„Traincharmachameleon" von Goodloe Byron
In den Augen der Betrachter
In einer öffentlichen Ausschreibung wurde von den Bürgerinnen und Bürgern der Umgebung die Wahl gegeben, ein Kunstwerk für eine nach dem Abriss eines alten Gebäudes freiliegende Mauer auszuwählen. Der Entwurf Traincharmachameleon von Goodloe Byron aus dem nahegelegenen Frederickton gewann den Wettbewerb.Grund mag zum einen die clevere Idee des Künstlers gewesen sein, die für das Jahr 2023 geplante Eröffnung einer neuen Bahntrasse mit einem Chamäleon in Gestalt eines Zuges anzukündigen, wobei das Tier selbst die Transformation des Innenstadtbezirks symbolisiert. Oder vielleicht war es auch die Tatsache, dass das Motiv keinen Schönheitswettbewerb gewinnen könnte. Zittrig steht es auf krummen Beinen, es blickt unsicher, ängstlich in die nahende Zukunft. Vielleicht ist es auch eben die Transformation in einen Light Train, die es betrübt. Farblich changiert es von seinem hellgrünen Kopf in ein düsteres Oliv/braun, das den auf den Körper gemalten silbergrauen Zug umschließt, wobei nicht klar ist, ob Körper und Zug verschmelzen, oder ob es sich bei dem gesamten Zug eventuell um Nahrung handelt – schließlich sind die Fahrgäste Insekten.
Möglicherweise hat sich das arme Tier an dem Zug verschluckt. Die Ästhetik dieses Wandbildes folgt keinem herkömmlichen Muster, es ist widersprüchlich. Das Kindchenschema das Tieres reibt sich an seiner objektiven Hässlichkeit, das Zukunftsmotiv wird durch seine offensichtlichen Zweifel relativiert und auch die Täter-Opfer-Verhältnisse sind nicht geklärt. Ein klassischer Fall von pretty Ugliness, schöner Hässlichkeit.