Damit wir uns richtig verstehen
Bald können Maschinen für uns übersetzen. Wird dann niemand mehr Sprachen lernen? Das wäre ein Jammer, denn Fremdsprachen helfen uns nicht nur, die Welt zu begreifen, sondern auch uns selbst.
In Babylon, einer Stadt im fernen Orient, lebte einst ein Volk, das eine heilige Sprache sprach. Die Menschen aber waren übermütig und stolz und wollten sein wie Gott. Deshalb beschlossen sie, einen Turm zu bauen, so hoch, dass er bis an den Schöpfer heranreiche. Als Gott das sah, fuhr er voll Zorn herab und verwirrte die Sprache der Babylonier, sodass keiner den anderen mehr verstehen konnte und der Turmbau zu Babel abgebrochen werden musste. Das Volk aber wurde über die Erde verstreut und so kamen die unterschiedlichen Sprachen in die Welt.
Diese Geschichte vom Fluch der Vielsprachigkeit erzählen uns die Autoren des Alten Testaments im ersten Buch Mose. Ein paar Tausend Jahre später kämpft Alexander Waibel gegen die reale Sprachverwirrung an. Der Professor lehrt Informatik am Karlsruher Institut für Technologie, und wer seinen Vorlesungen lauscht, erlebt das Gegenteil von Babylon. Gerade spricht Waibel per Video aus dem 8300 Kilometer entfernten Seattle im Westen der USA zu seinen Karlsruher Studenten. Seine Technik überbrückt dabei nicht nur einen ganzen Kontinent und einen Ozean, sondern etwas noch Gewaltigeres – die Verschiedenartigkeit der Sprachen.
Waibel spricht in der Videovorlesung englisch, und eine Software namens Lecture Translator („Vorlesungsübersetzer“) blendet deutsche Untertitel für seine badischen Studenten ein, als wär’s eine Serie auf Netflix. Das geschieht live: Das Programm kennt Waibels Vorlesung nicht im Voraus, es protokolliert seine Worte in Echtzeit und übersetzt sie simultan. Vor fünf Jahren wurde das Programm am Karlsruher Institut für Technologie gestartet als Service für ausländische Studierende, die den deutschsprachigen Vorlesungen nur mühsam zu folgen vermochten. Im Sommersemester 2020 funktioniert es umgekehrt: Waibel spricht, da er gerade in den USA lebt, englisch. Seinen Karlsruher Studenten serviert der Übersetzer nun Untertitel auf Deutsch. Der weltweite Boom in der Konferenztechnologie macht das Lernen aus der Ferne heutzutage immer üblicher | © Pixabay Die Technik, zu deren Vätern Alexander Waibel zählt, macht gerade große Schritte hin zu einem fantastischen Gerät aus der Welt der Science-Fiction: dem universellen Dolmetscher. Babelfisch nannte der britische Schriftsteller Douglas Adams jenes galaktisch-polyglotte Wesen, das er 1979 in seiner Romanreihe Per Anhalter durch die Galaxis ersonnen hatte: Wer sich einen Babelfisch ins Ohr steckt, kann augenblicklich alle Sprachen verstehen. 2020 ist die Menschheit tatsächlich auf dem Weg, die Sprachgrenzen zu überwinden: Spracherkennung macht aus Gesprochenem augenblicklich Geschriebenes, Übersetzungsprogramme dolmetschen, und die Sprachsynthese verwandelt Buchstaben zurück in Laute – so werden Maschinen zu Souffleusen. Sie sprechen aus ganz alltäglichen Apparaten, etwa Bluetooth-Ohrstöpseln, wie sie viele beim Joggen und einige schon den ganzen Tag lang tragen. Längst flüstern uns Fremdsprachen-Apps wie Google Translate oder der Microsoft Translator arabische und chinesische Textfetzen auf Deutsch ins Ohr.
Noch sorgt die Technik für Verzögerungen, noch produziert sie kuriose Missverständnisse, etwa wenn die Sprecher nuscheln, doch Microsoft und Google arbeiten längst an perfekten Dolmetschern, ebenso die Technologie-Riesen Baidu und Alibaba in China. Und Anfang der Woche stellte Apple die neue Version seines iPhone-Betriebssystems vor, das künftig zwischen elf Sprachen hin und her übersetzen soll. Ein Menschheitstraum nähert sich seiner Erfüllung: müheloses Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg.
Welch eine Erleichterung für gequälte Schüler, gestresste Managerinnen und verwirrte Reisende. Keine Vokabeln, keine Grammatik, kein Radebrechen mehr – eine Welt ohne sprachliche Schlagbäume. Unternehmen könnten sich Investitionen in Sprachkurse für ihre Mitarbeiter sparen und auch die Kosten für Übersetzer und Dolmetscher. Deren Branche setzt allein in Deutschland jährlich eine Milliarde Euro um.
