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Filmkatalog

Über den Filmkatalog

Bildausschnitt: beleuchteter, festlicher, vertäfelter Filmvorführraum

Tatjana Turanskyj
Eine flexible Frau

  • Produktionsjahr 2010
  • Farbe / LängeFarbe / 97 Min.
  • IN-Nummer IN 4572

Es sollte eine Trilogie werden über „Frauen und Arbeit“. Sie begann im Jahre 2010 mit Eine flexible Frau, im Jahre 2014 folgte Top Girl oder La Déformation Professionnelle, aber einen dritten Teil gab es nicht mehr. Die Regisseurin Tatjana Turanskyj verstarb am 18. September 2021 und lebt seitdem in den Köpfen, Gedanken, Projekten und Kämpfen ihrer Mitstreiter*innen weiter. Sie war Filmemacherin, Autorin, Feministin, Aktivistin und hatte viel zu sagen, so wie hier, in ihrem Langfilmdebüt: Greta M. (Mira Partecke) ist 40, in Berlin, arbeitslos, Architektin, Mutter und Trinkerin. Sie ist ein Drifter (so der englische Titel), die sich zwischen Arbeitsamt, Gated Communities, Callcentern und Bars durch ein Leben treiben lässt, das Frauen wie sie entweder nicht vorsieht oder sie in ein Effizienzschema stecken möchte, in das Frauen wie Greta nicht reinpassen. Anstatt einen bierernsten Film über Frauenthemen, Lohnarbeit und Gentrifizierung zu machen, lässt Turanskyj ihre Protagonistin Greta tanzen, trinken und sprechen mit einer Leichtigkeit und einem subtilen Witz, der genauso untypisch für das deutsche Kino ist wie Tatjana Turanskyj es immer war. Sie war Mitbegründerin von ProQuote Film (ursprünglich: ProQuote Regie), einem Verein, der sich in Deutschland seit 2014 für Geschlechterparität und Diversität im Film einsetzt.
(26.07.2022)

Greta M. (Mira Partecke), 40, eine Frau in Berlin mit einer postmodernen, brüchigen Architektinnenbiografie, verliert ihren Job. Auch im Callcenter wird sie gefeuert. Wie Don Quichotte kämpft sie gegen unheimliche Mächte an: ihren Sohn, die gefährliche Mutterschaft, den Bewerbungscoach, die verhinderte Architektur des neuen Berlins (Townhäuser, Humboldtforum, soziale Stadtgrenzen) und nicht zuletzt gegen die eigene Paranoia und Statusangst, eine Frau ohne Auftrag zu sein. Sie trinkt und driftet zwischen Anpassung und Widerspruch durch ihr Leben. Auf dieser Tour de Force zwischen Callcenter, Arbeitssuche, Jobcenter, Coach, Architekturbüros, Schule, Kneipen und Drifts durch Stadtrandgebiete trifft sie auf die „Stadt der Frauen“. Der Film zeigt präzise ein Zeit- und Gesellschaftsbild, ohne mit den Konventionen des sozialen Realismus zu arbeiten.

EINE FLEXIBLE FRAU ist der erste Teil von Tatjana Turanskyjs „Frauen und Arbeit“-Trilogie.

Mit freundlicher Genehmigung von Filmgalerie 451

Director's statement:

Die erste Inspiration für meinen Film war Richard Sennets Buch „Der flexible Mensch“. Sennet beschreibt die harten Veränderungsanforderungen des postmodernen Kapitalismus an das Individuum. Diese Grundtatsache aktueller gesellschaftlicher Entwicklung wollte ich mit der speziellen Situation von Frauen verknüpfen und die Frage aufwerfen, in wieweit das propagierte Bild der „modernen emanzipierten Frau“ nichts weiter ist als eine Affirmation an den derzeitigen Status Quo, eine „konservative Emanzipation“. Den eher affirmativen Frauenfiguren – der Stadt der Frauen - steht meine Heldin gegenüber. Sie ist eine Kritikerin und Zweiflerin, die vergeblich versucht, sich den Verhältnissen anzupassen, ohne dabei ihre Autonomie und Würde zu verlieren. Ihr wird aber deutlich gemacht, dass dies so nicht mehr zu schaffen ist – der Preis der Anpassung wäre die Aufgabe ihrer kritischen Haltung der Welt gegenüber. (Tatjana Turanskyj)

