Brieffreunde – My Pen Pal

Transporter in Bayern Foto: Jonas Höschl

„Thank you, neighbor, for your uncomplicated friendship. Best greetings from the other side of the pond, Ingo.“

Zwischen den Partner-Städten Nashville und Magdeburg, über den Atlantik hinweg, werden Briefe getauscht. Zwei Brieffreunde haben sich zufällig gefunden. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine heißt Jakob, lebt in Nashville, Tennessee, produziert Podcasts und hat diese Folge des BIG PONDER aufgezeichnet. Der andere, Ingo, ist Polizist und lebt in Magdeburg. Die beiden korrespondieren – inmitten der Pandemie – über Hunde, Tequila und Polizeigewalt. Und schnell wird ihr Austausch, obwohl ein Ozean dazwischenliegt, eng und persönlich. Darüber und darüber, welche Rolle Pokémon-Karten dabei spielen, erzählt Jakob Lewis in der Folge „Brieffreunde – My Pen Pal“.

Jakob Lewis


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Diese Folge stammt von Jakob Lewis. Er leitet die Podcast-Agentur Great Feeling Studios in Nashville, Tennessee. Jakob Lewis wurde in Deutschland geboren, als sein Vater mit dem Militär dort stationiert war. Zwar hat Jakob Deutschland noch als Baby wieder verlassen, doch sein Interesse an dem Land ist geblieben. Die Redaktion von „My Pen Pal“ hatte Rachel Aranoff. Die Musik kommt von Blue Dot Sessions. Thomas Fränzel und Timo Weisschnur haben den Figuren der deutschsprachigen Fassung ihre Stimmen geliehen. Das Foto zur Folge stammt von Jonas Höschl, der den abgebildeten Transporter in Bayern fotografiert hat. Wer diese Folge in der Originalversion, auf Englisch, anhören möchte, kann dies hier tun.

Transkript

Jakob Lewis: Dies ist eine Geschichte über Menschen und das Menschlichsein. Sie beginnt mit einer E-Mail: „Meine Muttersprache ist Deutsch und ich versuche mein Englisch zu verbessern.“

Die Mail kam über die Webseite von meinem Podcast Nachbarn.

Sie war von einem Mann aus Magdeburg, der jemanden in Nashville suchte, um sein Englisch zu verbessern.

Nashville und Magdeburg sind Partnerstädte. Und ich lebe in Nashville.

Die Mail kam zu einem Zeitpunkt, an dem ich viel Arbeit hatte und gleichzeitig einsam war. Die Motivation zu Beginn der Pandemie war verebbt und ich hatte keinen Bock mehr, Sauerteigbrot zu backen.

Es war Anfang September 2020 und ich fühlte mich rastlos. Da fragt dieser Mann, ob er mir Briefe schreiben könne. Und obwohl es sich irgendwie befremdlich und ein bisschen creepy anfühlte, sagte ich intuitiv zu.

Ich hatte schon mal einen Brieffreund, zu Schulzeiten. Wahrscheinlich so in der zweiten Klasse. Ich sehe noch meine Grundschule aus den 70er‑Jahren vor mir. Ich kann die Holzspäne riechen, die unser Hausmeister auf den Teppich streute, wenn jemand gekotzt hatte. Mein Brieffreund war aus Kanada und hieß Hans. Die meiste Zeit haben wir uns über Basketball und das Wetter geschrieben. Aber es war jedes Mal ein besonderes Gefühl, Post von ihm zu bekommen. Wir kannten uns nicht, aber trotzdem teilten wir etwas Persönliches miteinander in diesen Briefen. In der Art, wie und wie oft wir schrieben oder durch die Postkarten, die wir aussuchten.

Einmal war eine Autogrammkarte von Beakman in meinem Brief. Beakman war der Star einer Wissenschaftssendung in den 90ern. Diese Autogrammkarte zu bekommen fühlte sich an, als ob Charlie Bucket selbst mir ein goldenes Ticket für seine Schokoladenfabrik geschickt hätte. Die Karte liegt bis heute in einem Koffer auf dem Dachboden, als Erinnerung. Ich weiß nicht mehr, wie lange Hans und ich uns geschrieben haben. Diese Karte und ein Foto von ihm ist alles, was übrig geblieben ist.

