„Solo Amor“ von Arty & Chikle
Es tut gut, jeden Tag auf dem Weg von Zuhause zur Metro-Station Juárez diese beiden sich umarmenden Figuren zu sehen. Es ist so, als würde die Stadt dich umarmen.
Michel Curiel, wohnt in der Nachbarschaft
Man kann es kaum glauben, dass man jedes Mal am Ausgang der Metro‑Station Juárez von zwei Füchsen dazu gebracht wird, den Blick zu heben. Dieses Wandbild, das der Stadtlandschaft in Mexiko-Stadt Farbe verleiht, nennt sich Nur Liebe (Solo amor). Die Autoren des Werkes, Arturo Cejundo Limón und Eduardo Dávila Arias (auch bekannt als Arty & Chikle), sind Graffiti-Künstler und zugleich ein Paar. Ihr riesiges Werk, das als Bruch mit der Heteronormativität in der Straßenkunst gilt, zeigt zwei Füchse in Grautönen, die sich bei Vollmond umarmen.
„Wir wurden vom Museo del Juguete Antiguo, MUJAM, und dem Instituto de la Juventud, INJUVE, dazu eingeladen. Sie haben uns bei der Gestaltung viel Freiheit gegeben und waren schon von unserer Skizze begeistert“, erzählen die beiden Künstler.
Obwohl Nur Liebe keine leuchtenden Farben hat, stärkt es die LGBTIQ*‑Gemeinschaft durch seine beiden männlichen Figuren, die ihre Liebe füreinander zeigen: „Wir sind berührt und erfüllt von dem Gefühl, dass sich andere in der Gemeinschaft repräsentiert fühlen. Das Wandbild ist eine Art zu sagen: Hier sind wir.“
Denn obwohl Mexiko-Stadt im November 2015 als schwulenfreundlich erklärt wurde, ist noch einiges zu tun. Das monumentale Werk von Arty & Chikle gilt nicht nur als Form der Sichtbarmachung, sondern eröffnet zugleich den Weg zu einem harmonischen Miteinander mit denen, die außerhalb der Gemeinschaft stehen.
Obwohl es in Mexiko-Stadt noch andere LGBTIQ*-bezogene Wandmalereien gibt, ist diese sehr explizit:
„Nur Liebe ist etwas Einfaches, mit großer Aussagekraft, vor allem ist es jedoch ein Meilenstein im Graffiti“, äußerten Arty & Chikle vor dem Hintergrund, dass es in der Straßenkunst immer noch Homophobie und Machismo gibt. Ein solches Wandbild, das Vielfalt repräsentiert, zeigt, dass die Straßenkunst eine freundliche Umgebung für alle sein kann.
Ob du nun Teil der LGBTIQ*-Gemeinschaft bist oder nicht, wirst du jedes Mal beim Vorbeigehen an der Metro-Station Juárez aufblicken, um Liebe zu sehen – die Darstellung von Liebe.
MEHR ALS NUR TECHNIK
Es ist nicht das erste Mal, dass sie im Großformat malen, jedoch hatten Arty & Chikle dieses Mal technische Probleme: „Einmal, während wir am Malen waren, hingen wir zwei Stunden lang auf der Schaukel fest. Wir hatten beide kein Handy dabei und unser Helfer war gerade weg. Also mussten wir warten, bis er zurückkam. Dann war uns eine Woche lang schwindelig.“
ÜBER DIE KÜNSTLER
Bevor sie das Duo Arty & Chikle gründeten, hatten Arturo Cejundo Limón (Arty) und Eduardo Dávila Arias (Chikle) bereits einen Ruf in der mexikanischen Graffiti-Szene. Doch lernten die beiden sich erst kennen, als ein Freund sie einlud, gemeinsam auszustellen: „Wir fingen an uns zu treffen und gemeinsam zu malen. Nach und nach entwickelte sich unsere Beziehung und es entstand unser gemeinsames Projekt Arty & Chikle“, erzählen sie.
Arty & Chikle haben ihre farbenfrohen Figuren in der ganzen Stadt verbreitet und zusätzlich auch an den Wänden verschiedener kultureller Einrichtungen gearbeitet, beispielsweise an den Wänden des Museo del Juguete Antiguo (MUJAM) und im Goethe-Institut Mexiko.