Dem Stillstand nahe
Teil 1: Sehr langsam
Es gibt eine Kategorie von Dingen, die sich so langsam bewegen, dass sie scheinbar völlig reglos sind: Gletscher, Schnecken, Pflanzen. In dieser kurzen Liebesgeschichte erkundet Savannah Beck die Tragik des Zeitlupentempos aus der Perspektive zweier Kontinente, die den Zusammenprall herbeisehnen.
Ich habe von meiner großen Liebe geträumt, seit ich ein einfaches Kraton war, das aus den Tiefen des Ozeans auftauchte. Damals nannten mich alle Laurentia. Ich beobachtete, wie andere Landmassen im Laufe der Äonen drifteten und kollidierten, und wartete geduldig auf meinen eigenen großen Zusammenstoß. Als der Iapetus‑Ozean zu schwinden begann und im Silur schließlich aufhörte zu existieren, wusste ich, dass meine Zeit gekommen war. In jener Periode hatte ich mich wirklich gemausert – meine Kruste war dicker geworden und ich ragte nun hoch über den Meeresboden hinaus. Endlich konnte ich mich als Kontinent bezeichnen! Und so fing ich an, mich wie ein solcher zu verhalten und nahm als Zeichen meiner neu gewonnenen Reife den mondänen Namen Laurussia an.
Auf der Suche nach meinem irdischen Seelenverwandten zog es mein Herz unwiderstehlich in die südliche Hemisphäre, die Heimat von Gondwana. Gondwana war alles, was ich mir in meinen Tagträumen als Kraton vorgestellt hatte: Er war stark und beständig. Vor allem aber war er der größte Kontinent auf Erden und reichte vom Südpol bis zum Äquator. Es gab ihn schon seit dem frühen Phanerozoikum, und seit seiner Entstehung verging kein Moment, in dem ich nicht an ihn dachte.
Es war offensichtlich, dass er für mich dasselbe empfand. Unsere tektonische Verbindung war spürbar, seismisch gar. Seit dem Ordovizium war er in meine Richtung getrieben. Leider ist es nicht einfach, ein junger verliebter Kontinent zu sein. Bei der Geschwindigkeit, mit der wir drifteten, sollte es 100 Millionen Jahre dauern, bis wir ein für alle Mal vereint waren. Für Außenstehende sah es wahrscheinlich so aus, als bewegten wir uns überhaupt nicht, aber unter der Oberfläche brachten uns unsere tektonischen Platten immer näher zusammen. Am Ende triumphiert die Liebe über alles, auch über Zeit, Entfernung und Geografie.
Eines Tages im späten Paläozoikum geschah es schließlich – erst allmählich und dann auf einen Schlag. Unsere Krusten prallten aneinander, und wir wurden eins: ein Power‑Paar, ein Superkontinent. Wir sind jetzt seit 50 Millionen Jahren zusammen, und jeder Tag ist so welterschütternd wie der erste. Die Terrane verliehen uns sogar einen neuen Namen: Pangäa.
Auf der Suche nach meinem irdischen Seelenverwandten zog es mein Herz unwiderstehlich in die südliche Hemisphäre, die Heimat von Gondwana. Gondwana war alles, was ich mir in meinen Tagträumen als Kraton vorgestellt hatte: Er war stark und beständig. Vor allem aber war er der größte Kontinent auf Erden und reichte vom Südpol bis zum Äquator. Es gab ihn schon seit dem frühen Phanerozoikum, und seit seiner Entstehung verging kein Moment, in dem ich nicht an ihn dachte.
Es war offensichtlich, dass er für mich dasselbe empfand. Unsere tektonische Verbindung war spürbar, seismisch gar. Seit dem Ordovizium war er in meine Richtung getrieben. Leider ist es nicht einfach, ein junger verliebter Kontinent zu sein. Bei der Geschwindigkeit, mit der wir drifteten, sollte es 100 Millionen Jahre dauern, bis wir ein für alle Mal vereint waren. Für Außenstehende sah es wahrscheinlich so aus, als bewegten wir uns überhaupt nicht, aber unter der Oberfläche brachten uns unsere tektonischen Platten immer näher zusammen. Am Ende triumphiert die Liebe über alles, auch über Zeit, Entfernung und Geografie.
Eines Tages im späten Paläozoikum geschah es schließlich – erst allmählich und dann auf einen Schlag. Unsere Krusten prallten aneinander, und wir wurden eins: ein Power‑Paar, ein Superkontinent. Wir sind jetzt seit 50 Millionen Jahren zusammen, und jeder Tag ist so welterschütternd wie der erste. Die Terrane verliehen uns sogar einen neuen Namen: Pangäa.