Ab 1975 arbeitete sie als Angestellte in von Männern dominierten Kölner Büros; Verena Dietrich nannte diese Zeit ihre „unfreien Jahre“. Schon früh hatte sie den subtilen Widerstand von Kollegen kennengelernt, die sie spüren ließen, dass Frauen im Architektenberuf nicht wirklich willkommen waren. Die 1982 in Köln begonnene Selbstständigkeit war für sie wie eine Wiedergeburt. Als Architektin machte sie sich einen Namen mit überragenden Stahlbauten.
Die engagierte Feministin verstand sich schon bald als Frontfrau der Architektinnen, die sich ihren Platz im Beruf hart erarbeiten mussten. 1986 entstand ihr programmatisches Buch Architektinnen. Ideen – Projekte – Bauten, in dem 62 Frauen ihre Werke selbst vorstellten. Ihre Hoffnung, die Kolleginnen auch zu einer solidarischen Gemeinschaft zu vereinen, kampfesmutig wie sie selbst, ging allerdings nicht auf.
1998 an die Fachhochschule Dortmund berufen, ging sie in der Folgezeit ganz in der Lehre auf. Die Studierenden bildeten ihre Großfamilie. Am Ende ihres nur 62 Jahre zählenden Lebens war sie stolz darauf, dass sie neben 35 Männern die zweite Frau war, deren Nachlass ins Archiv des Deutschen Architekturmuseums aufgenommen wurde.
Verena Dietrich mit feministischer Literatur in ihrem Studentinnenzimmer, 1969
(1941-2004) Verena Dietrich
Die Tochter eines Ingenieurs machte zunächst eine Metallografie-Ausbildung. Die in ihrem Werk spürbare Meisterschaft im Umgang mit Stahl hatte viel mit der überragenden Kenntnis der Metalle zu tun, die sie sich damals aneignen konnte. Eigene Ersparnisse erlaubten ihr ab 1969 das Architekturstudium an der Fachhochschule in Innsbruck.