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Rimantas Kmita, Schriftsteller, Übersetzer, Literaturwissenschaftler

Rimantas Kmita Foto: Liepa Lenkšaitė Ich erinnere mich, dass ich bereits im Schulalter versucht habe, „Publikumsbeschimpfung" von Peter Handke zu lesen. Aber mein Deutsch hat sich gefestigt, als ich an der Universität Greifswald meine Doktorarbeit über die litauische Lyrik der Sowjetzeit schrieb. Es schien sinnvoll zu vergleichen, wie die ostdeutsche Literatur in Deutschland erforscht wird, und diese Erfahrungen zu reflektieren. 
Später habe ich bei meiner Forschungsarbeit oft auf deutsche Handbücher und Monographien zurückgegriffen, und es ist kein Geheimnis, dass ich mich gegenüber meinen Kolleg*innen insgeheim überlegen fühlte, die kein Deutsch sprachen. Jede Sprache bedeutet gleichzeitig einen anderen Blick auf die Welt, das gilt auch für die Geisteswissenschaften. 
Deutschland weist wahrscheinlich die höchste Anzahl von Übersetzungen ausländischer Literatur in Europa auf. Als Schriftsteller bin ich oft in Deutschland, sei es als Teilnehmer an Diskussionen, oder zur Präsentation meiner Übersetzungen ins Deutsche.
Tatsächlich begann mein Abenteuer als Romanautor mit der Übersetzung aus dem Deutschen. Ich dachte mir, ich könnte es nicht nur mit dem Übersetzen, sondern auch mit dem Schreiben versuchen. 
Am nützlichsten war die deutsche Sprache für mich jedoch, als ich noch zur Schule ging und in meinem Tagebuch über die Leiden des eigenen jungen Werther schrieb, in der Hoffnung, dass es niemand verstehen würde. Ich würde jetzt so gerne das kleine Büchlein mit dem braunen Einband irgendwo finden.