Seit 1990 überragt ein schräger weißer Keil, 30 Meter hoch und 200 Meter lang, den südlichen Stadtrand von Mannheim. Der Bau beherbergt das damals neu geschaffene Museum für Technik und Arbeit (heute: Technoseum); in einem parallelen Trakt liegt das lokale Studio des SWR. Äußere Diagonalen lassen die innen liegenden Rampen ahnen, die das raffinierte Raumkontinuum erschließen.
Nicht nur der Bau - „rassig wie ein Ozeanliner“, wie der Mannheimer Morgen es ausdrückte - auch die Planverfasserin war in den 1980er Jahren eine Überraschung. Für das Museum war 1982 ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, bei dem Ingeborg Kuhler, obwohl sie noch nichts selbst hatte bauen können, an den Stars der Szene vorbeizog und den ersten Preis gewann. In West Deutschland der Nachkriegszeit war es das erste Mal, das eine selbständige Architektin nicht nur ein gewaltiges Bau-volumen, sondern einen öffentlichen Prestigebau allein entwarf und realisierte. „Die Herren Kollegen zerfetzten sich die Mäuler“, wusste DIE ZEIT 1991 zu berichten.
Die 1943 geborene Ingeborg Kuhler hatte an der Werkkunstschule Krefeld und später an der TU Berlin studiert und in verschiedenen Büros gearbeitet. Sie vertiefte sich in den Krankenhausbau und beschäftigte sich mit komplexen Gebäudetypologien, was ihr beim Entwurf des Museums von Nutzen war.
Zur Pionierin wurde sie wenig später auch in der Architektenausbildung: 1984 wurde sie als erste Entwurfsprofessorin an eine westdeutsche Architekturfakultät berufen - an die Hochschule der Künste (heute: UdK) in Berlin, wo sie bis 2007 gelehrt hat.