Und doch: Vielen Menschen macht es Freude, neue Wörter, fremde Klänge und ungewohnte Ausdrucksweisen zu erlernen. Zwei Drittel aller Deutschen können sich in einer Fremdsprache unterhalten, etwa jeder dritte davon sogar in zweien oder dreien. Sie tun das vor allem im Urlaub, im Internet oder im Gespräch mit Freunden. Über eine Million Anmeldungen für Sprachkurse zählten die Volkshochschulen im Jahr 2018 (Anfang der Neunziger waren es weniger als ein Zehntel davon). Und als im Corona-Lockdown die Leute ihre „Was ich immer schon machen wollte“-Listen schrieben, stand bei vielen offenbar „Eine neue Sprache lernen“ drauf. Die Berliner Online-Plattform Babbel, Anbieter der nach eigenen Angaben weltweit meistverkauften Sprachlern-App, verzeichnete einen rasanten Anstieg der Anmeldungen. Als im März das öffentliche Leben heruntergefahren wurde, gingen die Zahlen durch die Decke: plus 200 Prozent im Vergleich zum Monatsende des Vorjahrs. Und die meisten lernen aus reiner Freude: „Interesse an Sprache und Kultur“ lautet die Motivation bei jedem Dritten. Für die Arbeit lernt nur jeder Achte. Sprachenlernen – ein Freizeitvergnügen mit Sinn.
Was geht also verloren, wenn wir Kommunikation in fremden Sprachen mithilfe von Apparaten erledigen? Und was macht das Lernen einer Sprache mit uns? Hirnforscherinnen und Psychologen, Linguisten und Soziologinnen erforschen, wie Mehrsprachigkeit sich auf das Denken und Fühlen auswirkt, ob sie klüger macht oder sozialer, wie sehr sie tatsächlich den Horizont erweitert. Und sie streiten darüber. Computerkodierung ermöglicht, dass persönliche Geräte bereits als Mini-Dolmetscher funktionieren können. | © Pexels / Markus Spiske Gerade hat eine neue, groß angelegte Studie diese Kontroverse befeuert. Forscher am Brain and Mind Institute der University of Western Ontario untersuchten mehr als 11.000 Menschen, weil sie wissen wollten, ob die Zweisprachigen unter ihnen sich besser konzentrieren können. Das nämlich hatten zuvor viele psycholinguistische Studien nahegelegt, es wurde jahrzehntelang propagiert. Es geht um die „kognitive Kontrolle“, so nennen Hirnforscher ein ganzes Bündel von Fähigkeiten, das essenziell ist, um den Alltag auf die Reihe zu bekommen. Das Ergebnis der Brain-and-Mind-Studie: Die Zweisprachigen hatten nur einen winzig kleinen Vorsprung – und der verschwand ganz, sobald die Wissenschaftler Faktoren wie Bildungsstand oder Einkommen der Probanden herausrechneten. Ein Schlag für alle Sprachforscher, die in der Mehrsprachigkeit ein besonderes Hirntraining sehen.
So wie Ellen Bialystok. Die Psychologin von der York University in Toronto ist eine Pionierin auf diesem Gebiet. Schon Mitte der Achtzigerjahre fand sie heraus, dass zweisprachige Kinder besser zwischen Form und Inhalt von Texten unterscheiden können als einsprachige. „Äpfel wachsen auf Nasen“ – solche Sätze hatte sie ihnen vorgelegt und sie gebeten zu prüfen, ob diese grammatikalisch korrekt waren. Auf den inhaltlichen Unsinn reagierten viele Kinder empört, erzählt die Psychologin. Die Zweisprachigen unter ihnen hätten diese Irritation aber besser ausblenden und sich auf die Grammatik konzentrieren können (die ja völlig richtig war). „Doch das hatte gar nichts mit ihren Sprachkenntnissen zu tun,“ sagt Bialystok, „sondern damit, wie ihr Gehirn funktionierte: Es war grundsätzlich besser darin, mit Konflikten umzugehen.“
Und warum? Die Hypothese der Psychologin: Weil bei zweisprachigen Menschen immer beide Sprachen aktiv sind, muss sich ein Kontrollsystem im Gehirn ständig darum kümmern, dass sie die richtigen Wörter wählen und die jeweils andere Sprache ausblenden. „Generaldirektor“ nennt Bialystok dieses System. Es sorge dafür, dass wir uns auf das Relevante konzentrieren und Ablenkungen ignorieren. Dieser Generaldirektor werde durch die Zweisprachigkeit pausenlos trainiert. Das hieße: Fremdsprachen sind Hirntraining ganz nebenbei.
