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PASCH-Schule in Sizilien überzeugt mit der Produktidee „Haarmonie“
ITET MARCO POLO GEWINNT UNTERNEHMEN DEUTSCH

Die stolze Gewinnerklasse aus Palermo
© Goethe-Institut Italien | Foto: Privat

Die Klasse 4C der Fachoberschule für Tourismus in Palermo konnte es kaum glauben: Ihre Geschäftsidee für deutsche Kunden, die Haarmaske „Haarmonie“, gewann den 1. Preis im Ideenwettbewerb Unternehmen Deutsch 2023. Der Deutschlehrer Giuseppe Ricciardo und drei seiner Schüler*innen berichten von ihren Erfahrungen mit dem Projekt zur beruflichen Orientierung.

Von Klaus Dorwarth

UNTERNEHMEN DEUTSCH – EINE ERFOLGSGESCHICHTE

„Er läuft und läuft und läuft“ – so der bekannte Werbespot für den VW Käfer von 1968. Ähnliches lässt sich für Unternehmen Deutsch behaupten, das Schulprojekt zur beruflichen Orientierung in Italien, dort auch bekannt als Piazza Affari Tedesco. In den vergangenen elf Jahren haben 240 Schulen mit 240 deutschen und italienischen Partnerunternehmen ebenso viele neue Geschäftsideen hervorgebracht. Einige von ihnen wurden von den Firmen verwirklicht und sind heute auf dem Markt erhältlich. Die Gewinnerklassen erhalten vom Goethe-Institut Italien und seinem Projektpartner BOSCH Mailand die Möglichkeit zu Praktika, bisweilen überraschen Firmen ihre Partnerklassen mit der Aussicht auf ein Stellenangebot.   

Die Kernthemen des Projekts bauen sukzessive aufeinander auf: das Kennenlernen des heimischen Wirtschaftsraums, die Kooperation mit einem schulnahen Betrieb, die Entwicklung einer neuen Geschäftsidee und das Erstellen einer Werbung für die potentielle deutsche Kundschaft. Die deutsche Sprache wird dabei schnell zur Nebensache, in den Vordergrund treten das kreative Potential der Schüler*innen und ein ungeahnter unternehmerischer Erfindergeist.

Mit dem Besuch der Partnerfirma erhält das Projekt ein lebensnahes Gesicht, Arbeits- und Produktionsabläufe werden auf einmal mit Menschen assoziiert. Spätestens jetzt ist klar: Die Klasse ist im Boot, sie will den Wettbewerb gewinnen. Und wenn es auch nicht für die ersten Plätze reicht: Das Projekt hat etwas verändert. Das gemeinsame Ziel hat den Schüler*innen ein Gruppengefühl gegeben, unabhängig vom Expertenurteil der Jury oder den Anforderungen, denen man vielleicht nicht immer genügen konnte.

Unternehmen Deutsch macht den Mehrwert der deutschen Sprache und den Sinn frühzeitiger Berufsorientierung deutlich. Gleichzeitig gibt es unauffälligeren oder weniger deutschbegeisterten Schüler*innen die Möglichkeit, nicht deklarierte Fähigkeiten zur Geltung zu bringen und sich einen Platz im Projekt zu verschaffen. Und selbst Klassen, die einen hohen Grad an Diversität aufweisen, bekommen Lust, sich in ihrer Essenz zu outen: als ambitioniertes Team, das zeigen möchte, was es zu leisten imstande ist.
 