Und wenn ich mich richtig erinnere, dann müsste Hans heute in irgendeiner seiner Kisten eine Basketball-Karte von Allen Iverson haben.

Aber zurück zu Ingos erstem Brief. So heißt er, mein Brieffreund. Ingo Elman ist 43 und Polizist. Er schreibt: „ Ein Brief von der anderen Seite des Ozeans. Du hast mir deine Adresse geschrieben, also schicke ich dir einen echten Brief. So können wir sehen, wie lange ein Brief von Magdeburg nach Nashville braucht.“

Es dauert zwei Wochen. Das ist gleichzeitig unendlich lang und grenzt doch an ein Wunder.

„Lass mich dir etwas von mir erzählen. Ich wurde im August 1977 in Magdeburg, im ehemaligen Ostdeutschland geboren …“

Ingo hat drei ältere Brüder und eine jüngere Schwester. Nach der Schule hat er eine Ausbildung zum Heizungstechniker gemacht. Dann ist er zum Militär gegangen.

„Ich hatte eine typische Offizierskarriere und bin zwölf Jahre durch Deutschland gezogen. Um es einfach zu machen: Ich habe Brücken gebaut und gesprengt.“

Nach dieser Zeit geht Ingo zur Polizei.

„Es gab Licht und Schatten, wie in jedem Leben.“

Ich liebe diese Art, einen neuen Absatz anzufangen. „Ich bin geschieden und habe zwei Kinder. In meinem Brief schicke ich dir zwei Dinge von ihnen. Von meinem Sohn kommt die Pokemonkarte. Und meine Tochter hat ein Bild für dich gemalt.“

Das Bild ist in Pastellfarben gemalt. Es ist ein Teller voller Süßigkeiten und daneben steht: „Ich bin glücklich. Heidi“.

Auf der Pokemonkarte ist Eiscue, ein Typ aus Eis, der wie ein Pinguin aussieht. Und dann steht da einfach „Die Seite ist vollgeschrieben. Jetzt kennst du die Eckpunkte meines Lebens.“ Und dann hat er noch einen Smiley dazugemalt.

Ich frage mich, ob das etwas Deutsches ist oder typisch für Ingo.

„Ich weiß bereits, dass du verheiratet bist. Hast du Kinder? Hier ist meine Telefonnummer, falls du sie mal brauchst. Gibst du mir deine? Grüße vom anderen Ende des Ozeans, Ingo“

Jetzt bin ich dran, einen Brief zu schreiben. Ich habe die Pokemonkarte meinem Nachbarn Eli geschenkt. Er ist sieben oder acht und liebt Pokemon. Er hat mir sofort eine Karte für Ingos Sohn gegeben. Also haben wir ein kleines Pokemon‑Tauschgeschäft zwischen Nashville und Magdeburg eröffnet.

Ich habe Ingo einen Brief geschrieben. Drei Seiten lang, in Schreibschrift. Ich hoffe, er kann ihn lesen. Mit meiner Handschrift und der Sprachbarriere könnte das schwierig werden, aber es ist ein schönes Gefühl, einen Brief mit der Hand zu schreiben. Zu erzählen, was ich mag und was ich mache. Es fühlt sich komisch an, real und gleichzeitig fremd. Auch, weil der Absender mich nicht kennt und Englisch nur seine zweite Sprache ist. Ich versuche einfach zu formulieren und trotzdem persönliche Dinge zu schreiben. Dass ich gerne Vater bin zum Beispiel, wie ich aufgewachsen bin und dass ich irische Musik mag.

Ich habe auch von meiner Lieblingssorte Bier geschrieben und welchen Bourbon ich mag. Und dass mein Großvater ein Restaurant hatte. Und ich habe Fragen gestellt: „Warum hast du dich scheiden lassen? Wie ist das, Polizist zu sein und trägst du eine Waffe? Wie war das früher in Ostdeutschland?“

Das reicht für heute.

