Welt
Was meinen wir, wenn wir von einer gerechteren Gesellschaft sprechen?
Ist das Estland von heute ein Ort, an dem alle die gleichen Chancen haben? Definitiv nicht. Aber das Estland von heute ist besser als das Estland von gestern oder von vorgestern.
Gleichberechtigung - was steckt dahinter und wonach strebt sie? Die Idee der Gleichstellung besteht darin, gleiche Chancen für alle Mitglieder der Gesellschaft zu gewährleisten, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter, Gesundheitszustand und wirtschaftlichem Status, usw. Die soziale Gleichstellung begünstigt eine ähnliche Chance zur Selbstverwirklichung für junge und gesunde Menschen sowie für ältere Menschen, und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Oder gar für einen jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen oder einem gesunden, älteren. Das Ziel der Gleichberechtigung ist die Wertschätzung des Einzelnen und seiner persönlichen Freiheit. Gleichstellung drückt sich beispielsweise auch in gleichem Lohn unabhängig vom Geschlecht aus oder in einer qualitativ hochwertigen Bildung und einem sicheren Heimweg, der unabhängig von der Region ist.
Das Streben nach Gleichberechtigung im Alltag ist zwar in der Realität sehr einfach und ohne kulturtheoretische Utopien möglich zu bewältigen, erfordert aber Bürger*innen, die an jedem Schritt beteiligt sind und sich aktiv für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen wollen.
Die einfachsten Beispiele für ein gerechteres Lebensumfeld sind die Schaffung einer guten öffentlichen Verkehrs- und Radverkehrsinfrastruktur, der Bau von Rampen an und in Gebäuden, die Schaffung großzügiger Toiletten und Wickelzimmer im öffentlichen Raum sowie in Unterhaltungseinrichtungen und Einkaufszentren. Solche scheinbar kleinen Änderungen sorgen für einen besseren Zugang sowohl für den*die Rollstuhlfahrer*in als auch für Eltern mit Kinderwagen. Ein gleichberechtigter öffentlicher Raum schließt einen Menschen nicht in die Mauern seines Zuhauses ein, sondern bietet die Möglichkeit, alltägliche Aufgaben ohne größere Umstände zu erledigen.
Soziale Ungleichheit kann nicht nur frustrierend und ärgerlich sein, sondern auch einen Nährboden für Angstzustände, Depressionen und andere psychische Probleme schaffen. Psychische Gesundheitsprobleme sind in der estnischen Gesellschaft von einem starken Stigma umgeben, und obwohl eine Sensibilisierung bereits sorgfältig von statten geht, verschwinden Vorurteile und Missverständnisse ebenso langsam wie psychische Gesundheitsprobleme.
Auch beim Testen menschlicher Fähigkeiten lässt sich die Metapher gut anwenden: Könnte jede*r in 30 Minuten einen anstrengenden Test bestehen, der auf seine*ihre besten Fähigkeiten abgestimmt ist? Ist ein gleiches Zeitlimit für die Prüflinge gut oder eher unfair? Als positives Beispiel kann hier angeführt werden, dass ein Prüfling, eine zusätzliche Zeit in einem Staatsexamen beantragen kann, sollte er*sie dies benötigen. So können alle Geprüften die Prüfung nach bestem Wissen und Gewissen absolvieren.
Gleichberechtigung liegt in den kleinen Details. Alle bereits erwähnten kleinen Veränderungen werden dazu beitragen, die Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern. Was zählt, ist die Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen zu versetzen und sich selbst zu fragen, ob die richtigen Bedingungen einem helfen würden, ein erfülltes Leben zu erleben. Wenn nicht, sind die Bedingungen daher nicht gleich.
Ein gerechteres und besseres Lebensumfeld erfordert Rücksicht aufeinander. Ein gerechteres Umfeld wird nicht durch das Individuum oder von einer Machtposition aus geschaffen, sondern nur durch die Berücksichtigung des eigenen Willens. Auch der Respekt vor unterschiedlichen Religionen, Lebensphilosophien, sexuellen Orientierungen und Überzeugungen besteht zu gleichen Teilen. Gleichberechtigung bedeutet nicht nur, die Wünsche der Mehrheit zu erfüllen, sondern alle zu berücksichtigen.
Ist die Republik Estland von heute ein Ort, an dem Chancengleichheit für alle gilt? Definitiv nicht. Aber das Estland von heute ist besser als das Estland von gestern oder vorgestern. Einen sozialen Raum mit Chancengleichheit zu schaffen, ist ein schwieriger und langwieriger sowie zeitaufwändiger Prozess. Aber die Früchte harter Arbeit sind immer die saftigsten und süßesten. Jedes Mitglied der Gesellschaft sollte in der Lage sein, diese Früchte zu kosten. Und zwar so, dass man sich hinsetzen, diese Früchte genüsslich verspeisen und gleichzeitig eine Umgebung erleben kann, die allen Bürger*innen gleiche Chancen bietet.
[* Gesetz, das in Estland im Januar 2016 in Kraft trat und die staatliche Registrierung von gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt]
Das Streben nach Gleichberechtigung im Alltag ist zwar in der Realität sehr einfach und ohne kulturtheoretische Utopien möglich zu bewältigen, erfordert aber Bürger*innen, die an jedem Schritt beteiligt sind und sich aktiv für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen wollen.