GIUSEPPE RICCIARDO - DEUTSCHLEHRER 

Giuseppe Ricciardo ist Deutschlehrer an der PASCH-Schule ITET Marco Polo in Palermo. Er hat das Projekt im Schuljahr 2022-2023 zum ersten Mal durchgeführt und mit seiner Klasse 4C auf Anhieb gewonnen – trotz unterschiedlicher Schwierigkeiten, die bei ihm stellenweise auch Zweifel aufkommen ließen. Hier seine Erfahrungen:

Eine voreilige Entscheidung? 
Es gab einen Moment in dem ich dachte, eine voreilige Entscheidung getroffen zu haben: Da ich zuvor nie eine PCTO-Aktivität* koordiniert hatte, war mir nicht wirklich klar, worauf ich mich einlassen würde. Nachdem ich mich aber schon entschieden hatte, wollte ich mich nicht mehr zurückziehen.
Unvorhergesehene Schwierigkeiten machten die Sache nicht einfacher. Nur zwei Beispiele: Betriebe, insbesondere die kleineren, haben am Jahresende mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft alle Hände voll zu tun; dadurch ging uns wertvolle Zeit verloren.
Außerdem haben die ungünstigen Wetterbedingungen, die dieses Jahr außergewöhnlich lang angedauert haben, die Videoaufnahmen für unseren Werbespot bis zur letzten Minute in Frage gestellt.
Im Nachhinein betrachtet bin ich aber froh, dass ich bei meiner Entscheidung geblieben bin: nicht nur wegen des Ergebnisses, das mich natürlich stolz macht, sondern wegen der Erfahrungen, die dieses Projekt zu einer wahren Reise gemacht haben.    
    
   
(*PCTO steht für „Percorsi per le Competenze Trasversali e l’Orientamento“, d.h. Aktivitäten zur Förderung der Kompetenzentwicklung und beruflichen Orientierung in den letzten drei Jahrgangsstufen italienischer Oberschulen)

Eine wahre Entdeckung
Ich habe die Klasse aus einer neuen Perspektive kennen gelernt und Eigenschaften entdeckt, die während des Unterrichts nicht immer zutage treten; und nicht nur das: jeder hat bei sich etwas erkannt, was er oder sie selbst nicht erahnte.
Bei Schüler*innen, die sich aus Angst, ihre Deutschkenntnisse seien nicht gut genug, gewöhnlich nicht exponieren, habe ich überraschende kreative und analytische Fähigkeiten gesehen. Oder, bei anderen, die Sorgfalt bei Rechercheaufgaben, die ihnen anvertraut wurden. Ganz zu schweigen vom künstlerischen und grafischen Talent oder der Fähigkeit, sehr schnell zu lernen, wie man neue technologische Instrumente nutzt.   
Was aber das Wichtigste für die Klasse war, denke ich, war die Erfahrung, dass selbst eine Gruppe wie ihre, in der so unterschiedliche Charaktere, Persönlichkeiten und Talente vertreten sind, durch Zusammenarbeit, Respekt und gegenseitige Motivierung in der Lage ist, ein exzellentes Ergebnis zu erreichen.

Gaia Innusa - Klasse 4c

Gaia Innusa, Schülerin des ITET "Marco Polo" in Palermo © Goethe-Institut Italien | Foto: Privat Wir fanden das Projekt von Anfang an interessant, und wir waren sehr aufgeregt, eine solche Arbeit zu beginnen. Ich persönlich konnte meine Kenntnisse über das sizilianische Gebiet (aus wirtschaftlicher Sicht), die Unternehmen auf dem Markt und die Produkte, die am meisten Kunden anziehen, vertiefen. Die Kontakte zu zwei Unternehmen haben mir sehr geholfen, das Wirtschaftssystem noch besser zu verstehen. Eines der schönsten Dinge war es, als Gruppe zu arbeiten. Jeder hat seinen Beitrag geleistet, und das Produkt „Haarmonie“ ist das Ergebnis der Ideen mehrerer Menschen, nicht nur eines. Dieses Projekt ist fantastisch und wirklich gut durchdacht. Ich kann es anderen Schulen nur empfehlen, sie lernen viel und vor allem arbeiten sie als Team.

