Sterben

Deutschland
2024, 180 Minuten, Farbe, DCP
Deutsch
Türkische, Englische Untertitel
Regie: Matthias Glasner
Mit: Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld, Robert Gwisdek
Weltvertrieb: The Match Factory

Sterben ©Jakub Bejnarowicz / Port au Prince, Schwarzweiss, Senator

Berlinale 2024 Silberner Bär für das beste Drehbuch

Ein sehr deutscher Film. Nicht nur dass er das hochkarätigste Ensemble versammelt, das der deutsche Film derzeit zu bieten hat. Auch das Thema könnte deutscher nicht sein. Eine Familie, die eigentlich alles hat, Geld, Ansehen, Begabung, und doch zerrütteter nicht sein könnte. Einen Schlüsselsatz sagt die von Corinna Harfouch, der Grande Dame des deutschen Kinos, gespielten Mutter zu ihrem Sohn, dargestellt von Lars Eidinger, nicht minder berühmt (und begabt): Sie wisse ja, er liebe sie nicht, aber das sei ok, sie liebe ihn ja auch nicht. Diese Ungeheuerlichkeit, als nüchterne Tatsache in den Raum gestellt und doch in einer Art ausgesprochen, die von einem Kraftakt bis zur physischen Erschöpfung zeugt, muss man erst mal sacken lassen. Und dort, abgesunken in die Tiefe des Bewusstseins, bleibt sie dann liegen. Wenn dem so ist, wie damit umgehen? Und das ist ja noch nicht alles. Um das Dreamteam Harfouch/Eidinger sind die Lebens- und Sterbensgeschichten anderen Personen gestrickt, Vater, Schwester, Liebhaber(in), Kind… Es ist eine Melange aus eisigster Gefühlskälte und hitzigster Emotion, ausufernder Tragik und slapstickhafter Komik, dass einem das Lachen genauso im Halse stecken bleibt, wie die Tränen auf der Wange gefrieren. Oder, wie es die Berliner Zeitung nach der Premiere bei der Berlinale formuliert hat: „Wenn man nach den drei Stunden auf die Straße entlassen wird und in die gehetzten Großstadtgesichter guckt, dann sind sie plötzlich direkt wieder da. Die sind ja wirklich so, zwischen Hamburg und Berlin. Gut vorstellbar, dass die internationalen Gäste sich am Ende zuraunen werden: ‚Müssen Sie gesehen haben: diese starrköpfigen, herzkranken Deutschen, herrlich!‘“ Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner hat den Film seinem Vater gewidmet: Willkommen in Deutschland.

Regie: Matthias Glasner

Matthias Glasner © Matthias Glasner

Filmografie (Auswahl)

1995 Die Mediocren
1996 Sexy Sadie
2000 Fandango
2006 Der freie Wille
2009 This Is Love
2011 Gnade
2015 Blochin: Die Lebenden und die Toten (Serie)
2024 Sterben