Die Forschung boomte und schritt voran, Studien, die behaupteten, Zweisprachige könnten sich besser auf eine Aufgabe konzentrieren und leichter zwischen Aufgaben hin- und herwechseln, häuften sich. Mit einem alltagsnahen Experiment demonstrierte dies einer von Bialystoks Doktoranden: Jason Telner setzte Testpersonen in einen Fahrsimulator und gab ihnen über Kopfhörer sprachliche Aufgaben – so als ob sie beim Autofahren mit dem Handy telefonierten. Und tatsächlich: Die Zweisprachigen unter ihnen ließen sich von der Ablenkung weniger beim Fahren stören.
Dass eine zweite Sprache ganz generell hilfreich sein könnte, zeigte die Psychologin Bialystok in einem Test mit Kindern aus sozial benachteiligten Einwandererfamilien. Sie wollte wissen, ob es von Vorteil sei, wenn die Kinder nicht nur die Sprache ihrer neuen Heimat, sondern auch die Herkunftssprache ihrer Eltern beherrschten. Und tatsächlich schnitt diese Gruppe, was die kognitive Kontrolle anging, besser ab als die einsprachigen Kinder. „Zweisprachigkeit bereichert die Armen,“ überschrieb Bialystok daher ihren wissenschaftlichen Artikel zum Thema. Einwandererkinder dazu zu drängen, ihre Herkunftssprache aufzugeben, sei ein Fehler, sagt die Psychologin: „Es ist ein Verlust für die Familien und eine Vergeudung von Chancen.“
Mehrsprachigkeit erschien bald als Wundermittel: für die Konzentration, für geistige Flexibilität und – weitergedacht – womöglich gar für soziale Gerechtigkeit. Zweisprachige Erziehung wurde zum Trend. In den vergangenen 15 Jahren stieg die Zahl der bilingualen Kitas auf mehr als das Dreifache, die der Grundschulen vervierfachte sich. Sogar Eltern, die selbst nicht zweisprachig sind, versuchen sich als Privatlehrer, trotz wackeliger Grammatik und schrägem Akzent. Irisch oder Englisch? Ein zweisprachiges Schild in Irland hilft jedem, zu wissen, wo er steht | © Klaus Hausmann / Pixabay Dann kam der Gegenschlag. „Die kognitiven Effekte der Zweisprachigkeit werden überschätzt,“ sagt Harald Clahsen. Der Psycholinguist von der Universität Potsdam erforscht ebenfalls seit Jahrzehnten das Lernen fremder Sprachen. „Ja, es gibt viele Studien, die positive Effekte gezeigt haben,“ räumt er ein, „aber viele haben auch gar keinen Effekt nachweisen können.“ Die wissenschaftliche Beweislage sei dürftig. Zudem bestreitet Clahsen, dass das Sprachenlernen etwas Besonderes sei. „Um Ihre kognitive Kontrolle zu trainieren, können Sie auch Gitarre oder Fußball spielen.“ Er sehe es mit Sorge, wenn Eltern ihre Kinder auf Mehrsprachigkeit drillten: „Das ist unter Umständen völlig überflüssig.“
Clahsen steht mit seinem Zweifel nicht allein, in den vergangenen Jahren wuchs die Skepsis. 2019 veröffentlichten zwei Sprachforscherinnen einen Überblicksartikel für die Britische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie hatten 800 Studien analysiert, ihre Schlussfolgerung: „Das Verhältnis zwischen kognitiver Kontrolle und Sprachlernerfolg ist komplex und inkonsistent.“ Das ist Forscherjargon für: Man weiß es nicht genau.
Doch haben Sprachen nicht vielleicht andere positive Effekte? Sie sind schließlich nicht bloß Hirnleistung – sie verbinden Menschen, sie sind eine soziale Kulturtechnik. Haben mehrsprachige Menschen also Vorteile im Miteinander? Auch dieser Frage gehen Sprachforscher nach. Im Jahr 2018 fasste der Psycholinguist Scott Schroeder von der amerikanischen Hofstra University den aktuellen Forschungsstand so zusammen: Zweisprachige Kinder können sich tatsächlich besser in andere hineinversetzen. Sie haben einen Vorteil bei dem, was die Wissenschaftler Theory of Mind nennen – also bei der Vorstellung davon, was in den Köpfen anderer vor sich geht.
Um so etwas zu erforschen, machen Psychologen zum Beispiel den „Smarties-Test.“ Sie zeigen einem Kind ein Smarties-Röhrchen und erlauben ihm, die Verpackung zu öffnen. Drin sind aber bloß Knöpfe. Dann fragen sie das Kind: „Was wird wohl eine andere Person darin vermuten?“ Wer über Theory of Mind verfügt, antwortet jetzt: „Smarties.“ Kleine Kinder aber sagen oft: „Knöpfe.“ Einen solchen Versuch hat die Kognitionsforscherin Ágnes Kovács mit Dreijährigen in Rumänien gemacht, die in ein- oder zweisprachigen Familien aufwuchsen. Jene Kinder, die täglich in zwei Sprachen unterwegs waren, beantworteten die Frage doppelt so häufig richtig. Ein beachtliches Ergebnis. Im Durchschnitt jedoch, das ergab die Überblicksanalyse von Scott Schroeder, ist der Vorsprung eher klein bis mittelgroß.
