Nuran Ünsal Eine Architektin macht die Architektur zur Lebensform
Wie man es in der freien Architekturszene in der Türkei häufig sieht, so lief es auch in Ünsals Berufsleben; wenn Architektinnen sich vom Partner trennen und ihr eigenes Büro eröffnen, um ihre eigenen Werke zu schaffen, tun sie sich oft mit ihren Nachkommen zusammen, so dass diese „Architektenfamilien“ ihre Büros in der nächsten Generation weiter führen, wodurch andere Schnitte entstehen, die sich von der Praxis der anderen Architektinnen in der Türkei unterscheiden.
Ünsal schuf Bauwerke unterschiedlichster Art in Bereichen wie Erziehungswesen, Kultur, Gesundheit, Handel, Verwaltung, Sport, Wohnbau, von Fabriken bis hin zu Stadtplanung. Bei Ausschreibungen übernahm sie Aufgaben als Jurorin bzw. im Auswahlkomitee. Außer in der Praxis am Bau war sie auch im Bildungsbereich aktiv; noch immer hält sie an der Universität Vorlesungen. Insbesondere mit den Bauwerken, die sie mit Merih Karaaslan erstellte, stand sie in den 1980er Jahren bei der Suche nach neuen Formen im architektonischen Umfeld an vorderer Front. Es ist bemerkenswert, dass ihr Büro in Ankara in der von Istanbuler Büros dominierten türkischen Architekturszene als „Ankara-Schule“ wahrgenommen wurde.
Die Bauten Ünsals umfassten in den 1980er Jahren touristische Anlagen und Wohnhäuser, Regierungsgebäude und städtische Verwaltungsgebäude; in den 1990ern Geschäfts- und Bürogebäude, in den 2000ern hingegen vermehrt Verwaltungsbauten für Gerichte, Banken und Stadtverwaltungen. In den Entwürfen, die durch eine Mischung aus modernen und örtlichen Elementen definiert sind, ist der lokale Bezug äußerst wichtig. Dementsprechend realisierte sie mit wechselnden Planungsteams oder allein z.B. das Arinna Hotel, das Peri Tower Hotel, die Einkaufszentren Çarşı La und Andaç Çarşısı, das MTA Museum für Naturgeschichte, die Nebengebäude der Architektur- und Ingenieursfakultät der Gazi Universität, die Terrassenhäuser, die Regierungsgebäude in Aliağa und Zonguldak und das Rathaus von Altındağ.
Nuran Ünsal gewann Architekturpreise bei Projektwettbewerben auf unterschiedlichen Ebenen und viele Auszeichnungen im Rahmen von nationalen Preisvergaben. Dazu gehört unter anderem 1990 eine Auszeichnung auf der Zweiten Nationalen Architekturausstellung für den Entwurf der Terrassenhäuser, die sie mit Merih Karaaslan und Mürşit Günday baute, die Auszeichnung im Fach Bauausführung auf der Fünften Nationalen Architekturausstellung 1996 für das Projekt Peri Tower Hotel, das sie zusammen mit Merih Karaaslan realisierte. 1995 bekam sie den Restaurationspreis des TSMD (Türkischer Verband Freier Architekten) für das Kulturzentrum der Presse und Jugend und die Renovierung des Bağ Evi in Ankara.
Ünsal, die auch in Berufsverbänden aktiv war, wirkte in der zweiten Amtsperiode des Türkischen Verbands Freier Architekten von 1990 bis 1992 als Vizepräsidentin und in der 69. Amtsperiode des Architektenverbands 1927 von 2010 bis 2012 als Vorstandsmitglied.
Nachdem Nuran Ünsal 1974 an der Staatlichen Ingenieur- und Architekturakademie Ankara (heutige Gazi Universität) ihr Examen gemacht hatte, begann sie ihr Berufsleben als Gründungspartnerin von Merih Karaaslan im Architekturbüro "Nuran Karaaslan Merih Karaaslan Mimarlık". Im Jahr 1991 begründete sie unter eigenen Namen das Büro "Nuran Ünsal Mimarlık". Seit 2005 setzt sie ihr Berufsleben mit ihrer Tochter in dem Architekturbüro "Nuran Ünsal – İlgi Karaaslan" fort.