Anna van der Merwe

Anna van der Merve 2300 x 1000 © Bernhard Ludewig

"Lassen Sie sich von Stolpersteinen auf dem Weg nicht entmutigen - geben Sie einfach Gas!"

Orchester-Musikerin bei den Joseph-Keilberth-Akademie der Bamberger Symphoniker

1. Warum haben Sie sich für diese Ausbildung in Deutschland entschieden?

Nach Abschluss meines Masterstudiums im Fach Violine in Österreich musste ich erst einmal Berufserfahrung sammeln, um herauszufinden, ob ich eine Karriere in der klassischen Musik einschlagen wollte. Ich hatte durch Kollegen*innen von den Ausbildungsstellen gehört, die in verschiedenen deutschen Orchestern angeboten werden, und beschloss, dass dies die perfekte Gelegenheit für mich wäre, um herauszufinden, ob ich tatsächlich als Vollzeitmusikerin arbeiten wollte.


2. Wie haben Sie sich vorbereitet und wie verlief das Bewerbungsverfahren?

Für alle klassischen Musiker gibt es eine wunderbare Website namens muvac, https://www.muvac.com/de . Das ist ein Jobportal für Musiker*innen und Orchester auf der ganzen Welt, auf dem man freie Stellen und Ausbildungsplätze finden kann. Muvac geht sogar noch einen Schritt weiter, indem es das Bewerbungsverfahren zwischen der Verwaltung, den Kandidat*innen und den Gutachter*innen erleichtert. Der Bewerbungsprozess war recht einfach, ich musste nur all meine Dokumente wie Zeugnisse, Lebenslauf und Motivationsschreiben hochladen. Der schwierige Teil begann, nachdem ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten hatte. So aufregend es auch war, ich musste mich gut auf mein Vorspielen vorbereiten, da ich mit hervorragenden Musiker*innen aus der ganzen Welt konkurrieren würde. Zu meinem Glück wurde mir ein Platz bei den Bamberger Symphonikern angeboten und ich konnte mit der Ausbildung beginnen.


3. Welche persönlichen und fachlichen Voraussetzungen sind Ihrer Meinung nach für diesen Beruf wichtig?

Die Ausbildung ist offen für alle, die einen Bachelor-Abschluss in Musik haben. Man sollte gut mit Menschen umgehen können, da das Musizieren mit vielen zwischenmenschlichen Emotionen verbunden ist. Man muss nicht nur sein Instrument beherrschen, sondern auch sehr diszipliniert sein, da die klassische Musikbranche sehr wettbewerbsorientiert und anspruchsvoll ist.


4. Was haben Sie während Ihrer Ausbildung im Orchester gelernt?

Die Ausbildung fand innerhalb des Orchesters statt und dort wird sowohl der theoretische als auch der praktische Teil abgedeckt. Wir sind auch als Teil des Orchesters aufgetreten, was uns geholfen hat, uns daran zu gewöhnen, vor einem großen Publikum zu spielen. Neben dem Üben besuchten wir Kurse zur Stressbewältigung, Meditation und über Präsentationstechniken. Besonders gefallen hat mir das Outreach-Programm der Bamberger Symphoniker, welches es den Studenten ermöglicht, Schulkinder zu unterstützen und zu betreuen und sie an klassische Musik und Instrumente heranzuführen.


5. Welchen Rat haben Sie für Südafrikaner*innen, die an einer Ausbildung interessiert sind?

Wenn es möglich ist, sollte man sich mindestens ein Jahr im Voraus bewerben. Bei den meisten Orchestern gibt es eine Kontaktperson, also scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen. Auch wenn das Beherrschen der deutschen Sprache keine Voraussetzung für diese Ausbildung ist, würde ich dennoch empfehlen, die Grundlagen zu lernen.


6. Wie sieht ein normaler Arbeitstag im Orchester für Sie aus?

Ein typischer Tagesablauf ist immer unterschiedlich, da wir oft abends arbeiten. Es ist sehr wichtig, dass man gesund bleibt, deshalb versuche ich tagsüber zu meditieren und Yoga zu machen. Bei den Proben führt uns unser Dirigent durch das Stück, einen Abschnitt nach dem anderen, dann wird alles zusammengefügt und wir üben, bis es perfekt ist.


7. Was gefällt Ihnen am meisten daran, in einem Orchester zu spielen?

Mir gefällt, dass wir mit Musik kommunizieren können, ohne zu sprechen. Wir sind ein sehr großes Orchester, und die Tatsache, dass wir so gut zusammenspielen und so schöne Musik produzieren können, erstaunt mich immer wieder.


8. Was sind Ihre beruflichen Ziele?

Ich würde gern weiter im Gürzenich-Orchester Köln arbeiten und wenn möglich ein Förderprogramm für angehende Musiker*innen in Südafrika aufbauen. Das wäre der perfekte Austausch zwischen den beiden Ländern, denn ich glaube, dass beide Länder viel voneinander lernen können.

Dieses Interview wurde von Sinenhlanhla Buthelezi geführt. Wir freuen uns, dass Buthelezi bei der Deutschen Welle Akademie in der Abteilung Medienentwicklung arbeitet.

Folgen Sie uns