Warum aber können sich zweisprachige Kinder besser vorstellen, was andere denken? Forscher haben dafür mehrere Erklärungen. Es könnte daran liegen, dass sie ständig reflektieren müssen, ob ihr Gegenüber beide Sprachen versteht oder bloß eine – und welche. Vielleicht können die Kinder aber auch bloß ihre eigene Sichtweise besser ausblenden, dann wäre wieder der „Generaldirektor“ im Spiel. Neuere Studien deuten eher auf die erste Erklärung hin. Denn auch Kinder, die nicht zweisprachig sind, sondern nur regelmäßig einer fremden Sprache begegnen, können die Welt leichter mit den Augen anderer sehen. Das könnte schlicht an ihrer Erfahrung liegen, so Schroeder, „dass sich die eigenen Sprachkenntnisse von denen anderer Leute unterscheiden“. Klingt simpel, meint aber etwas Grundlegendes: die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Ausdrucksweise gibt und nicht nur einen Blick auf die Dinge.
Ellen Bialystok, die Pionierin der Erforschung der Mehrsprachigkeit, findet einen anderen Effekt von Fremdsprachen noch wichtiger: „Je älter meine Probanden waren, desto mehr profitierten sie von der Mehrsprachigkeit.“ Diese könne nämlich den kognitiven Abbau im Alter teilweise aufwiegen. Mehr noch: Als die Psychologin sich die Krankenakten von Demenz- und Alzheimerpatienten ansah, stellte sie fest, dass bei den zweisprachigen die Symptome der Krankheiten drei bis fünf Jahre später diagnostiziert worden waren. Offenbar konnten diese Menschen den Verlust des Denk- und Erinnerungsvermögens eine Zeit lang ausgleichen, sodass er sich erst später bemerkbar machte. Das war sogar auf Hirnscans zu sehen. Bialystok verglich Bilder von ein- und zweisprachigen Alzheimerkranken, die ähnlich starke Einschränkungen zeigten: Die Gehirne der Zweisprachigen waren stärker von der Krankheit gezeichnet als die der Einsprachigen. Trotz der größeren Schäden funktionierten sie also noch ähnlich gut. Bialystok sagt: „Diese Effekte sind real.“
Tatsächlich haben solche Erkenntnisse die heftige Kontroverse um die Vorteile der Mehrsprachigkeit überstanden. Sogar der Kritiker Harald Clahsen sagt: „Bei alten Menschen gibt es mehr Studien, die Vorteile für das Denkvermögen zeigen.“ Er rät deshalb, auch spät noch mit dem Sprachenlernen anzufangen: „Das ist absolut nicht hoffnungslos!“ Die Grammatik meistern auch noch sehr alte Lerner, fand er in Experimenten heraus. „Die leidet auch mit 80 noch nicht. Das hätte ich nicht gedacht.“ Das Vokabellernen falle älteren Menschen allerdings schwerer. Ihnen empfiehlt der Forscher Sprachlern-Apps: „Sie machen die Schwachstelle wett. Sie helfen, wieder und wieder dieselben Wörter zu pauken.“
So macht es zum Beispiel Hermann Schnitzler, 81, aus Grevenbroich bei Köln. Seit ein paar Jahren lernt er Englisch bei der Online-Plattform Babbel. „Es geht darum, durch Beschäftigung mit Sprache mein Gehirn zu trainieren,“ sagt der Vermessungsingenieur im Ruhestand. „Manchmal ertappe ich mich und sage, hoppla, jetzt denkst du ja auf Englisch!“ Technik, Naturwissenschaften, besonders Astronomie interessieren ihn, und da kommt er um Englisch nicht herum. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sich ohne Englisch im Internet bewegt.“
Sein Hobby geht für Schnitzler aber weit über Hirntraining und Lektürehilfe hinaus. „Englisch ist für mich wie eine Freundin, die immer da ist.“ In sein fröhliches Rheinisch mischt sich ein Schuss Pathos: Er könne sich vorstellen, dass in 50 Jahren „alle Menschen der Welt“ Englisch lernten. Was das für die Völkerverständigung bedeuten würde!
Unlängst, erzählt Schnitzler, habe er sich beim Einschlafen gedacht: „Man kann eine fremde Sprache mit einem Pferd vergleichen. Wenn man auf einem Pferd sitzt, kann man nämlich weiter sehen als ein Fußgänger.“ Weiter zu sehen vermehre das Wissen, was wiederum zum Verständnis beitrage. „Und Wissen und Verständnis – das ist Bildung.“
Damit hat der 81-Jährige aller Babelfisch-Technologie etwas voraus, auch wenn sie noch so raffiniert und bahnbrechend werden sollte: Übersetzungstechnik mag demnächst für weltweite Verständigung sorgen – doch Verständnis wecken für die Welt und für andere Menschen, das kann nur eine echte Kulturtechnik. Das Eintauchen in eine fremde Sprache.