Das schicke ich jetzt zusammen mit den Pokemonkarten und ein paar Stickern los.

Und dann habe ich gewartet.

Ich war richtig aufgeregt. Weihnachten und Silvester kamen und bald hatte ich die ganze Sache fast vergessen. Da kam plötzlich ein Brief.

Ein Brief von Ingo aus Magdeburg, mit einer ziemlich coolen Briefmarke drauf. Eines seiner Kinder hatte Sterne auf den Umschlag gemalt und drinnen war eine Karte mit den Heiligen Drei Königen.

„Lieber Jakob, es ist der letzte Monat des Jahres und es ist viel passiert.

Der größte Einschnitt in unser Leben ist Corona. Besonders für unsere Kinder. Letzte Woche hat meine Tochter einen Wunschzettel für den Weihnachtsmann geschrieben. Sie hat sich Gesundheit für uns und ihre Freunde gewünscht, dass die Schulen aufbleiben und dass Corona weggeht. Ein siebenjähriges Kind mit solchen Gedanken.

Weil die Infektionszahlen überall hochgehen, hat die Regierung einen neuen Lockdown beschlossen.

Bis zum 10. Januar werden die Schulen geschlossen sein und die Kinder müssen zu Hause unterrichtet werden. Ich bin für das Überlebenstraining zuständig. (…)

Bitte gib die andere Karte deinem Nachbarn Eli, mein Sohn Peter hat ihm geschrieben.

Danke für deine unkomplizierte Freundschaft und beste Grüße von der anderen Seite des Ozeans, Ingo“

Das ist mein Nachbar Eli und sein Vater Walsh. Wir treffen uns an ihrem Hühnerstall und ich reiche Eli den Brief herüber.

Es ist eine Weihnachtskarte aus Deutschland. Hier ist auch eine Karte für dich drin.

Eli: Pokemon cards? Cool. Some, wow. Thank you.

Jakob Lewis: Ich erkenne Elis Reaktion genau. Es ist, als würde ich die Autogrammkarte von Beakman noch mal bekommen.

Eli: Hello? Eli. Jam Oh, I am Peter.

Jakob Lewis: Eli und sein Vater entziffern Peters Weihnachtswünsche auf der Karte.

Eli: I wish you Merry Christmas, Peter.

Jakob Lewis: Und die Karten sind auf Deutsch!

Eli: Cool.

Jakob Lewis: Ingo und ich haben uns also einige Briefe hin- und hergeschrieben, was Spaß macht. Aber es ist auch 2021. Also schreiben wir auch Mails. Ingo hat mich viel zur Wahl in den USA und zur Erstürmung des Kapitols gefragt. Und wen ich wählen werde.

Ich habe versucht, so gut ich konnte, zu antworten, aber plötzlich beschlich mich ein Unbehagen. Ich hatte einen Artikel über Probleme mit Rassismus und rechten Chatgruppen bei der deutschen Polizei gelesen. In was war ich da hineingeraten? War Ingo ein Neonazi? Oder würden wir Freunde werden?

Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Also trafen wir uns, wie alle Menschen in 2021, bei ZOOM.

Ingo: Can you hear me?

Jakob Lewis: I can. Yes.

Ingo: Sounds good.

Jakob Lewis: Well, hello. Thank you so much for talking to me.

Ingo: Ich freue mich, mit dir zu sprechen.

Jakob Lewis: Das ist Ingo. Bei ihm ist es 7 Uhr abends, bei mir mittags. Ingo sagt, es ist dunkel und schneit. Und er beginnt gleich mit den wichtigen Fragen.

Ingo: Hast du Miley Cyrus schon mal gesehen?

Jakob Lewis: Nein, [LACHT] ich habe sie noch nie gesehen.

Dieses Gespräch wird noch einen tiefen Einblick in unsere Leben geben. Aber zuerst geht es um gewöhnliche Sachen, zum Beispiel Ingos Hund.

