Yasemin Şamdereli
Almanya - Willkommen in Deutschland
- Produktionsjahr 2010
- Farbe / LängeFarbe / 95 Min.
- IN-Nummer IN 3691
1964 kam Hüseyin Yilmaz aus der Türkei nach Deutschland. Später holte er Frau und Kinder nach. Jetzt erzählt seine Enkelin mit Wärme und Humor die Familiengeschichte – während der Clan unterwegs ist, um am Ort des Ursprungs Urlaub zu machen. Wo die eigentliche Heimat ist, wird sich jeder von ihnen selbst fragen müssen.
Hüseyin Yilmaz war 1964 als anatolischer Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Jetzt steht er kurz davor, deutscher Staatsbürger zu werden und weiß nicht, ob er das wirklich will. Unerwartet eröffnet er seiner Frau, seinen Kindern und Enkeln, er habe in der alten Heimat ein Haus gekauft und erwarte, dass sie gemeinsam zum Renovieren hinfahren. Die Reaktionen sind gemischt. Hüseyin beschwichtigt: Er will nur ein Ferienhaus haben, aber nicht endgültig zurückkehren. Die junge Canan hat Angst vor der Reise, sie ist schwanger; weder Eltern noch Großeltern wissen davon. In die Gegenwart mischen sich immer wieder Episoden aus der Vergangenheit, erzählt von Canan: wie ihr Großvater seine Braut entführte, wie er später aufbrach nach Deutschland, um seine Frau und seine Kinder zu ernähren, wie er die Familie nachholte, welche Probleme sich den Angekommenen in Deutschland stellten, wie sie alle zum ersten Mal in Anatolien ihren Urlaub verbrachten und die ersten Anzeichen von Entfremdung spürten. Canan erzählt von damals, während die Großfamilie in der Gegenwart erneut unterwegs ist nach Anatolien. Auf der Fahrt im Bus schläft Hüseyin für immer ein. Der Schock seines Todes führt zu einigen überfälligen Aussprachen innerhalb der Familie. Canan gesteht, dass sie ein Kind erwartet, was ihr Großvater längst gewusst hatte. Die lange zerstrittenen Brüder Muhamed und Veli zanken und versöhnen sich. Hüseyin wird in seiner Heimaterde beigesetzt. Die Familie kehrt zurück nach Deutschland – nur einer hat sich, für alle überraschend, entschlossen, in Anatolien zu bleiben. Und der kleine Cenk wird im Palais Schaumburg im Beisein der Bundeskanzlerin eine Rede halten, zu der eigentlich sein Großvater eingeladen war.
ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND ist ein wunderbarer Beitrag zur aktuellen deutschen Integrationsdebatte, realisiert von zwei jungen Frauen, die auch eigene Erfahrungen in die Geschichte einbringen konnten. Der Film erzählt von sich langsam wandelnden Identitäten, von einer schwierigen Frage nach der persönlichen Heimat, für die es unterschiedliche Antworten gibt. „Sind wir Türken oder sind wir Deutsche“, fragt der kleine Cenk, verunsichert von den Reaktionen seiner Kameraden in der Grundschule - und irritiert, weil Anatolien auf der großen Europa-Karte in seinem Klassenzimmer keinen Platz mehr bekommen hat.
Wie geschickt Yasemin und Nesrin Samdereli die Realisation konzipiert haben, zeigt der kleine Trick, die Episoden in der Türkei als Rückblenden von der jungen Canan erzählen zu lassen; aus ihrer heutigen Perspektive, in ihren Worten, ist es folgerichtig, dass auch die Figuren in Anatolien Deutsch sprechen – aber eben nur in ihren subjektiven Erzählungen. Ebenso sinnvoll ist das an Chaplins DER GROSSE DIKTATOR erinnernde, von den türkischen Zuwanderern fast panisch imaginierte Phantasie-Deutsch: zwar gehört, aber eben nicht verstanden. Was diesen an Motiven und Emotionen überaus reichen Film von vielen thematisch vergleichbaren Arbeiten unterscheidet, ist vor allem seine Tonart: Die Regisseurin und ihre Co-Autorin haben den Stoff sanft, ironisch, heiter und warmherzig realisiert, mit großer Zärtlichkeit für die Figuren, manchmal sentimental, humorvoll in vielen konkreten Details, häufig ironisch, aber ohne jeden zynischen Moment und ohne die Probleme und Konflikte zu vertuschen.
Hans-Günther Pflaum
- Produktionsland
- Deutschland (DE)
- Produktionszeitraum
- 2009/2010
- Produktionsjahr
- 2010
- Farbe
- Farbe
- Bildformat
- 1:2,35
- In Koproduktion mit
- Infafilm GmbH Manfred Korytowski (München)
- Länge
- Langfilm (ab 61 Min.)
- Gattung
- Spielfilm
- Genre
- Komödie
- Thema
- Beziehung / Familie, Arbeit, Heimat, Migration / Flucht / Exil
- Rechteumfang
- Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
- Lizenzdauer bis
- 18.04.2025
- Permanente Sperrgebiete
- Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH), Liechtenstein (LI), Südtirol (Alto Adige), Luxemburg (LU)
- Verfügbare Medien
- 35mm, DVD
- Originalfassung
- Deutsch (de), Türkisch (tr)
35mm
- Untertitel
- Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (es)
- Anmerkung zum Format
- eine 35m Kopie ohne UT liegt vor
DVD
- Untertitel
- Deutsch Teil UT, Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Türkisch (tr)