Dieser Text erschien ursprünglich in Die Zeit, in der Ausgabe Nr. 27/2020 vom 25. Juni 2020.
Diese Geschichte vom Fluch der Vielsprachigkeit erzählen uns die Autoren des Alten Testaments im ersten Buch Mose. Ein paar Tausend Jahre später kämpft Alexander Waibel gegen die reale Sprachverwirrung an. Der Professor lehrt Informatik am Karlsruher Institut für Technologie, und wer seinen Vorlesungen lauscht, erlebt das Gegenteil von Babylon. Gerade spricht Waibel per Video aus dem 8300 Kilometer entfernten Seattle im Westen der USA zu seinen Karlsruher Studenten. Seine Technik überbrückt dabei nicht nur einen ganzen Kontinent und einen Ozean, sondern etwas noch Gewaltigeres – die Verschiedenartigkeit der Sprachen.
Waibel spricht in der Videovorlesung englisch, und eine Software namens Lecture Translator („Vorlesungsübersetzer“) blendet deutsche Untertitel für seine badischen Studenten ein, als wär’s eine Serie auf Netflix. Das geschieht live: Das Programm kennt Waibels Vorlesung nicht im Voraus, es protokolliert seine Worte in Echtzeit und übersetzt sie simultan. Vor fünf Jahren wurde das Programm am Karlsruher Institut für Technologie gestartet als Service für ausländische Studierende, die den deutschsprachigen Vorlesungen nur mühsam zu folgen vermochten. Im Sommersemester 2020 funktioniert es umgekehrt: Waibel spricht, da er gerade in den USA lebt, englisch. Seinen Karlsruher Studenten serviert der Übersetzer nun Untertitel auf Deutsch. Der weltweite Boom in der Konferenztechnologie macht das Lernen aus der Ferne heutzutage immer üblicher | © Pixabay Die Technik, zu deren Vätern Alexander Waibel zählt, macht gerade große Schritte hin zu einem fantastischen Gerät aus der Welt der Science-Fiction: dem universellen Dolmetscher. Babelfisch nannte der britische Schriftsteller Douglas Adams jenes galaktisch-polyglotte Wesen, das er 1979 in seiner Romanreihe Per Anhalter durch die Galaxis ersonnen hatte: Wer sich einen Babelfisch ins Ohr steckt, kann augenblicklich alle Sprachen verstehen. 2020 ist die Menschheit tatsächlich auf dem Weg, die Sprachgrenzen zu überwinden: Spracherkennung macht aus Gesprochenem augenblicklich Geschriebenes, Übersetzungsprogramme dolmetschen, und die Sprachsynthese verwandelt Buchstaben zurück in Laute – so werden Maschinen zu Souffleusen. Sie sprechen aus ganz alltäglichen Apparaten, etwa Bluetooth-Ohrstöpseln, wie sie viele beim Joggen und einige schon den ganzen Tag lang tragen. Längst flüstern uns Fremdsprachen-Apps wie Google Translate oder der Microsoft Translator arabische und chinesische Textfetzen auf Deutsch ins Ohr.
Noch sorgt die Technik für Verzögerungen, noch produziert sie kuriose Missverständnisse, etwa wenn die Sprecher nuscheln, doch Microsoft und Google arbeiten längst an perfekten Dolmetschern, ebenso die Technologie-Riesen Baidu und Alibaba in China. Und Anfang der Woche stellte Apple die neue Version seines iPhone-Betriebssystems vor, das künftig zwischen elf Sprachen hin und her übersetzen soll. Ein Menschheitstraum nähert sich seiner Erfüllung: müheloses Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg.
Welch eine Erleichterung für gequälte Schüler, gestresste Managerinnen und verwirrte Reisende. Keine Vokabeln, keine Grammatik, kein Radebrechen mehr – eine Welt ohne sprachliche Schlagbäume. Unternehmen könnten sich Investitionen in Sprachkurse für ihre Mitarbeiter sparen und auch die Kosten für Übersetzer und Dolmetscher. Deren Branche setzt allein in Deutschland jährlich eine Milliarde Euro um.