Pressestimmen:

"Turanskyjs arbeitslose Architektin bewegt sich durch ein Berlin, das sich städtebaulich massiv verwandelt: Gentrifizierung hat bereits stattgefunden, jetzt wird die Stadt verortet mit abgezirkelten Vorgärten, Privatstraßen und Town-Houses. (…) Für die Entortung des urbanen Raums findet Turanskyj eine fragmentarische, essayistische Form, die sich gerade so erst zu einem Ganzen fügen kann und den Blick auf die Emotionen der losgelösten Persönlichkeit frei räumt. (...) Witzig sind die Verknüpfungen von Disparatem, die bizarren Situationen, in die Greta auf ihrer ziellosen Architektenreise durch die Stadt gerät." (Julia Teichmann, Filmdienst, 6/2010)

"Als Versuch, für die aktuelle Seins- und Bewusstseinslage des akademischen Prekariats eine angemessene filmische Form zu finden, ist EINE FLEXIBLE FRAU einer der interessantesten Ansätze der letzten Zeit." (Silvia Hallensleben, epd Film, 1/2011)

"Der Neue Deutsche Film? Dieses Jahr lief Eine flexible Frau im Forum der Berlinale. Nix mehr mit »alter« Berliner Schule. Die sprachen nicht, die schauten nur. Turanskyj lehrt uns das Sprechen, und wir beginnen das Schreien. Wir lehnen uns auf, kritisieren. Sie stellt die Fragen. Welche Rolle spielt Arbeit? Lohnarbeit? Freundesarbeit? Familienarbeit? Wir ertränken sie. Wir benebeln uns. – Noch 'n Herrengedeck! – Weil wir selbst keine Antworten haben. Weil wir sie in der Vergangenheit suchen. Und zu oft finden. – Für mich auch! – Ein Funke für den Moment. Auf die Zukunft! Ex! (Christian Lailach, Schnitt, 04.2010)

"Greta auf Partys, im Callcenter, beim Bewerbungs-Coach, mit ihrem Sohn, mit Exkollegen, im Jobcenter, in Kneipen, bei Stadtspaziergängen. Kämpferisch, hysterisch, eigensinnig, wie in Trance, widerspenstig, hemmungslos, überschwänglich und todtraurig. Situationen, Begegnungen, Performances. Mehr Trip als Plot. Momentaufnahmen einer zeitgenössischen, brüchigen weiblichen (Arbeits-)Biografie. Eine flexible Frau als allseitig reduzierte Persönlichkeit. (Birgit Kohler, Forum - Berlinale)

Produktionsland
Deutschland (DE)
Produktionszeitraum
2009/2010
Produktionsjahr
2010
Farbe
Farbe

Länge
Langfilm (ab 61 Min.)
Gattung
Spielfilm
Genre
Drama
Thema
Architektur / Urbaner Raum, Arbeit, Gleichberechtigung / Emanzipation, Krankheit / Sucht / körperliche Beeinträchtigung

Rechteumfang
Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
Lizenzdauer bis
30.11.2028
Permanente Sperrgebiete
Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH)

Verfügbare Medien
DCP, Blu-ray Disc, DVD
Originalfassung
Deutsch (de)

DCP

Untertitel
Deutsch Voll UT, Deutsch Teil UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru)
Anmerkung zum Format
DCP sind verschlüsselt

Blu-ray Disc

Untertitel
Deutsch Voll UT, Deutsch Teil UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru)

DVD

Untertitel
Deutsch Voll UT, Deutsch Teil UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru)