Infografik
Der 92. Scripps National Spelling Bee

Die acht Gewinner*innen des 92. Scripps National Spelling Bee posieren mit ihrem Pokal. Foto: D3S_6985 von ScrippsBee © flickr.com | CC BY-NC 2.0

Was passiert, wenn ein Wettbewerb die Intelligenz der Wettbewerber*innen falsch einschätzt? Mit dieser Infografik illustriert Kate Sammer, wie ein achtfacher Gleichstand die Welt des Schüler*innen-Rechtschreibwettbewerbs Scripps National Spelling Bee auf den Kopf stellte.

Kate Sammer und Savannah Beck

Alle Wettbewerbe basieren auf der Annahme, dass die Teilnehmenden es vermasseln – gelbe Karten, Eigentore und Fehlstarts können das Ergebnis eines Spiels bestimmen. Je weniger Fehler die Teilnehmenden machen, umso größer die Belohnung. Und oft gewinnt der perfekteste Spieler oder die perfekteste Spielerin das Match. Falls es mehr als einen perfekten Spieler oder eine perfekte Spielerin gibt, existiert gewöhnlich ein Ausweichplan, etwa eine Verlängerung oder ein Tie-Break. Was aber, wenn keiner der Konkurrent*innen unter dem Druck einknickt?

Manche Wettbewerbe sind strenger als andere und bringen Teilnehmende hervor, die selten Fehler machen. So sind Rechtschreibwettbewerbe besonders gnadenlos. Wenn man „Weimaraner“ wie „Whymeraner“ buchstabiert, gerät man den Konkurrent*innen gegenüber nicht nur ins Hintertreffen – man ist raus. Perfektionismus ist der Standard in der Welt der Rechtschreibwettbewerbe, und alles darunter ist inakzeptabel. Daher ist der Scripps National Spelling Bee, das Rechtschreib-Wimbledon, der größte Verdrängungswettbewerb von allen.

„Sie haben das Wörterbuch geschlagen. Das war Ihr Gegner. Nicht die anderen Teilnehmenden. Sie haben den Sieg verdient.“

Matt Barrie, ESPN-Sportreporter beim 92. Scripps National Spelling Bee


Jedes Jahr pilgern Hunderte junge Rechtschreibfanatiker*innen zum Scripps-Turnier nach National Harbor, Maryland, um ihr Können zu erproben. Die Konkurrent*innen treten mehrere Tage lang in einer Reihe aufreibender Runden gegeneinander an in der Hoffnung, sich für das Finale zu qualifizieren, das live zur Primetime vom TV-Sportsender ESPN übertragen wird. Dort buchstabieren die zehn bis sechzehn Finalist*innen im Scheinwerferlicht, bis ein Sieger oder eine Siegerin gekrönt worden – oder die Wortliste erschöpft ist.

2019 schafften es sechzehn Teilnehmende in die Endrunde, darunter sieben, die schon zum zweiten Mal und zwei, die schon zum dritten Mal im Finale standen. Nach drei endlosen Stunden war die Jury gezwungen, einen beispiellosen achtfachen Gleichstand zwischen Rishik Gandhasri (13), Erin Howard (14), Saketh Sundar (13), Shruthika Padhy (13), Sohum Sukhatankar (13), Abhijay Kodali (12), Christopher Serrao (13) und Rohan Raja (13) zu verkünden. Einige argumentierten, der Achtfachsieg sei nur möglich, weil die ausgewählten Wörter nicht schwierig genug gewesen seien. Diese möchte ich gern einmal „auslaut“, „erysipelas“ (Erysipel), „bougainvillea“ (Drillingsblume), „aiguillette“ (Achselschnur), „pendeloque“, „palama“ (Schwimmhaut von Vögeln), „cernuous“ (hängend) und „odylic“ (odisch) buchstabieren hören. Die Wörter waren nicht zu einfach – die Kids waren einfach nur verdammt schlau.

Das Turnier, das auf der Fehlbarkeit des Menschen aufbaut, beging also selbst einen Riesenfehler, indem es die Teilnehmenden unterschätzte. Am Ende nahmen alle acht Gewinner*innen je 50.000 Dollar Preisgeld mit nach Hause – eine Summe, die normalerweise einem einzigen Sieger oder einer einzigen Siegerin zusteht. Gut gemacht, Kids.

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