Und doch: Vielen Menschen macht es Freude, neue Wörter, fremde Klänge und ungewohnte Ausdrucksweisen zu erlernen. Zwei Drittel aller Deutschen können sich in einer Fremdsprache unterhalten, etwa jeder dritte davon sogar in zweien oder dreien. Sie tun das vor allem im Urlaub, im Internet oder im Gespräch mit Freunden. Über eine Million Anmeldungen für Sprachkurse zählten die Volkshochschulen im Jahr 2018 (Anfang der Neunziger waren es weniger als ein Zehntel davon). Und als im Corona-Lockdown die Leute ihre „Was ich immer schon machen wollte“-Listen schrieben, stand bei vielen offenbar „Eine neue Sprache lernen“ drauf. Die Berliner Online-Plattform Babbel, Anbieter der nach eigenen Angaben weltweit meistverkauften Sprachlern-App, verzeichnete einen rasanten Anstieg der Anmeldungen. Als im März das öffentliche Leben heruntergefahren wurde, gingen die Zahlen durch die Decke: plus 200 Prozent im Vergleich zum Monatsende des Vorjahrs. Und die meisten lernen aus reiner Freude: „Interesse an Sprache und Kultur“ lautet die Motivation bei jedem Dritten. Für die Arbeit lernt nur jeder Achte. Sprachenlernen – ein Freizeitvergnügen mit Sinn.
Was geht also verloren, wenn wir Kommunikation in fremden Sprachen mithilfe von Apparaten erledigen? Und was macht das Lernen einer Sprache mit uns? Hirnforscherinnen und Psychologen, Linguisten und Soziologinnen erforschen, wie Mehrsprachigkeit sich auf das Denken und Fühlen auswirkt, ob sie klüger macht oder sozialer, wie sehr sie tatsächlich den Horizont erweitert. Und sie streiten darüber. Computerkodierung ermöglicht, dass persönliche Geräte bereits als Mini-Dolmetscher funktionieren können. | © Pexels / Markus Spiske Gerade hat eine neue, groß angelegte Studie diese Kontroverse befeuert. Forscher am Brain and Mind Institute der University of Western Ontario untersuchten mehr als 11.000 Menschen, weil sie wissen wollten, ob die Zweisprachigen unter ihnen sich besser konzentrieren können. Das nämlich hatten zuvor viele psycholinguistische Studien nahegelegt, es wurde jahrzehntelang propagiert. Es geht um die „kognitive Kontrolle“, so nennen Hirnforscher ein ganzes Bündel von Fähigkeiten, das essenziell ist, um den Alltag auf die Reihe zu bekommen. Das Ergebnis der Brain-and-Mind-Studie: Die Zweisprachigen hatten nur einen winzig kleinen Vorsprung – und der verschwand ganz, sobald die Wissenschaftler Faktoren wie Bildungsstand oder Einkommen der Probanden herausrechneten. Ein Schlag für alle Sprachforscher, die in der Mehrsprachigkeit ein besonderes Hirntraining sehen.
So wie Ellen Bialystok. Die Psychologin von der York University in Toronto ist eine Pionierin auf diesem Gebiet. Schon Mitte der Achtzigerjahre fand sie heraus, dass zweisprachige Kinder besser zwischen Form und Inhalt von Texten unterscheiden können als einsprachige. „Äpfel wachsen auf Nasen“ – solche Sätze hatte sie ihnen vorgelegt und sie gebeten zu prüfen, ob diese grammatikalisch korrekt waren. Auf den inhaltlichen Unsinn reagierten viele Kinder empört, erzählt die Psychologin. Die Zweisprachigen unter ihnen hätten diese Irritation aber besser ausblenden und sich auf die Grammatik konzentrieren können (die ja völlig richtig war). „Doch das hatte gar nichts mit ihren Sprachkenntnissen zu tun,“ sagt Bialystok, „sondern damit, wie ihr Gehirn funktionierte: Es war grundsätzlich besser darin, mit Konflikten umzugehen.“
Und warum? Die Hypothese der Psychologin: Weil bei zweisprachigen Menschen immer beide Sprachen aktiv sind, muss sich ein Kontrollsystem im Gehirn ständig darum kümmern, dass sie die richtigen Wörter wählen und die jeweils andere Sprache ausblenden. „Generaldirektor“ nennt Bialystok dieses System. Es sorge dafür, dass wir uns auf das Relevante konzentrieren und Ablenkungen ignorieren. Dieser Generaldirektor werde durch die Zweisprachigkeit pausenlos trainiert. Das hieße: Fremdsprachen sind Hirntraining ganz nebenbei.
Die Forschung boomte und schritt voran, Studien, die behaupteten, Zweisprachige könnten sich besser auf eine Aufgabe konzentrieren und leichter zwischen Aufgaben hin- und herwechseln, häuften sich. Mit einem alltagsnahen Experiment demonstrierte dies einer von Bialystoks Doktoranden: Jason Telner setzte Testpersonen in einen Fahrsimulator und gab ihnen über Kopfhörer sprachliche Aufgaben – so als ob sie beim Autofahren mit dem Handy telefonierten. Und tatsächlich: Die Zweisprachigen unter ihnen ließen sich von der Ablenkung weniger beim Fahren stören.
