Lotte Stam-Beese studierte am Bauhaus und baute nach 1945 beispielhafte soziale und innovative Siedlungen in Rotterdam. Sozialistische Politik, moderne Ästhetik und neue Geschlechterrollen prägten ihr bewegtes Leben und ihre Karriere.
Als Mitglied der Kommunistischen Partei ging sie später in die Ukraine, nach Kharkov (heute Kharkiv), um sich an der Planung sozialistischer Wohnsiedlungen zu beteiligen. Dort heiratete sie den niederländischen Architekten Mart Stam, der zur der vom Frankfurter Stadtbaurat Ernst May geführten „May-Brigade“ gehörte.
Anfang der 1930er Jahre zog das Paar nach Amsterdam um. 1935 eröffneten sie gemeinsam ein Architekturbüro und ihre Tochter wurde geboren. Mitten im Zweiten Weltkrieg beendete Lotte Stam-Beese ihr Studium an der Architekturakademie in Amsterdam; von Mart Stam ließ sie sich scheiden.
1946 tritt Lotte Stam-Beese — als erste Frau — eine Stelle im Amt für Stadtplanung in Rotterdam an. In den folgenden zwanzig Jahren realisierte sie Wohnsiedlungen, darunter Kleinpolder, Pendrecht und Ommoord. Sie verstand das zivilisierende Potential von Stadtplanung und stattete die Siedlungen mit großzügigen gemeinschaftlich genutzten Flächen aus. Dabei blieb sie ihren sozial orientierten Gesellschaftsidealen stets treu, zutiefst davon überzeugt, dass “das Land uns allen gehört”.
In Schlesien geboren, studierte Lotte Beese 1928 als eine der ersten Frauen Architektur am Bauhaus. Mit dem verheirateten Hannes Meyer, Direktor des Bauhauses, ging sie eine Affäre ein. Als die Beziehung publik wurde, musste sie ihr Studium abbrechen. Sie arbeitete danach als Architektin in Berlin und Brno, wo der gemeinsame Sohn zur Welt kam.