emanuele unniemi - klasse 4c

Emanuele Unniemi, Schüler des ITET "Marco Polo" in Palermo © Goethe-Institut Italien | Foto: Privat Am Anfang hat uns die Idee als Klassengruppe sehr gut gefallen, es war etwas anderes, ein Projekt, von dem wir noch nie gehört hatten und das, ohne es damals zu wissen, einen unglaublichen kollektiven Aufwand erfordern würde. Ich persönlich liebte von Anfang an den kreativen Teil des Projekts und die Möglichkeit, meine fotografische Leidenschaft aus einem weiteren Zweig zu entwickeln. Trotz des enormen Drucks, der immer enger werdenden Zeit und unzähligen Ideen, die auf Papier gelegt und dann zerknittert wurden, konnten wir die „Haarmonie“ in all dieser Verwirrung finden, wir haben uns gegenseitig die Ärmel hochgekrempelt und die perfekte Kombination gefunden. Die Klassengruppe funktionierte, die Unternehmen gaben eine unübertroffene Verfügbarkeit und unser Lehrer tat alles, um uns klarzumachen, dass wir gewinnen konnten, wir konnten sogar unsere Erwartungen übertreffen... und so war es auch.

AURORA UNNIEMI - KLASSE 4C - Jugendkursstipendiatin 2023

Aurora Unniemi, Schülerin des ITET "Marco Polo" in Palermo © Goethe-Institut Italien | Foto: Privat Dieses Projekt war für uns eine Gelegenheit zu lernen, unsere Ideen zu artikulieren und darzulegen, die Ressourcen unseres Landes zu kennen und zu nutzen, um unsere Kompetenzen in vielen Bereichen zu erweitern, und es war vor allem eine einzigartige und wichtige Erfahrung für unseren Schulweg. Die Beziehungen zu den Unternehmen und die Gespräche, die wir mit ihnen geführt haben, waren für mich persönlich von großem Nutzen. Neben neuen Erfahrungen haben sie die Idee der Organisation und Entwicklung einer Idee, in diesem Fall eines Produkts, viel klarer gemacht. Es war ein Arbeitsprozess, der mich sehr interessiert hat, angefangen von der Kreation des Produkts über den Entwurf des Logos bis hin zur Veröffentlichung des Videoclips. Ich glaube, es war ein Raum für uns, ein leeres Blatt, wo wir die Möglichkeit hatten, unsere Ideen zu entwickeln, nach einer großartigen Teamarbeit, die sich offenbar ausgezahlt hat. Wir haben aus dieser Erfahrung viel gelernt, sowohl in der Gruppe als auch persönlich, und wir danken dem Goethe-Institut für diese originelle und nützliche Initiative.

WEITERE STIMMEN

Für uns war es eine neue Erfahrung und sicher gibt es noch viel zu lernen, aber meine Schüler waren mit Begeisterung dabei und vor allem haben sie viel gelernt, sowohl sprachlich als unternehmerisch gesehen."

Maria Fumarola, Deutschlehrerin am Liceo "Leonardo da Vinci" in Fasano (Apulien), Mai 2023

Wir sind nicht unter den prämierten Schulen, aber, wie ich auch schon meinen Schülern in der Klasse gesagt habe, haben sie für mich trotzdem gewonnen, weil sie es geschafft haben, dieses schöne Projekt mit ihren Mitteln und Möglichkeiten zu Ende zu bringen und sich angestrengt haben, zu einem Ergebnis zu kommen."

Antonella Tamburi, Deutschlehrerin am ISISS "Marco Polo" in Cecina (Toskana), Mai 2023

Dieser Wettbewerb ist immer wieder eine Gelegenheit zu wachsen und des Kontakts zu Kolleginnen und Kollegen, die sich jeden Tag für die deutsche Sprache einsetzen."

Laura Rizzato, Deutschlehrerin am Liceo "F. Corradini" in Thiene (Veneto), Gewinnerin von Unternehmen Deutsch 2021 und Zweitplatzierte 2023.

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