Dass eine zweite Sprache ganz generell hilfreich sein könnte, zeigte die Psychologin Bialystok in einem Test mit Kindern aus sozial benachteiligten Einwandererfamilien. Sie wollte wissen, ob es von Vorteil sei, wenn die Kinder nicht nur die Sprache ihrer neuen Heimat, sondern auch die Herkunftssprache ihrer Eltern beherrschten. Und tatsächlich schnitt diese Gruppe, was die kognitive Kontrolle anging, besser ab als die einsprachigen Kinder. „Zweisprachigkeit bereichert die Armen,“ überschrieb Bialystok daher ihren wissenschaftlichen Artikel zum Thema. Einwandererkinder dazu zu drängen, ihre Herkunftssprache aufzugeben, sei ein Fehler, sagt die Psychologin: „Es ist ein Verlust für die Familien und eine Vergeudung von Chancen.“
Mehrsprachigkeit erschien bald als Wundermittel: für die Konzentration, für geistige Flexibilität und – weitergedacht – womöglich gar für soziale Gerechtigkeit. Zweisprachige Erziehung wurde zum Trend. In den vergangenen 15 Jahren stieg die Zahl der bilingualen Kitas auf mehr als das Dreifache, die der Grundschulen vervierfachte sich. Sogar Eltern, die selbst nicht zweisprachig sind, versuchen sich als Privatlehrer, trotz wackeliger Grammatik und schrägem Akzent. Irisch oder Englisch? Ein zweisprachiges Schild in Irland hilft jedem, zu wissen, wo er steht | © Klaus Hausmann / Pixabay Dann kam der Gegenschlag. „Die kognitiven Effekte der Zweisprachigkeit werden überschätzt,“ sagt Harald Clahsen. Der Psycholinguist von der Universität Potsdam erforscht ebenfalls seit Jahrzehnten das Lernen fremder Sprachen. „Ja, es gibt viele Studien, die positive Effekte gezeigt haben,“ räumt er ein, „aber viele haben auch gar keinen Effekt nachweisen können.“ Die wissenschaftliche Beweislage sei dürftig. Zudem bestreitet Clahsen, dass das Sprachenlernen etwas Besonderes sei. „Um Ihre kognitive Kontrolle zu trainieren, können Sie auch Gitarre oder Fußball spielen.“ Er sehe es mit Sorge, wenn Eltern ihre Kinder auf Mehrsprachigkeit drillten: „Das ist unter Umständen völlig überflüssig.“
Clahsen steht mit seinem Zweifel nicht allein, in den vergangenen Jahren wuchs die Skepsis. 2019 veröffentlichten zwei Sprachforscherinnen einen Überblicksartikel für die Britische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie hatten 800 Studien analysiert, ihre Schlussfolgerung: „Das Verhältnis zwischen kognitiver Kontrolle und Sprachlernerfolg ist komplex und inkonsistent.“ Das ist Forscherjargon für: Man weiß es nicht genau.
Doch haben Sprachen nicht vielleicht andere positive Effekte? Sie sind schließlich nicht bloß Hirnleistung – sie verbinden Menschen, sie sind eine soziale Kulturtechnik. Haben mehrsprachige Menschen also Vorteile im Miteinander? Auch dieser Frage gehen Sprachforscher nach. Im Jahr 2018 fasste der Psycholinguist Scott Schroeder von der amerikanischen Hofstra University den aktuellen Forschungsstand so zusammen: Zweisprachige Kinder können sich tatsächlich besser in andere hineinversetzen. Sie haben einen Vorteil bei dem, was die Wissenschaftler Theory of Mind nennen – also bei der Vorstellung davon, was in den Köpfen anderer vor sich geht.
Um so etwas zu erforschen, machen Psychologen zum Beispiel den „Smarties-Test.“ Sie zeigen einem Kind ein Smarties-Röhrchen und erlauben ihm, die Verpackung zu öffnen. Drin sind aber bloß Knöpfe. Dann fragen sie das Kind: „Was wird wohl eine andere Person darin vermuten?“ Wer über Theory of Mind verfügt, antwortet jetzt: „Smarties.“ Kleine Kinder aber sagen oft: „Knöpfe.“ Einen solchen Versuch hat die Kognitionsforscherin Ágnes Kovács mit Dreijährigen in Rumänien gemacht, die in ein- oder zweisprachigen Familien aufwuchsen. Jene Kinder, die täglich in zwei Sprachen unterwegs waren, beantworteten die Frage doppelt so häufig richtig. Ein beachtliches Ergebnis. Im Durchschnitt jedoch, das ergab die Überblicksanalyse von Scott Schroeder, ist der Vorsprung eher klein bis mittelgroß.
