Anna von Raison (AnnaVR) bezeichnet ihr Albumdebut als einen Rückzug aus der Welt der professionellen Musik. Nachdem sie sich bereits als Teenager, beeindruckt von einem Konzert von Herbie Hancock, zu einer Karriere als Pianistin entschlossen hatte, studierte sie dann Jazzpiano in Amsterdam und New York, und begann dann eine Karriere als Studiomusikerin. Nach Jahren der Auftragsarbeiten wurde sie als Solokünstlerin durch Neuaufnahme von Philip Glass‘ Etude No. 2 bekannt, die sogar auf des Maestros eigenem Label veröffentlicht wurde. Das jetzt erschienene Album Salvation mischt diesen Geist der Erneuerung mit diversen Einflüssen von Stravinski bis Rihanna zu einem einzigartigen modernen Soul.
Zusammengesetzt aus dem Berliner Garagenrock-Projekt Chuckamuck und der Punkband Marke, verfolgen die fünf Herren von Die Verlierer konsequent und vor allem mit großer Spielfreude und Kompetenz einen für den Punk der frühen 80er Jahre in Deutschland typischen Retrosound. Und auch wenn die gerufenen oder gebellten Parolen von Sänger Hannes Berwig eher wie vom ursprünglichen Spirit des Punk weitgehend befreites Gepose wirken, vermag es die raue Energie von Songs wie Stacheldraht oder Beton, die mal an deutsche Urgesteine wie Razzia oder Slime, manchmal an englische Helden wie die frühen Killing Joke oder Wire erinnern, den inneren Rebellen wieder auf den Plan zu rufen.
Kitty Solaris, Singer-Songwriterin aus Berlin, zieht ihre Inspiration von Klassikern wie Velvet Underground und Cat Power. Ihr verträumter, entrückter Pop, verziert mit allerlei verhallten Gitarren und sanften Synthies, handelt von einer besseren Welt, einer der Sonnenuntergänge und Dattelpalmen, in der die Menschen vom Wunsch nach Frieden geeint in die Zukunft blicken. Aber die minimalistische Produktion bietet auch Raum für eigene Gedanken, die Leichtigkeit der Produktion und die Einfachheit der Texte sind der Rahmen für die starke emotionale Tiefe der neun luftigen Songs von James Bond, des kürzlich erschienenen zehnten Albums.
Bei Radieschen ist es einfach: Sät man sie, wird man sie auch ernten. Das Jazzprojekt Ernte spricht aber eher von den Konsequenzen der herausfordernden weltweiten politischen Situation, die ungleich komplexere Ergebnisse zutage fördern. Das hochkarätig besetzte Quintett wagen aber keine Vorhersagen, sondern verhandeln die Zeichen der Zeit auf musikalischer Ebene, indem sie Jazzversionen antifaschistischer und antirassistischer Protestlieder aufgenommen haben. Sie interpretieren die alten Lieder mit einer enormen Vielschichtigkeit, lassen die klassischen Liedstrukturen hinter sich und loten die musikalischen Grenzen der Kompositionen in ausführlichen Improvisationen aus.
Dumbo Tracks als Soloprojekt des Kölner Produzenten jan Philipp Janzen zu bezeichnen, wäre sehr viel zu kurz gegriffen. Für Move With Intention skizzierten zunächst Philipp und sein KoProduzent Julian Stetter in einigen Studiosessions die Ideen, die zur Grundlage des Albums werden sollten und luden dann befreundete Musiker*innen zur Aufnahme der grundlegenden Spuren ein. In der finalen Phase kamen (unter anderem) Smile-Frontfrau Rubee Fegan, der kanadische Singer-Songwriter Marker Starling, der House Romantiker Portable, die Bonner Haunted-Pop-Künstlerin nothhingspecial und die Hamburger Techno-Visionärin Ada hinzu. Das Ergebnis: elektronischer Krautrock voll trippiger Anarchie und Techno-Swagger.