Die einfachsten Beispiele für ein gerechteres Lebensumfeld sind die Schaffung einer guten öffentlichen Verkehrs- und Radverkehrsinfrastruktur, der Bau von Rampen an und in Gebäuden, die Schaffung großzügiger Toiletten und Wickelzimmer im öffentlichen Raum sowie in Unterhaltungseinrichtungen und Einkaufszentren. Solche scheinbar kleinen Änderungen sorgen für einen besseren Zugang sowohl für den*die Rollstuhlfahrer*in als auch für Eltern mit Kinderwagen. Ein gleichberechtigter öffentlicher Raum schließt einen Menschen nicht in die Mauern seines Zuhauses ein, sondern bietet die Möglichkeit, alltägliche Aufgaben ohne größere Umstände zu erledigen.
Stigmata verschwinden langsam
Ein gerechteres Lebensumfeld kann auch durch Gesetzgebung geschaffen werden. Das Ziel des Kohabitationsgesetzes*, das in einem Strudel politischer Spiele gefangen ist, ist eigentlich nichts anderes, als gleiche soziale Garantien für die LGBTQ+-Community zu gewährleisten. Der Einsatz des Gesetzes als Panikmache ohne Umsetzungsvorschriften schadet derzeit sowohl den Betroffenen als auch beispielsweise jungen Menschen in der LGBTQ+-Gemeinschaft, die künftige Ungleichheiten wahrnehmen, noch bevor sie das Alter für die Gründung einer Familie erreicht haben.Soziale Ungleichheit kann nicht nur frustrierend und ärgerlich sein, sondern auch einen Nährboden für Angstzustände, Depressionen und andere psychische Probleme schaffen. Psychische Gesundheitsprobleme sind in der estnischen Gesellschaft von einem starken Stigma umgeben, und obwohl eine Sensibilisierung bereits sorgfältig von statten geht, verschwinden Vorurteile und Missverständnisse ebenso langsam wie psychische Gesundheitsprobleme.
Gleichberechtigung liegt im Detail
Missverständnisse umgeben auch den allgemeinen Begriff der Gleichheit. Ich möchte eine bekannte Metapher anführen: Um die Prüfung zu bestehen, müssen alle Bewohner*innen des Tierreichs auf einen Baum klettern. Klingt gleich, nicht wahr? Auf einen Baum zu klettern ist überhaupt keine schwierige Aktivität, wenn du als Affe geboren wurdest, aber der Fisch und die Giraffe bestehen die Prüfung nicht. Gleich wäre es, wenn jedes Tier die Prüfung seinen Fähigkeiten entsprechend bestehen könnte.Auch beim Testen menschlicher Fähigkeiten lässt sich die Metapher gut anwenden: Könnte jede*r in 30 Minuten einen anstrengenden Test bestehen, der auf seine*ihre besten Fähigkeiten abgestimmt ist? Ist ein gleiches Zeitlimit für die Prüflinge gut oder eher unfair? Als positives Beispiel kann hier angeführt werden, dass ein Prüfling, eine zusätzliche Zeit in einem Staatsexamen beantragen kann, sollte er*sie dies benötigen. So können alle Geprüften die Prüfung nach bestem Wissen und Gewissen absolvieren.
Gleichberechtigung liegt in den kleinen Details. Alle bereits erwähnten kleinen Veränderungen werden dazu beitragen, die Lebensqualität vieler Menschen zu verbessern. Was zählt, ist die Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen zu versetzen und sich selbst zu fragen, ob die richtigen Bedingungen einem helfen würden, ein erfülltes Leben zu erleben. Wenn nicht, sind die Bedingungen daher nicht gleich.
Das Estland von heute ist besser als das Estland von gestern
In der Diskussion um Gleichberechtigung ist es wichtig zu beachten, dass die Position aller Mitglieder der Gesellschaft vom Startschuss ihres Lebens oder was sie erreicht haben, niemals gleich ist. Zwangsläufig werden Kinder sowohl im globalen Süden als auch im globalen Norden geboren, wo die Lebensbedingungen drastisch variieren können. Aber mehr Chancengleichheit beim Erwerb von Bildung, sicheres Reisen in der eigenen Heimat und die Chance zur Selbstverwirklichung sind dafür leichter zu erreichen. Gleichberechtigung liegt in der guten und unterstützenden mentalen als auch physischen Umgebung, in der man lebt.Ein gerechteres und besseres Lebensumfeld erfordert Rücksicht aufeinander. Ein gerechteres Umfeld wird nicht durch das Individuum oder von einer Machtposition aus geschaffen, sondern nur durch die Berücksichtigung des eigenen Willens. Auch der Respekt vor unterschiedlichen Religionen, Lebensphilosophien, sexuellen Orientierungen und Überzeugungen besteht zu gleichen Teilen. Gleichberechtigung bedeutet nicht nur, die Wünsche der Mehrheit zu erfüllen, sondern alle zu berücksichtigen.
Ist die Republik Estland von heute ein Ort, an dem Chancengleichheit für alle gilt? Definitiv nicht. Aber das Estland von heute ist besser als das Estland von gestern oder vorgestern. Einen sozialen Raum mit Chancengleichheit zu schaffen, ist ein schwieriger und langwieriger sowie zeitaufwändiger Prozess. Aber die Früchte harter Arbeit sind immer die saftigsten und süßesten. Jedes Mitglied der Gesellschaft sollte in der Lage sein, diese Früchte zu kosten. Und zwar so, dass man sich hinsetzen, diese Früchte genüsslich verspeisen und gleichzeitig eine Umgebung erleben kann, die allen Bürger*innen gleiche Chancen bietet.
[* Gesetz, das in Estland im Januar 2016 in Kraft trat und die staatliche Registrierung von gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt]