Die Ausstellung Three Doors von Forensic Architecture/Forensis, der Initiative 19. Februar Hanau und der Initiative im Gedenken an Oury Jalloh ist vom 27.9 bis 28.12.2024 in dem Ausstellungsort Depo in Istanbul zu sehen. Die preisgekrönte Ausstellung untersucht die Mechanismen von strukturellem Rassismus und die Versäumnisse der Behörden in zwei Fällen rassistischer Gewalt in Deutschland. Die Ausstellung hat deutschlandweit seit ihrer Premiere am Frankfurter Kunstverein 2022 mehrere Stationen durchlaufen und ist jetzt erstmal auch außerhalb Deutschlands zu sehen.
Über die Ausstellung hinaus reflektiert eine öffentliche Reihe mit Diskussionen, Panels, Runden Tischen, Filmvorführungen, Theaterstücken und szenischen Lesungen über Rassismus, soziale Gerechtigkeit und Marginalisierung in Deutschland. Sie untersucht, wie Ideologien und populistische Narrative Gewalttaten mitverantworten und dazu beitragen, dass bestimmte Communitys an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Die Reihe bringt Expert*innen, Wissenschaftler*innen Künstler*innen und Aktivist*innen zusammen, die einen Raum für Dialog, Bewusstseinsbildung und Community-Empowerment in Deutschland und der Türkei eröffnen. Dieses Begleitprogramm ist eine Kooperation zwischen dem Goethe-Institut Istanbul, Anadolu Kültür, der Stiftung Mercator, der Heinrich-Böll-Stiftung Istanbul und der Kulturakademie Tarabya. Es präsentiert Stimmen der Initiative 19. Februar Hanau und der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, zweier Organisationen, die von Familien der Opfer des rassistischen Terroranschlags von Hanau 2020 ins Leben gerufen wurden.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung Three Doors beginnt am 28. September mit einer Präsentation von Robert Trafford (Forensic Architecture) und Dimitra Andritsou (Forensis) sowie mit Vertreter*innen der Initiative 19. Februar Hanau und der Bildungsinitiative Ferhat Unvar. Führungen durch die Ausstellung am 28. September, am 4. Oktober und am 22. November mit Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau), Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya, vermitteln tiefere Einblicke in die Geschehnisse.
Am 12. Oktober findet unter dem Titel Ästhetische Brechungen des NSU-Komplexes ein Runder Tisch mit den Wissenschaftlerinnen Başak Ertür und Banu Karaca, der Kuratorin und Pädagogin Ayşe Güleç und der Künstlerin Natascha Sadr Haghighian statt, der hinterfragt wie der Nationalsozialistische Untergrund (NSU), eine deutsche Neonazi-Terrorgruppe, die für zehn Morde verantwortlich ist, jahrelang unentdeckt bleiben konnte, obwohl zahlreiche verdeckte Ermittler und V-Leute um und in der Organisation tätig waren. Auf der Podiumsdiskussion Rassistisch motivierte Morde in der Türkei – die Fälle Festus Okey und Dina am 9. November erörtern der Anwalt Murat Deha Boduroğlu, die Künstlerin Banu Cennetoğlu, die Anwältin Gülyeter Aktepe und die Aktivistin Fatma Gül Altındağ diese tragischen Ereignisse.
Die Reihe endet am 14. Dezember mit einem Gespräch zu den Arbeitsmethoden von Forensic Architecture mit Eyal Weizman, dem Gründer des Recherchezentrums. Das künstlerische Programm, kuratiert vom Goethe-Institut und der Kulturakademie Tarabya, präsentiert kritische Beiträge in Literatur, Film und Theater zum Thema Rassismus. Die szenische Lesung von Necati Öziris mehrfach ausgezeichneten Roman Vatermal, Tuğsal Moğuls Theaterstück AND NOW HANAU, auf die Bühne gebracht von den Theatern Münster und Oberhausen in Kooperation mit Kumbaracı50, und die Vorführung von Aslı Özarslans preisgekröntem Film Ellbogen veranschaulichen, wie sich Künstler*innen auf ästhetische Weise mit den Mechanismen von Rassismus auseinandersetzen.