Zu Beginn der Dreharbeiten ist er 90, zum Ende 96. Faruk, der Vater der Regisseurin Aslı Özgen, lebt in Istanbul, das Haus, in dem sich seine Wohnung befindet, ist vom Abriss bedroht. Gentrifizierung, verbrämt als erdbebensichere „Verschönerung“. Doch Faruk ist weit mehr als eine Parabel über den Wandel der Zeit und die Kapitalisierung, der die Schwachen zum Opfer fallen. Zusehends verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, der Film im Film – dass Asli ihren Vater filmt, tritt deutlich zutage – unterstreicht die Inszenierung, sogar Traumsequenzen sind eingewoben, sodass immer weniger nachvollziehbar ist, was zeigt reale Geschehnisse, was ist gestellt, was ist reine Erfindung. Klar ist nur, das Verhältnis zwischen Vater und Tochter – er ein alter Mann, der sich gegen den Verlust seiner Wohnung in Istanbul stemmt, sie eine vielbeschäftigte Filmemacherin, die in Berlin lebt und von Festival zu Festival reist – ist nicht so einfach, wie es zu Anfang den Anschein hat. Aber umso reichhaltiger, Stärken und Schwächen inklusive. Ein Mann, seine Tochter, eine Wohnung – eine Dreiecksbeziehung, die ein Leben ausmacht. „Man meint, in diesem schönen, leisen Film von Aslı Özge die Fäden zu spüren, die einen Menschen mit seiner Umgebung verbinden“, schreibt der Berliner Tagesspiegel.