Ingo: A German … a Deutscher Pinscher, a German Pinscher.

Jakob Lewis: Ich habe ihm von meinem Mischling erzählt, Bagheera. Und wir haben herausgefunden, dass wir beide mal von Tequila abgestürzt sind.

Ingo: Too much tequila. Yeah. And then dancing in a disco.

Jakob Lewis: Ich habe ihm von meiner Podcast‑Produktionsfirma erzählt. Und er hat mir erzählt, wie aus ihm ein Polizist geworden ist. Er ist sowas wie ein Leutnant in den USA, also er hat eine Führungsposition. Er sagt, der größte Unterschied zu amerikanischen Polizisten sei die Ausbildung.

Ingo: Für den mittleren Dienst sind es drei Jahre, im höheren Dienst noch mal drei Jahre an der Uni.

Jakob Lewis: Das sind mindestens zwei bis drei Jahre Ausbildung. In Amerika braucht man gerade mal sechs Monate, bevor man in einem Polizeiauto sitzt. Ingo meint, diese Zeit mache einen großen Unterschied, gerade wenn es um politische Fragen und Diskriminierung geht.

Tragt ihr Waffen?

Ingo: Yes.

Jakob Lewis: Yes.

Ingo: Wir tragen Waffen, aber unsere größte Waffe ist das Wort.

Jakob Lewis: Musstest du deine Waffe schon mal einsetzen?

Ingo: Um, only in, only in the training on, uh, Schießstand, uh, shooting, shooting range.

Jakob Lewis: Wir haben uns lange über Profiling unterhalten und Ingo hat zugegeben, dass es bei der Polizei ein Problem gibt. Er selber habe so was aber noch nicht erlebt.

Ingo: Alle Menschen haben die gleichen Rechte.

Jakob Lewis: Mit unserer Schnittmenge aus Hunden, Tequila und gleichen Rechten für alle hatte ich das Gefühl, persönlichere Fragen stellen zu können.

Leben deine Eltern noch?

Ingo: Mein Vater ist tot, das ist eine komplizierte Geschichte …

Jakob Lewis: Jetzt kommt etwas, dass ich nicht erwartet hatte.

Ingo: Ich hatte eine schwierige Kindheit.

Jakob Lewis: Als Ingo ein Kind war, lebte er bei seiner Mutter und seinem Stiefvater.

Ingo: Wir haben keinen Kontakt mehr.

Jakob Lewis: Ingo erzählt, dass es zu Hause viel Streit gab. Mit 14 stellten ihn die beiden vor die Wahl.

Ingo: Wenn du mit unserer Meinung nicht klar kommst, kannst du gehen.

Jakob Lewis: Sie haben ihn rausgeschmissen, ohne einen Ort, an den er gehen konnte.

Ingo: I, uh, grows up in a, Kinderheim, chil... children’s home.

Jakob Lewis: Ich brauchte einen Moment, um das alles zu verstehen. Ingos Vater war schon früh abgehauen und seine Mutter und der Stiefvater kamen nicht mit ihm klar. Also kam er in ein Kinderheim.

Ingo: Zuerst war ich geschockt. Aber die Menschen im Kinderheim waren nett zu mir. Es war die beste Lösung.

Jakob Lewis: Kurz nachdem er ins Kinderheim kam, passierte etwas.

Ingo: Es gab vier oder fünf Gruppen, ich war bei den „Affen“. Plötzlich kam dieses eine Kind aus meiner Gruppe zu mir und zeigte mir die Zeitung. Und da habe ich gelesen, dass mein Vater gestorben ist.

Jakob Lewis: Ein kleines Kind aus der Affengruppe des Kinderheims erfährt vom Tod seines Vaters aus der Zeitung.

Ingo: Es ist nicht schön ohne Eltern aufzuwachsen, aber so ist das Leben. Heute habe ich Arbeit, ich habe Kinder. Ich bin auf dem richtigen Weg.

Jakob Lewis: Ist es dir wichtig, Vater zu sein?

Ingo: Yes.

