Mittlerweile ist es unter BloggerInnen ein weit verbreitetes Thema: Wie gestaltet man seinen Alltag umweltbewusst und nachhaltig, ohne erst auf Recycling zu setzen, sondern von vornherein Verpackungen und insbesondere Plastik zu meiden?
Trotz der Vielzahl an Ratgebern im Internet ist das Leben ohne Müll und Plastik kein einfaches Vorhaben. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass außer vereinzelten politischen Maßnahmen, wie z.B. einer EU-Richtlinie zum Plastiktütengebrauch , nicht ausreichend öffentliche Regelungen zur Reduzierung von Müll und Plastik zu verzeichnen sind. Somit ist Zero Waste weiterhin ein vor allem individuelles Anliegen. So auch bei den Instagrammerinnen Nadina Memagic aus Deutschland und Eman Mossallam aus Ägypten, die uns hier erklärt haben, wie sie ihren Alltag Zero Waste gestalten.Nadina memagic
Foto: © Nina Mašić Photography Nadina ist 27 Jahre alt, ausgebildet in Tanz, Gesang und Schauspiel. Sie arbeitet als Klavierlehrerin, Fotografin, Sängerin und Schauspielerin. In Bosnien geboren und in Hamburg aufgewachsen, lebt sie zurzeit in München mit ihrem Mann und ihrer einjährigen Tochter.Ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein hatte Nadina Memagic schon immer, sagt sie, aber einen Wendepunkt erlebte sie durch einen Artikel von der Bloggerin Lauren Singer, einer New Yorkerin, die müllfrei lebt. Es war vor ungefähr vier Jahren, als sie begann ein striktes Zero Waste Regiment in ihrem Haushalt einzuführen. Ihre alltäglichen Einkäufe erledigte sie von nun an nicht nur bio, sondern auch unverpackt. Gemüse erhält sie durch eine Mitgliedschaft in einer Erntegenossenschaft. Bei jedem Einkauf stellt sie sich die Fragen: Ist das Produkt ökologisch fair produziert worden? Kommt es aus der Region? Und bei Lebensmitteln: Ist es saisonal? Dabei hält sie sich an die fünf Rs des müllfreien Konsums: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle und Rot. Sogar wenn es um Babyartikel geht, setzt sie diese Prinzipien um. So setzt sie von Beginn an auf Stoffwindeln und pädagogisch wertvolles, plastikfreies Spielzeug. Bei all dem ist ihr das Wichtigste, „mein Leben so zu strukturieren, dass das was ich fühle, denke, rede und was ich tue im Einklang ist“.
Es geht einerseits darum, so zu handeln, dass die nächsten Generationen nicht leidtragende sind. Andererseits als MuslimIn für die Schöpfung Gottes Verantwortung zu tragen, sagt sie. Denn man steht schließlich auch dafür eines Tages gerade, wie man mit Tieren und Umwelt umgegangen ist und nicht nur mit anderen Menschen. Allerdings ist das Engagement der Muslime in Deutschland noch nicht ausreichend, findet Memagic. Ihrer Meinung nach müssten diese sich noch mehr in diesem Bereich organisieren und in öffentlichen Debatten nicht nur defensiv reagieren, sondern aktiv mitwirken.
Eman Mossallam
© Eman Mossallam Eman Mossallam ist 34 Jahre alt, studierte Betriebswirtin und arbeitet als Projektmanagerin für ein IT Unternehmen. In Ägypten geboren und teilweise in Tunesien aufgewachsen, lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Hund in Kairo.Auch Eman Mossallam versucht so weit wie möglich, die Entstehung von Müll zu vermeiden und kauft verpackungsfrei ein. Da es allerdings keine verpackungsfreien Supermärkte in Ägypten gibt, bevorzugt sie den Kauf auf lokalen Märkten. Dort sind ihre selbst mitgebrachten Behälter und Taschen für den Einkauf von Lebensmitteln sehr willkommen, sagt sie. Schließlich spart man so den VerkäuferInnen die Plastiktüten. Aber auch in Supermärkten an der Käse- und Fleischtheke hält sie immer ihre eigenen Behälter bereit. Daran, dass einige Supermarktangestellte verwirrt reagieren, hat sie sich gewöhnt. Nicht selten nutzt sie die Gelegenheit, um auf das übermäßige Müllaufkommen im Land aufmerksam zu machen. Ihre Prinzipien setzt die Instagrammerin auch bei Pflegeprodukten, wie z. B. Zahnpasta oder Deodorant, um. Diese stellt sie eigens zu Hause her und konserviert sie in alten Gläsern.
Mossallam ist erst seit etwas mehr als einem Jahr in den Sozialen Medien aktiv, doch hat sie bereits 5159 Follower auf Instagram. Ein Indiz dafür, dass ihre Lebensart den Nerv der Zeit trifft. Aus Ägypten erhält sie viele Fragen, sagt sie. Eine oft gestellte ist z.B., wie sie ihr unmittelbares Umfeld von ihrer Einstellung überzeugt. Andere zu überzeugen, ist für sie jedoch nicht maßgeblich, denn für das was sie tue, sei erst einmal sie selbst verantwortlich. Zunächst ist es wichtig, nicht nur theoretisch von etwas zu sprechen, sondern es praktisch zu leben. Das macht sie zu einer glaubhaften Person und so erklärt sie sich auch, dass sowohl ihr Ehemann als auch ihre Eltern sich langsam verändern und immer weniger Plastik benutzen.
Ähnlich wie Memagic war Mossallam schon lange an dem Schutz der Natur interessiert, doch auch für sie war eine wichtige Inspiration eine Bloggerin. In ihrem Fall war es Bea Johnson, dessen Zero Waste Ratschläge bis heute einen enormen Einfluss auf ihren Lebensstil haben.
Ein besonderer Moment war zudem, als sie eine Fernsehsendung sah, in der es um ethisches Verhalten ging. Dort hatte der Moderator auf die enorme Umweltverschmutzung in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufmerksam gemacht. Das Bild von Plastiktüten in toten Kamelkörpern prägte sich bei ihr ein und für sie war klar, dass sie etwas in ihrem Leben ändern musste. Schließlich glaubt auch sie, dass es ein Teil ihrer Pflicht als Muslimin ist, nicht nur ihren Körper zu schützen, sondern auch die Umwelt. Religiöses Leben drückt sich eben nicht nur in Form von Gebeten und Kleidung aus, sondern ebenso Taten.