Shanghai
Xu Cheng | Gregorio Samsaro
© Gregorio Samsaro
Der Grund, warum ich Ruinen ausgewählt habe ist, dass Ruinen überall sind sie sind überall um uns herum. Aber niemand sieht sie wirklich an. Das Stadtbild in Shanghai ändert sich ständig. Also versuche ich, diese Gebäude aufzunehmen, bevor sie zerstört werden oder zerfallen.
© Xu Cheng
Zunächst einmal ging es nicht darum, die Geräusche in den Ruinen aufzunehmen aber ich wollte die Klänge verwenden, die ich vor vielen Jahren in der Stadt gesammelt habe um diese dann in den Ruinen zu reproduzieren. Ich habe versucht, durch den Einsatz von digitalen Technologien, das räumliche Gefühl und die Resonanz der Ruine zu reproduzieren.
Behind the scenes
Xu Cheng
Xu Cheng (*1980) ist ein Klangkünstler aus Shanghai und Experte und Organisator für Klangerlebnisse. Er beschäftigt sich mit experimenteller Musik, Improvisation und elektronischer Musik. Neben der Musikontologie interessiert sich Xu auch für die Interaktion zwischen Klang und sozialen Räumen und deren Verhaltensweisen und Manifestationen. Xu arbeitet mit unterschiedlichen Formen der Klangkunst: Installationen, experimentelle Musik, Performances und Theater.Gregorio Samsaro
Gregorios Fotografien beschäftigen sich mit dem Verfall. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die eschatologische Soziologie der urbanen Zerstörung, die Architekturgeografie des Kali Yuga, sowie die mikrohistorische Dokumentation und willkürliche visuelle Erzählung vergessener menschlicher Mühsal und unmenschlicher Verwesung.Er hat eine Katze.
Konzept
Ein Raum selbst erzeugt keine Geräusche. Allerdings kann der Raum Geräusche stark verändern und formen. Die Intension bei diesem Projekt ist, die räumliche und zeitliche Dimension der Isolation aufzulösen.Vor etwa zehn Jahren nahm der Klangkünstler Xu Cheng kontinuierlich urbane Klanglandschaften in verschiedenen Gegenden Shanghais auf. Dadurch sind diese Klänge bereits ihrer ursprünglichen Zeit entkoppelt. Gregorio Samsaro, der andere Künstler dieses Projekts, konzentriert sich auf die fotografische Entdeckung von menschenverlassenen Orten in der Stadt, die zu Ruinen, also räumlich isolierten Motiven, werden. In diesem Kunstwerk bildet Xu Cheng die Resonanz- und Nachhallstruktur dieser zerfallenen Räume ab und führt den "isolierten" Klang aus der Vergangenheit mit digitaler Technologie in die Gegenwart der isolierten Ruinen wieder ein.
Das Projekt zielt nicht darauf ab, eine originale urbane audiovisuelle Klanglandschaft abzubilden, sondern ein virtuelles Erlebnis mit Sinnen aus der Erinnerung zu rekonstruieren. Die doppelte Isolation wird in einem Zustand der Mehrdeutigkeit aufgebrochen. Diese Erfahrung entstammt den jeweiligen städtischen Erlebnissen beider Künstler, schwebt aber auch ziellos außerhalb aktuellen urbanen Lebens.