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Bogapott: Geschichte eines Kunstcafés

Interior des Cafés © Margarita Skripkina

Das Kunstcafé Bogapott vereint ein Atelier, ein Café und ein Geschäft für Kunst- und Alltagsgegenstände unter einem Dach. Die Besitzer Georg und Eirike sind Künstler und Romantiker. In diesem Artikel erzählen sie darüber, wie das Geschäft der Familie Bogatkin entstand, wie es jetzt läuft und was mit diesem Ort verbunden ist.
 

Margarita Skripkina

Georg und Eirike (Geburtsname Taniloo) lernten sich 1971 kennen, als er 18 und sie 16 Jahre alt war. Nachdem sie sich einmal in einem Sommerhaus auf dem Lande getroffen hatten, trennten sich die Liebenden nicht mehr und pflegten eine Fernbeziehung, indem sie einander zwei oder drei Briefe pro Woche schickten. Sie beide stammen aus Künstlerfamilien und verbinden auch ihr Leben mit der Kunst: Georg ist Keramiker und Eirike ist Bildhauerin.

Georg träumte davon, ein Café zu eröffnen, wo das ganze Kochgeschirr aus Keramik ist. Ende der 90er Jahre nahm seine Karriere Fahrt auf: Er wurde Chefkünstler bei ARS, der Kunstwerkstatt Tallinn, und präsentierte weltweit seine Arbeiten und Fertigungstechniken. Als er und seine Frau in Finnland Kurse gaben – er in der Keramikbearbeitung, Eirike im Bildhauerhandwerk – kamen sie auf die Idee, das Bogapott zu eröffnen. Dank ihrer Kontakte mit Finnen erhielten sie eine Finanzierung, 1991 nahm der Traum Gestalt an und der Bau begann.
 
  • Interior des Cafés © Margarita Skripkina

    „…wenn man die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigt, dann kann man eine Steinmauer sehen, die erstmals 1310 schriftlich erwähnt wurde“

  • Interior des Cafés © Margarita Skripkina

    „Ende der 90er Jahre nahm seine Karriere Fahrt auf: Er wurde Chefkünstler bei ARS“

  • Handgefertigte Waren © Margarita Skripkina

    „Das Geschäft bietet Keramikgeschirr, Töpfe und Vasen, Statuetten, Lampen, Glasfenster, Wandbilder und Postkarten.“

  • Handgefertigte Waren © Margarita Skripkina

    „Zum Verkauf stehen nicht nur die Werke des Ehepaars Bogatkin und ihrer Kinder, sondern auch anderer Künstler*innen.”


Das Bogapott liegt in der Pikk jalg 9, an der Kreuzung der Straßen Pikk jalg und Lühike jalg, nicht weit von der Alexander-Newski-Kathedrale. Das Café und Atelier wurden im Juli 1992 eröffnet. Im Café spürt man die Atmosphäre des mittelalterlichen Tallinn – wenn man die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigt, dann kann man eine Steinmauer sehen, die erstmals 1310 schriftlich erwähnt wurde. Hier, im ersten Stock, kann man auch an der Decke hängende Engel finden, die zum Markenzeichen der Familie Bogatkin geworden sind. Nach der Geburt der Kinder begann Eirike mit dem Basteln von Engeln, da diese sie so sehr an ihre Kinder erinnerten. Den Eigentümern zufolge lebt im Gebäude das berühmte Gespenst der Hauptstadt – der Schwarze Mönch, auch bekannt als Mönch Justinus. Die Angestellten und Inhaber erzählen, dass sie sogar seine Anwesenheit spürten und ein Frösteln fühlten, wenn der Geist durch sie ging. Es gab auch Fälle, in denen Justinus Steine von der Wand warf oder Kerzen ausblies. Georg hatte vor etwa 5 Jahren Gelegenheit, ihn durch das Fenster der Werkstatt zu sehen. Die Inhaber selbst glauben, dass Justinus gegenüber ihrer Gaststätte positiv eingestellt ist und sie willkommen heißt. 

1998 kaufte die Familie Bogatkin den Teil des Bogapott, der im Besitz von Investoren war, und das Café mit dem Geschäft wurde zu einem reinen Familienunternehmen. Die Umgestaltungsarbeiten begannen, denn es wurde beschlossen, die Werkstatt zu erweitern.
Das Geschäft bietet Keramikgeschirr, Töpfe und Vasen, Statuetten, Lampen, Glasfenster, Wandbilder und Postkarten. Zum Verkauf stehen nicht nur die Werke des Ehepaars Bogatkin und seiner Kinder, sondern auch anderer Künstler*innen.

Als die COVID-19-Pandemie ausbrach und die Regierung Einschränkungen anordnete, erlebte das Café schwere Zeiten und wurde 2020 von einem anderen Unternehmer übernommen. Der Geschmack der dort servierten Speisen wurde jedoch nicht verändert. Auf der Speisekarte stehen Suppen, Hauptgerichte, Salate, Pasta, Desserts und verschiedene Getränke, die auch für Veganer*innen geeignet sind.
Interessant zu wissen: Das Café wurde einst vom ehemaligen Präsidenten der Republik Estland Lennart Meri und dem ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel besucht, als Lennart Meri ihm die Altstadt zeigte. Die Fotos von diesem Besuch hängen im Erdgeschoss des Cafés.

Bis heute ist das Bogapott der einzige Ort in Tallinn, an dem sich ein Atelier, ein Café und ein Geschäft unter einem Dach befinden. Das ist ein absolutes Muss für jeden, der den Geist der Altstadt spüren, einen leckeren Kaffee im Innenhof genießen und die Atmosphäre der Künstler und Romantiker Bogatkin erleben möchte.

 

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