Vom Obdachlosen zum Unternehmer  „Seit meiner Kindheit wurde mir eingehämmert, ich sei ein Niemand“

Saschko Horondi fertigte seine ersten Rucksäcke aus gebrauchten Hemden und Jacken.
Saschko Horondi fertigte seine ersten Rucksäcke aus gebrauchten Hemden und Jacken. Foto: © Iryna Sereda | The Ukrainians

Saschko Horondi ist der Gründer des ukrainischen Labels Horondi, das sich auf die Herstellung von Rucksäcken, Taschen und Geldbörsen aus verschiedenen Materialien spezialisiert hat. Seine Produkte wurden bereits von berühmten Bloggern, dem Bürgermeister von Lwiw und der Band Go_A für ihren Eurovision-Auftritt bestellt. Trotzdem hält Saschko sich nicht für erfolgreich. Einer der Gründe dafür ist seine schwierige Vergangenheit.

Saschko hatte Probleme in der Kindheit, als Jugendlicher war er in eine kriminelle Organisation verwickelt, und sein einziger Ausweg war die Flucht in eine andere Stadt. Während der ersten Monate in Lwiw lebte Saschko am Bahnhof. Damals war er 19 Jahre alt. Später schloss er sich der Hilfsgemeinschaft des Emmaus-Haus „Oselia“ an, die sich seit mehr als 20 Jahren um Obdachlose kümmert und ihnen hilft, soziale Kontakte zu knüpfen.

Drei Jahre lebte Saschko in der Gemeinschaft und lernte dort nähen. Weitere vier Jahre verbrachte er in einem Sozialwohnheim, das die Organisation für ihre Schützlinge bereitstellt, um ihnen zu helfen, sich zu stabilisieren und ein Leben aufzubauen. „Oselia“ habe ihn verändert, sagt Saschko Horondi, und ihm Werte vermittelt, die für seine weitere Entwicklung wichtig seien.

Heute ist der inzwischen 33-Jährige längst in der Lage, eine eigene Mietwohnung zu unterhalten, zu reisen, Kunst zu machen und anderen zu helfen. Vor allem zu Beginn des großen Krieges nahm Horondis Werkstatt Geflüchtete auf und nähte später kugelsichere Westen. Heute arbeiten dort fünf Leute: Manche nähen Rucksäcke, andere kommunizieren mit den Kunden oder verschicken fertige Bestellungen. In Zukunft will Saschko ein eigenes Ladengeschäft eröffnen und versuchen, die Produktion auszuweiten. Sein Beispiel zeigt, dass der Weg der inneren Wandlung für jeden Menschen anders verläuft, ebenso wie die Suche nach der eigenen Identität.

 

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