Ein neues Golden Diskó Ship-Album ist wie das neue Buch einer Lieblingsautorin. Man kann der überschäumenden Kreativität von Mastermind Theresa Stroetges jederzeit trauen, aber was genau sie in ihrem durch die Koordinaten elektronischer Musik einerseits und Pop andererseits abgegrenzten Universum zusammenmischt, gelingt auch auf Oval Sound Patch wieder zur Überraschung.
Catchy ist es geworden, und wer bisher noch nicht mit ihrer Arbeit vertraut war, findet hier einen guten Startpunkt. Es ist ein Album über das Vorwärtskommen, den Wechsel und die Zukunft. Obwohl sie die Verspieltheit ihrer früheren Alben (dieses ist das fünfte) nicht verloren hat, wirken diese neuen sechs liebevoll komponierten Tracks ausgereift und hymnisch. Ein Album wie ein Bündel Sonnenstrahlen.
Die Rückkehr des Rock! Nach dem relativ experimentellen Comeback-Album Die Gruppe, das eine eher introvertierte, kontemplative Geschichte war, zeigen Ja, Panik auf Don’t Play With The Rich Kids, dass sie noch Gitarrenriffs, gerufene Parolen, Orgeln und Bläsersätze können. Das Quartett um den Wiener Allround-Künstler Andreas Spechtl zeigt sich in ausgezeichneter Form und richtet ihren Blick nach vorn. Der spöttische Blick auf eine zerstörte Welt hat einem angenehmen Kampfgeist Platz gemacht, wie zum Beispiel die Antifa-Hymne Fascism is Invisible (Why Not You) beweist. Schön, dass es sie noch gibt.
Weißt du, da kämpft
wer eintausend Kämpfe in mir drin
Und
Keinen einzigen kann
ich gewinnen
Ja, Panik, „Kung Fu Fighter“
Kreidlers jahrzehntelange Arbeit an den unscharfen Grenzen von minimalem postmodernem Pop, Kraut-Dub und beschwingtem Mensch-Maschine-Groove beendet auf Twists (A Visitor Arrives) eine weitere Etappe auf ihrer Reise in das Innere der Musik. Das Album geht wie die von Golden Diskó Ship so schön beschriebene Well-Oiled Machine auf eine Reise ohne genaues Ziel und mit wechselnden Tempi, sie erzählen keine skandalträchtigen Geschichten, sondern sie erzählen von Zuständen, Wegen, Ideen. Der Weg ist das Ziel.
Toechter waren schon immer etwas anders. Aber mit ihrem zweiten Album gelingt ihnen die Emanzipation ihres engen Kammerpop-Konzepts zu einem ganz eigenen Entwurf wunderschöner Popmusik voll entrückter Melodien, verhallter Stimmen und einem Himmel voller Geigen.
Katrine Grarup Elbo, Lisa Marie Vogel und Marie-Claire Schlameus nehmen auch auf Epic Wonder wieder ihre Streichinstrumente (Violine, Viola, Cello) als Startpunkt der Kompositionen, was aber im fertigen Mix weniger offensichtlich ist und zu einem wesentlich balancierteren, reiferen und ausgearbeiteten Gesamteindruck ihrer Arbeit führt als noch bei ihrem Debut.
Überlange, instrumentale Kompositionen, die in epischer Breite auf eine fulminante Auflösung hinarbeiten, sind das Markenzeichen der Berliner Post-Noise-Rocker Zahn. Das Trio, angeführt vom Tourkeyboarder der Einstürzenden Neubauten Felix Gebhard zeigt auf seinem zweiten Album Adria weniger von dem knochentrockenen Math-Metal ihres Debuts, sondern setzen auf Vielseitigkeit, von den Tupfen der Surfgitarre bis zu den immer wieder auftauchenden Keyboardwänden, die den sehr strukturierten Tracks eine Emotionalität verleihen, die sie von der Konkurrenz absetzt.