Jakob Lewis: Ich freue mich, dass es dir auch so wichtig ist. Ich bin seit 19 Monaten Vater.

Ich weiß, dass es auch schwer sein wird. Aber es ist noch viel wunderbarer als ich es mir vorstellen konnte.

Ingo: Kinder sind ein Wunder. Erst können sie nicht sprechen und später sagen sie dir einfach ihre Meinung.

Jakob Lewis: Zwei Väter, mit einem Ozean dazwischen. Wir können die Freude und Anstrengung über unsere Kinder miteinander teilen. Ich habe Ingo erzählt, wie wir versuchen, unser Kind an das Töpfchen zu gewöhnen. Das war der einzige Moment, in dem wir eine Sprachbarriere hatten. Irgendwie hat es sich komisch angefühlt, über die Kacke von meinem Sohn zu sprechen. Also haben wir irgendwann das Thema gewechselt. Aber ich glaube, Ingo hat verstanden, dass ich ihm von einer Herausforderung erzählt habe. Also hat er mir auch eine erzählt.

Ingo: Heidi.

Jakob Lewis: Wie an vielen Orten sind die Schulen gerade geschlossen und Ingo muss neben dem Homeoffice seine Kinder zu Hause unterrichten. Auch, wenn er gerade eine Nachtschicht hatte.

Jetzt fragt er Heidi und Peter, ob sie einen Witz erzählen können.

Ingo: Child tells a joke in German about two mice sitting on a bench. One sees a ‘flying mouse’ and says, “Look, it’s an angel.”

Jakob Lewis: In Ingos letztem Brief war auch ein Zettel von Peter drin. Ich war beeindruckt von Peters Englisch und seiner Handschrift.

Ingo: Yes.

Jakob Lewis: Ich habe unserem Nachbar Eli die Pokemonkarten gegeben und er hat sich sehr gefreut.

Ingo: Peter hat sich auch sehr über die Pokemonkarten gefreut, die du geschickt hast.

Jakob Lewis: Oh, nice.

Ingo: Er fand es super, dass die Karten auf Englisch waren. Deshalb hat er auch gesagt, dass es eine gute Idee ist, dass ich dir schreibe und er Eli.

Jakob Lewis: Als Ingo jünger war, hatte er einen Brieffreund in Russland. Das war für ihn eine Möglichkeit, andere Menschen und Sichtweisen kennenzulernen. Er wünscht sich dasselbe für seine Kinder. Also hat er mich gefragt, ob es noch mehr Brieffreundschaften für seine Kinder gibt.

Ich habe ihm einen Kontakt zu den Verantwortlichen für die Städtepartnerschaft von Nashville und Magdeburg verschafft. Ingo hat einem anderen Polizisten gefunden und Kinder, die im Alter von seinen Kindern sind.

In seiner letzten Mail schreibt er:

„Ich fange diese Woche mit der Spätschicht an und ab morgen sind die Kinder bei mir. Dann muss ich wieder Lehrer spielen. Liebe Grüße von der anderen Seite des Ozeans, Ingo“.

Ich liebe es, in meinem Job Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Die Geschichte von Ingo hat mich persönlich berührt, in einer Zeit, als die Pandemie mir besonders zugesetzt hat. Ich habe Sorge, die Verbindung zu Menschen zu verlieren, seit ich keine Begegnungen in Restaurants, Läden oder Parks habe.

Gerade in dem Moment, als ich dachte, ich würde mich in einen emotionalen Zombie verwandeln, kam Ingo. Er hat eine Verbindung zu Magdeburg geschaffen. Zu seinen Kindern und ihren Witzen. Und zu meinem Nachbarn mit seinen Pokemonkarten. Vor allen Dingen aber habe ich die Verbindung zu mir selbst wiedergefunden. Das Interesse am Leben anderer ist wieder da.

Vor ein paar Tagen habe ich die Autogrammkarte von Beakman vom Dachboden geholt. Ich habe sie an die Pinnwand in meinem Büro gehängt. Direkt neben die Briefe von meinem neuen Freund.