Margarete Schütte-Lihotzky Architektin im neuen Frankfurt
1926 holte Ernst May sie ins „Neue Frankfurt“, in die Abteilung für Typisierung. Dort entwarf sie Küchen, Wäschereien und Wohnungen für die berufstätige Frau. Die Frankfurter Küche, die der „Neuen Frau“ Zeit und Wege erspart, wurde in 10.000 Wohnungen eingebaut; sie ist der „Urahn“ aller modernen Küchen. Nicht ganz so beachtet waren ihre Kindergarten-Entwürfe, die sie als Pavillons konzipierte und als Baukastensystem weiter entwickelte.
1930 ging sie als Mitglied der Brigade May in die Sowjetunion und war in Moskau und Magnitogorsk an der Errichtung großer Wohnsiedlungen für die sozialistische Lebensweise beteiligt. Nach einer Station in Istanbul kehrte sie 1939 nach Wien zurück, engagierte sich im Widerstand, wurde verhaftet, zu 15 Jahren Zuchthaus in der bayrischen Haftanstalt Aichach verurteilt und kam erst frei, als diese 1945 durch die Amerikaner befreit wurde.
Als überzeugte Kommunistin fiel es ihr schwer, im Wien der Nachkriegszeit wieder Fuß zu fassen. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung, schrieb Artikel und ihre Memoiren. Sie starb 2000 kurz vor ihrem 103. Geburtstag.
Wie kaum eine andere steht Margarete Schütte-Lihotzky für den Aufbruch in die Moderne. 1915 studierte sie als erste Frau Architektur an der Kunstgewerbeschule in Wien. Die Wohnungsnot nach dem ersten Weltkrieg bestimmten das Thema, das sie Zeit ihres Lebens begleitete: Die Wohnung für unterprivilegierte Schichten.