Warum aber können sich zweisprachige Kinder besser vorstellen, was andere denken? Forscher haben dafür mehrere Erklärungen. Es könnte daran liegen, dass sie ständig reflektieren müssen, ob ihr Gegenüber beide Sprachen versteht oder bloß eine – und welche. Vielleicht können die Kinder aber auch bloß ihre eigene Sichtweise besser ausblenden, dann wäre wieder der „Generaldirektor“ im Spiel. Neuere Studien deuten eher auf die erste Erklärung hin. Denn auch Kinder, die nicht zweisprachig sind, sondern nur regelmäßig einer fremden Sprache begegnen, können die Welt leichter mit den Augen anderer sehen. Das könnte schlicht an ihrer Erfahrung liegen, so Schroeder, „dass sich die eigenen Sprachkenntnisse von denen anderer Leute unterscheiden“. Klingt simpel, meint aber etwas Grundlegendes: die Erkenntnis, dass es nicht nur eine Ausdrucksweise gibt und nicht nur einen Blick auf die Dinge.
Ellen Bialystok, die Pionierin der Erforschung der Mehrsprachigkeit, findet einen anderen Effekt von Fremdsprachen noch wichtiger: „Je älter meine Probanden waren, desto mehr profitierten sie von der Mehrsprachigkeit.“ Diese könne nämlich den kognitiven Abbau im Alter teilweise aufwiegen. Mehr noch: Als die Psychologin sich die Krankenakten von Demenz- und Alzheimerpatienten ansah, stellte sie fest, dass bei den zweisprachigen die Symptome der Krankheiten drei bis fünf Jahre später diagnostiziert worden waren. Offenbar konnten diese Menschen den Verlust des Denk- und Erinnerungsvermögens eine Zeit lang ausgleichen, sodass er sich erst später bemerkbar machte. Das war sogar auf Hirnscans zu sehen. Bialystok verglich Bilder von ein- und zweisprachigen Alzheimerkranken, die ähnlich starke Einschränkungen zeigten: Die Gehirne der Zweisprachigen waren stärker von der Krankheit gezeichnet als die der Einsprachigen. Trotz der größeren Schäden funktionierten sie also noch ähnlich gut. Bialystok sagt: „Diese Effekte sind real.“
Tatsächlich haben solche Erkenntnisse die heftige Kontroverse um die Vorteile der Mehrsprachigkeit überstanden. Sogar der Kritiker Harald Clahsen sagt: „Bei alten Menschen gibt es mehr Studien, die Vorteile für das Denkvermögen zeigen.“ Er rät deshalb, auch spät noch mit dem Sprachenlernen anzufangen: „Das ist absolut nicht hoffnungslos!“ Die Grammatik meistern auch noch sehr alte Lerner, fand er in Experimenten heraus. „Die leidet auch mit 80 noch nicht. Das hätte ich nicht gedacht.“ Das Vokabellernen falle älteren Menschen allerdings schwerer. Ihnen empfiehlt der Forscher Sprachlern-Apps: „Sie machen die Schwachstelle wett. Sie helfen, wieder und wieder dieselben Wörter zu pauken.“
So macht es zum Beispiel Hermann Schnitzler, 81, aus Grevenbroich bei Köln. Seit ein paar Jahren lernt er Englisch bei der Online-Plattform Babbel. „Es geht darum, durch Beschäftigung mit Sprache mein Gehirn zu trainieren,“ sagt der Vermessungsingenieur im Ruhestand. „Manchmal ertappe ich mich und sage, hoppla, jetzt denkst du ja auf Englisch!“ Technik, Naturwissenschaften, besonders Astronomie interessieren ihn, und da kommt er um Englisch nicht herum. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sich ohne Englisch im Internet bewegt.“
Sein Hobby geht für Schnitzler aber weit über Hirntraining und Lektürehilfe hinaus. „Englisch ist für mich wie eine Freundin, die immer da ist.“ In sein fröhliches Rheinisch mischt sich ein Schuss Pathos: Er könne sich vorstellen, dass in 50 Jahren „alle Menschen der Welt“ Englisch lernten. Was das für die Völkerverständigung bedeuten würde!
Unlängst, erzählt Schnitzler, habe er sich beim Einschlafen gedacht: „Man kann eine fremde Sprache mit einem Pferd vergleichen. Wenn man auf einem Pferd sitzt, kann man nämlich weiter sehen als ein Fußgänger.“ Weiter zu sehen vermehre das Wissen, was wiederum zum Verständnis beitrage. „Und Wissen und Verständnis – das ist Bildung.“
Damit hat der 81-Jährige aller Babelfisch-Technologie etwas voraus, auch wenn sie noch so raffiniert und bahnbrechend werden sollte: Übersetzungstechnik mag demnächst für weltweite Verständigung sorgen – doch Verständnis wecken für die Welt und für andere Menschen, das kann nur eine echte Kulturtechnik. Das Eintauchen in eine fremde Sprache.
Dieser Text erschien ursprünglich in Die Zeit, in der Ausgabe Nr. 27/2020 vom 25. Juni 2020.