Semra Uygur Eine Architektin erschafft Bauten für Kultur und Bildung
Nachdem sie an der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) ihr Diplom (1980) und den Master (1984) gemacht hatte, begann sie 1986 mit Özcan Uygur zusammen eine über 35 Jahre andauernde gemeinsame partnerschaftliche Praxis auf dem Gebiet der Architektur.
Im Planungsprozess regen sie sich gegenseitig an, und wenn es manchmal auch harte Auseinandersetzungen gibt, so erreichen sie doch schließlich gemeinsam ihr Ziel, wie Semra Uygur betont.
Uygur Mimarlık bekam 38 Preise und Belobigungen, davon acht erste Preise für fertiggestellte Bauwerke oder für Wettbewerbe, an denen das Büro teilnahm. Sie planten Bauwerke und in größerem Maßstab ganze Areale, wobei der Schwerpunkt auf Bauten für Kultur und Bildung lag. Insbesondere entwarf das Büro das neue Zuhause des Symphonieorchesters des Präsidiums der Republik (Cumhurbaşkanlığı Senfoni Orkestrası), womöglich das wichtigste Kulturgebäude der Türkei.
Dieses Projekt, das 1992 aufgrund eines Wettbewerbs gewonnen wurde, öffnete 2020 nach einem langen und schwierigen Fertigungsprozess, der einzig durch die Hinzuziehung der Uygurs gelang. Doch die Architekten wurden nicht zur Eröffnung eingeladen, und in der nachträglich versandten Einladung wurde vergessen, dass Semra Uygur eine der Planerinnen des Projekts war, was in Architektenkreisen große Empörung hervorrief.
Das Interesse für Bauten im Bildungsbereich kann man auch mit dem von Uygur Mimarlık entwickeltem Verständnis von öffentlicher Architektur erklären. Der als „Dialogische Architektur“ charakterisierte Ansatz nimmt die späteren Nutzer*innen mit ihren Bedürfnissen wichtig und bindet sie in den Planungsprozess ein. Genauso werden sie von den Werten beeinflusst, die bei der Entstehung der Bauwerke bestimmend waren. Semra Uygur, die viele Bauten im Bildungsbereich entworfen hat, lenkt den Blick auf die soziale Dimension der Architektur und betont, dass die Kinder in der Schule das öffentliche Leben kennenlernten, dass Schulen die ersten Räume der Sozialisation seien. So waren unter ihren Projekten die preisgekrönten Entwürfe für den Campus des TED Ankara Kollegs und für 44 Schulen in Istanbul im Rahmen von ISMEP (Projekt für Verbesserung von Katastrophenschutz und Erdbebensicherheit). In Istanbul, wo wegen des Erdbebenrisikos geplant ist, 44 staatliche Schulen neu zu bauen, lehnte Uygur Mimarlık es ab, einen einheitlichen Typ zu entwickeln, vielmehr planten sie 44 einzelne Projekte, die individuell an die Bedingungen und Notwendigkeiten angepasst waren. Dabei schichteten sie wie bei vielen ihrer Projekte in einfacher Weise Betonformen aufeinander, so dass ineinander übergehende Räume entstanden, die durch Licht- und Farbelemente bereichert werden.
Man kann in dem Grad originell und anders sein, in dem es einem gelingt, unabhängig von den schnell wechselnden Interessen der Konsumgesellschaft zu bleiben und über das Gewöhnliche hinauszugehen.“ Artikel mit dem Titel „1 Frage 12 Architekten – Semra UYGUR“, veröffentlicht in der Reihe Zeitgenössische Architektur der Fachzeitschrift Konsept Projeler (H. 22, März 2012, S. 29)
Semra Uygur ist die Gründungspartnerin des Büros Uygur Mimarlık, eines der wichtigsten Büros, das nach 1980 in der Türkei mit entsprechenden Arbeiten in Erscheinung getreten ist.