Yoko Tawada
© Yves Noir
Yoko Tawada, 1960 in Tokyo, Japan, geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Die zahlreich ausgezeichnete Literatin studierte Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt auf russischer Literatur an der Waseda-Universität in Tokyo und lebt seit 1982 in Deutschland, wo sie zunächst Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg studierte und dann an der Universität Zürich bei Sigrid Weigel promovierte. Sie veröffentlicht Essays, Prosa, Theaterstücke und Lyrik auf Deutsch und Japanisch. Ihre Faszination für die deutsche Sprache und die sprachlichen Unterschiede zum Japanischen nutzt sie als Inspiration für ihr poetisches Schaffen. Tawadas unerschöpfliches Staunen über die Laute und Grammatik der fremden deutschen Sprache ermöglicht ihr immer wieder neue Zugänge zu dieser. Das Zwischen-zwei-Sprachen-sein webt sie kunstvoll in ihre Texte ein, in denen sie anhand vermeintlich kleiner Geschichten große Themen des Lebens entfaltet.
Etüden im Schnee
© konkursbuchverlag
In ihrem Roman Etüden im Schnee (konkursbuchverlag 2014) erzählt Yoko Tawada eine skurrile, lustige und traurige Geschichte aus der Perspektive einer drei Generationen umspannenden Bärenfamilie. Der Jüngste von ihnen ist der Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo, der auf der ganzen Welt bekannt wurde. Es ist eine Migrationsgeschichte, die im sowjetischen Moskau, in Kanada, in der DDR und im wiedervereinten Deutschland, im Zirkus und im Zoo spielt und so mehrere historische und politische Ebenen eröffnet. In dem Roman gehen Traumebenen und Realität ineinander über, die Biografie der Autorin fließt in die fiktive Geschichte mit ein und wird in eine Tierperspektive übertragen. Tawada schrieb den Roman zuerst auf Japanisch und hat ihn zum ersten Mal selbst ins Deutsche übersetzt. Ist es nun ein Originalroman, wenn die Autorin ihren eigenen Text in eine andere Sprache, in der sie auch original schreibt, übersetzt? Der Roman ist in tschechischer Übersetzung von Michaela Škultéty 2020 beim Verlag dybbuk erschienen und wurde vom Goethe-Institut gefördert.