„Was soll das für ein Film werden? Ein Musical?“ Filme, die in Deutschland gefördert werden wollen, müssen klar definiert sein, in ein Raster passen. Shahid tut das überhaupt nicht. Musical ist dabei, das schon, aber auch Doku, Fiction, Komödie, Tragödie, Drama, Film im Film – what you want. Die aus dem Iran stammende Regisseurin hat einen Film gedreht, der ihr eigenes Schicksal in den Mittelpunkt stellt, aber nicht sie selbst. Narges Shahid Kalhor lautet ihr vollständiger Name, wobei Shahid für Märtyrer steht, weil ihr Urgroßvater, der für die „Freiheit“ fiel, posthum diesen Namensbestandteil vererbt hat – den Narges loswerden will, denn er ist keine Ehre, sondern eine Bürde, verbunden mit verkrusteten, patriarchalen Denkmustern. Doch sie scheitert nicht nur an den deutschen Behörden – eine Namensänderung muss mit einem belastbaren psychologischen Gutachten erstritten werden – sondern auch an ihrem Urgroßvater selbst, der mit einem Trupp Männer um sie herumtanzt, kaum dass sie das Haus verlässt, und ihr unter die Nase reibt, welch Schande sie für die Familie darstellt. Doch Narges ist gar nicht Narges. Sie lässt sich von einer Schauspielerin darstellen, der sie Regieanweisungen gibt – bis hin zum großen Showdown. Ein Film, der alles gibt, um sich einem Thema zu stellen, dass einem alles abverlangt. Die eigene Vergangenheit, die Brüche in der Biografie, die Abnabelung von der Herkunftsfamilie, die Migration, das Ankommen – oder auch nicht – in der neuen Gesellschaft. Bei der Berlinale hat das Shadid den Caligari-Preis eingebracht: „Ein Befreiungsschlag aus den Zwängen von Konvention und Tradition, ein Film, nach dem alles möglich zu sein scheint.“
2011 München–Teheran (Kurzfilm)
2015 Lavaschak (Kurzfilm)
2019 In the Name of Scheherazade
2021 SuperEnki from Osterwald (Kurzfilm)
2023 Sensitive Content (Kurzfilm)
2024 Shahid