Das Jahrhundert der Frauen

Das südamerikanische Projekt vernetzt Akteurinnen und Aktivistinnen der Zivilgesellschaft, um der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Südamerika durch die „Schaffung neuer Rollenbilder“, die „Sichtbarmachung der Leistungen von Frauen“ und „neue Formen der Berichterstattung im Journalismus“ auf künstlerische und diskursive Art entgegenzuwirken.

Visual Jahrhundert der Frauen © Goethe-Institut Bolivien

Über das Projekt

Die Zahlen sind erschreckend und alarmierend gleichermaßen: Südamerika erfährt traurige Berühmtheit durch Statistiken, die belegen, dass auf keinem anderen Kontinent so viele Mädchen und Frauen geschlagen, vergewaltigt und ermordet werden. Trotz fortschrittlicher Gesetze hält dieser Trend in allen Ländern der Region weiter an und verschärft sich sogar noch, denn die Gesetze werden zu wenig eingehalten, und juristische Prozesse verlieren sich in umgekehrten Schuldzuschreibungen. Aus Opfern werden Täterinnen, die maskuline Gewalt wird gesellschaftlich toleriert. Längst formiert sich der Widerstand der weiblichen Zivilgesellschaft in allen Ländern der Region. 

Das Projekt der Goethe-Institute in Südamerika setzte auf die vielfältigen Erfahrungen in der Vernetzung von Akteur*innen und Künstler*innen und stellte drei Themen in den Vordergrund:
  1. Um die jungen Generationen zu sensibilisieren, sollen neue Rollenbilder erarbeitet werden, mit denen sich Jugendliche identifizieren sollen: diese Rollenbilder sowohl für Männer als auch für Frauen sind anti-hegemonial, dem Grundsatz der Gleichberechtigung verpflichtet und verteilen die Aufgaben zwischen den Geschlechtern ausgewogen.
  2. Die Verdienste von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kultur sind zahlreich, doch werden verschwiegen. Diese Verdienste sollen sichtbar gemacht werden, in allen Ländern der Region.
  3. Die Berichterstattung zu der zunehmenden Gewalt gegen Mädchen und Frauen erschöpft sich in Opferstigmatisierungen, stellt die kausalen Zusammenhänge nicht dar und schafft damit auch keinen konstruktiven Beitrag zu einer veränderten Meinungsbildung. Journalistinnen aus der Region haben ihre eigenen Netzwerke geschaffen, die von einer weiteren Vernetzung innerhalb und außerhalb der Region nur profitieren können.

Ziel

Zusammenführung von Netzwerken in verschiedenen Ländern Südamerikas und Deutschland zur Entwicklung neuer Strategien zur Sensibilisierung für das Thema bei verschiedensten Zielgruppen. Konzeption und Umsetzung von konkreten künstlerischen und diskursiven Interventionen. Lobbyarbeit bei politischen Entscheidungsträgern für entsprechende Implementierungsprozesse zur Gesetzgebung.

Zeitraum

2021-2022

Zielgruppe

Multiplikator*innen in Politik, Bildung und Zivilgesellschaft; Meinungsbilder*innen in den Medien; Aktivist*innen gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen.

Ablauf

Bereits vor Beginn dieses Projekts gab es an zahlreichen Goethe-Instituten in Südamerika Initiativen und lokale Kooperationen mit Partnern zum Thema „Gewalt gegen Mädchen und Frauen“. Aus diesen Kontakten und mit den Erfahrungen wurde im März 2021 ein regionales Auftakttreffen unter Beteiligung der lokalen Goethe-Institute und den Partnern aus Argentinien, Bolivien, Brasilien, Deutschland, Chile, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. durchgeführt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie konnte dieses Treffen nicht wie geplant in La Paz stattfinden, sondern musste online durchgeführt werden.

Die einzelnen Beiträge sind auf dem Youtube-Kanal zu finden.

Dieses Treffen diente insbesondere dem Kennenlernen und der Impulssetzung für die sich anschließende Phase der Arbeit in Gruppen zu den drei Themenbereichen, um konkrete Projekte zu konzipieren, die länderübergreifend angelegt und realisiert werden können. Bis zum Jahresende 2021 sind sechs künstlerische und diskursive Initiativen in rein virtueller Kollaboration realisiert worden.

Projekte

Als Abschluss des Projekts fand vom 7. bis 9. März 2022 dann tatsächlich in präsentischer Form ein internationales Forum in La Paz statt, bei dem die Projekte noch einmal vorgestellt wurden und Expertinnen aus den Bereichen Kultur, Journalismus und Gender Studies, Künstlerinnen und Aktivistinnen die Ergebnisse und Erkenntnisse diskutierten.
 

Weitere Informationen

Begleitend zu diesem Projekt entstand im Online-Magazin „Humboldt“ ein Dossier mit dem Titel MACHT, welches sich den Fragen widmete wie Machtverhältnisse Genderbeziehungen bestimmen, welche Strategien zum Ausgleich von Machtungleichgewichten in Südamerika und Deutschland erfolgreich waren und sind, und welches Verständnis von Macht zu einer egalitäreren Gesellschaft führen könnte.
 

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