstlerische Ausdruck in sehr verschiedenen Umwelten wahrgenommen werden.
  den voyeur im blick 2 © Goethe-Institut  
  • Biografies der Künstlerinnen :
Fatma Oussaifi ist Tänzerin und Tango-Lehrerin, die in verschiedenen Disziplinen ausgebildet wird. Ihr Tango ist geprägt von verschiedenen Sprachen und Körper-Techniken. Sie sieht den Tanz als physisches und kulturelles Produkt. Ihre Arbeit erweitert sich vom physischen bis zum sozialen Bereich, der grundlegenden Achse jedwegen sozialen Tanzes. 2013 begründet sie Residencetango. Nach einer Master-Arbeit über das Thema "Tango und argentinische Politik zwischen Propaganda, Zensur und Instrumentalisierung“, verschiedenen Bühnen-Experimenten in Tunesien, Frankreich, Jordanien, Europa und La Réunion wird Fatima Oussaifi zur Mit-Leiterin des ersten Theaterprogramms " Tango et pas Perdus " in Paris im Jahr 2014. Im Jahr 2021 begründet sie mit dem französischen Sänger Fred Metayer " Booma ", einen Verein, der zum Ziel hat, den Kulturaustausch zwischen den beiden Ufern des Mittelmeers mit Künstler*innen, der Organisation von Künstler*innen-Residenzen und Kulturveranstaltungen im  Bereich von Musik, Tanz, Theater und Zirkus zu ermöglichen.

Rosalie Wanka
Meine hauptsächliche Faszination lebt in der Beobachtung der zwischenmenschlichen Beziehungen über die Worte und die soziokulturellen Konventionen hinaus. Ich stelle mir immer die Frage, ob Kommunikation wirklich möglich und ob der Tanz nicht ein Mittel ist, eine Beziehung herzustellen.

In meiner künstlerischen Praxis arbeite ich viel mit Improvisation, die mir als Technik des Lebens erscheint. Alle technischen Werkzeuge und Kompetenzen haben keinen Nutzen, wenn wir sie nicht spontan anwenden können, sie nicht zu unserem Vorteil in einer vorgegebenen Situation oder in einem festen Zusammenhang verwenden können.

Das alles führt mich zu zahlreichen interkulturellen und interdisziplinären Kooperationen, bei denen wir immer die Interaktionen zwischen verschiedenen Parteien (Interaktionen zwischen verschiedenen Kulturen, Bewegungen und Ton, Bewegungen und bildender Kunst...) untersuchen müssen. Ich gehe davon aus, dass der Bruch durch die kulturellen Verschiedenheiten eine unglaubliche Quelle für Innovation sein kann.
Diese Forschung konkretisiert sich ebenfalls in meiner Spezialisierung auf den argentinischen Tango. Dessen Improvisationstechnik ermöglicht eine unglaublich subtile und gleichwohl sehr präzise Kommunikation der Tanzpartner, ebenso wie die Betrachtungen zur Art und Weise, zu den Rollen und der Identität, die eine Beobachtung der physischen Mechanismen erlaubt.
 

Details

Goethe-Institut Tunis

6 rue du Sénégal

1002 Tunis