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Filmkatalog

Über den Filmkatalog

Bildausschnitt: beleuchteter, festlicher, vertäfelter Filmvorführraum

Herrmann Zschoche
Sieben Sommersprossen

  • Produktionsjahr 1978
  • Farbe / LängeFarbe / 79 Min.
  • IN-Nummer IN 1932

Karoline und Robby erleben im Ferienlager ihre erste Liebe, irgendwo inder DDR-Provinz. Vor Jahren waren sie gemeinsam in einer Schulklasse, hatten sich aber aus den Augen verloren.Im streng durchorganisierten Lagerleben bleibt nur wenig Platz für Erholung und die wahren Interessen der Kinder, die eigentlich keine Kinder mehr sind. Ihr Betreuer Benedikt versucht, die Jugendlichen für eine Inszenierung von "Romeo und Julia" zu begeistern. Bei den Proben kommen sich Karoline und Robby näher. Es entflammt eine gegenseitige Leidenschaft, die sich gegen alle Widerstände, Rückschläge und Intrigen durchsetzen und bewähren kann.

Mit der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im Herbst 1976 setzte in der DDR eine nachhaltige Desillusionierung bezüglich der Reformierbarkeit des Systems ein. Hunderte von Schriftstellern/- innen, Filmschaffenden und anderen Intellektuellen verließen das Land Richtung Bundesrepublik. Bei den Verbliebenen machten sich Resignation und künstlerischer Stillstand breit, gleichzeitig triumphierte Opportunismus. Sowohl in der Literatur als auch beim Film zeichnete sich ein Rückgang von Gegenwartsstoffen ab, dies teils freiwillig (wie bei dem Autorenpaar Christa und Gerhard Wolf), teils durch staatliche Beeinflussung (wie beim DEFA-Regisseur Rainer Simon, gelenkt durch DEFA-Generaldirektor Hans Dieter Mäde). Um den innenpolitischen Glaubwürdigkeitsverlust zu kompensieren, versuchte die DDR Kulturpolitik zunehmend, vor allem für Jugendliche Angebote der Ablenkung von der Tristesse des DDR-Alltags bereitzustellen: Plötzlich wurde westliche Musik auf dem Monopollabel AMIGA verlegt, die staatliche Textilindustrie versuchte sich in Imitaten der eben noch verruchten Jeansmode.
Vor diesem Hintergrund stellte der Spielfilm SIEBEN SOMMERSPROSSEN von Herrmann Zschoche nur zwei Jahre nach dem Biermann Eklat einen interessanten Sonderfall dar. Er könnte einerseits als Rettungsversuch gewertet werden, Jugendliche durch das Aufgreifen bislang ausgesparter Themen zurück in die staatlich gelenkte, kulturpolitische Verwertungskette zu holen und über diesen Umweg erneut für den Sozialismus und seine Jugendpolitik zu begeistern. In dieser Lesart wäre SIEBEN SOMMERSPROSSEN ein staatstragendes Unterfangen. Andererseits sprach der Film tatsächliche Probleme und Sehnsüchte Heranwachsender an und wurde auch so wahrgenommen: als wohltuende Abkehr von der Politisierung des Alltags und als Reflex auf die tatsächlichen Euphorien und Nöte junger Menschen. Karoline (Kareen Schröter) und Robby (Harald Rathmann) treffen sich während der Sommerferien im Betriebsferienlager, irgendwo in der DDR-Provinz. Vor Jahren waren sie einander schon einmal begegnet, hatten sich aber aus den Augen verloren. Im strikt durchorganisierten Lagerleben, unter den Argusaugen der strengen Leiterin (Christa Löser), bleibt nur wenig Platz für Erholung und die wahren Interessen der Heranwachsenden. Frühsport, Appelle, sportliche Wettbewerbe aller Art, Ernteeinsatz und Betriebsbesichtigungen strukturieren den Aufenthalt. Entgegen dieser Doktrin versucht der Betreuer Benedikt (Jan Bereska), die Jugendlichen für eine Inszenierung von Shakespeares „Romeo und Julia“ zu begeistern. Bei den Proben zu dem Stück kommen sich Karoline und Robby wieder näher. Es entflammt eine leidenschaftliche Liebe, die sich gegen diverse Widerstände, Rückschläge und Intrigen behauptet. Auch „Romeo und Julia“ gelangt letztlich zur triumphalen Premiere. Selbst die Lagerleiterin, die sich vehement gegen die Aufweichung ihres Regiments gewehrt hatte, erlebt die Aufführung mit Tränen der Rührung in den Augen.
SIEBEN SOMMERSPROSSEN arbeitet gekonnt mit den verschiedenen Ebenen seiner Inszenierung. Indem mit „Romeo und Julia“ ein Spiel im Spiel installiert wird, ergibt sich die Möglichkeit wechselseitiger Verschränkungen. In Shakespeares Drama belastet eine Fehde zwischen den Elternhäusern die Beziehung von Romeo und Julia, Zschoche gibt Karoline und Robby familiäre Hintergründe, die ebenfalls Konfliktpotenzial bergen. Sie lebt mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und deren Baby zusammen in schwierigen, fast chaotischen Verhältnissen, er ist als Sohn eines hohen Funktionärs mit zahlreichen Privilegien ausgestattet. Insgesamt könnte das Lagerleben auch als Modell einer mikrokosmischen DDR interpretiert werden, ausgestattet mit einem prototypischen Personal von sturen Funktionären, Reformgeistern und Mitläufern/innen. In diesem Sinne wäre diese DEFA-Produktion als eine optimistische, auf Veränderung drängende Utopie zu verstehen. Unabhängig davon funktioniert der Film jedoch auch als zeitlose Liebesgeschichte.

Claus Löser

Produktionszeitraum
1977/1978
Produktionsjahr
1978
Farbe
Farbe
Bildformat
1:1,66

Länge
Langfilm (ab 61 Min.)
Gattung
Spielfilm
Genre
Liebesfilm
Thema
Liebe, DDR, Filmgeschichte
Zielgruppe
Jugendfilm (12-17 Jahre)

Rechteumfang
Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
Anmerkungen zur Lizenz
DEFA
Lizenzdauer bis
31.12.2025
Permanente Sperrgebiete
Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH)

Verfügbare Medien
DVD
Originalfassung
Deutsch (de)

DVD

Untertitel
Deutsch (de), Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (es), Portugiesisch (Bras.) (pt), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Italienisch (it), Japanisch (ja), Russisch (ru), Türkisch (tr)
Anmerkung zum Format
Parallelwelt:Film - Ein Einblick in die DEFA