Skate Diplomacy

Thailand

Eine Gruppe von thailändischen Skateboarder*innen reiste im Mai 2023 zum Erfahrungsaustausch nach Deutschland – ihre Skateboards selbstverständlich im Gepäck.

Besuch des DIY-Skate-Spots an der Greifswalder Straße in Berlin Besuch des DIY-Skate-Spots an der Greifswalder Straße in Berlin | © Goethe-Institut e.V.
 
„Vier Rollen, zwei Achsen, ein Brett – Das Skateboard ist so simpel und kann doch so viel. Es ist Transportmittel, Sportgerät, Werkzeug für kreative Entfaltung, Symbol von gelebter Freiheit und am Ende des Tages ist das Skateboard vor allem für alle da. Wo das Brett aus sieben Schichten Holz Menschen zusammenbringt, kommt es auf Herkunft, Alter, Geschlecht, Glaube oder Einkommen nicht an. Es zählt die geteilte Freude an der Bewegung“, so fasst die Deutsche Botschaft in Bangkok auf ihrem Social Media-Kanal den Grundgedanken der „Skate Diplomacy“-Reise von sechs Skater*innen aus Thailand nach Deutschland zusammen.

In Deutschland kann die Skate-Kultur auf mittlerweile 50 Jahre lebendige Entwicklung zurückblicken. Die Skateboard-Szene in Thailand ist noch relativ jung, aber beeindruckend. In Pionierarbeit und weitestgehend aus eigener Kraft werden Skate-Parks gebaut, professionelle Teams aufgestellt und derzeit die ersten Skateschulen gegründet. Während der Corona-Pandemie, als sich viele Aktivitäten ins Freie verlagerten, erlebte Skateboarding in Thailand einen regelrechten Boom.  Seitdem ist Skateboarding in Thailand sowohl unter urbanen Student*innen als auch unter Jugendlichen und Schulkindern in mehreren Provinzen eine beliebte, niedrigschwellige Sportart geworden, die Jungen und Mädchen gleichermaßen offensteht und Toleranz fördert.
 
Besichtigung des Skate-Container-Projekts des Vereins Impossible e.V. Besichtigung des Skate-Container-Projekts des Vereins Impossible e.V. | © Goethe-Institut e.V.

Hinfallen, aufstehen, weitermachen 

„Wir würden es nicht soziale Arbeit nennen. Wir bieten einfach den Raum“, so Simon Pellaux, Mitgründer von Preduce Skateboards und Leiter des Preduce Skate-Parks in Bangkok. Er dürfe seinen Einfluss nicht unterschätzen, entgegnet ihm darauf Oliver Percovich, Gründer von Skateistan, einer NGO und Skateschule, die in Afghanistan Kinder aus unterschiedlichen Schichten über das Skateboarding zusammenbringt.

Die beiden haben sich Jahre zuvor bereits bei einem Skate-Event getroffen und tauschen sich nun über Fundraising und Skateboarding als Empowerment für benachteiligte Kinder und Jugendliche aus. Wie sie denn in Afghanistan besorgte Familien und Eltern, insbesondere von Mädchen, einbinden? Auch diese Frage interessiert die Skater*innen aus Thailand sehr. 

Ausprobieren, hinfallen, aufstehen, neu probieren – unter diesem Motto nutzen viele Vereine und gemeinnützige Initiativen die pädagogische Kraft des Skateboardings. So auch der von Skateboard-Urgestein Titus Dittmann initiierte Verein skate-aid-international, der seit 2009 weltweit umfassende Kinder- und Jugendhilfe leistet. Tobias Egelkamp von skate-aid-international vermittelt den Gästen aus Thailand hilfreiche und ganz praktische Tipps: Über Schulprojekte etwa lasse sich ein Netzwerk sehr gut erweitern, denn: „Netzwerk ist alles“.

Das Thema der öffentlichen Förderung von Skateboarding als Jugendarbeit ist dabei für die thailändischen Skater*innen von besonderem Interesse. „Das Wissen, dass Skateboarding als Jugendarbeit in Deutschland zum Beispiel durch die Städte offiziell unterstützt wird, hilft mir, ganz anders auf die entsprechenden Stellen in Thailand zugehen", so Geng Jakkarin Petchvoraphon, professioneller Skateboarder und Gründer von skatemate.co, einem Unternehmen, das Rampen und andere Bauteile für Skate-Anlagen herstellt und verbaut.
 
Austausch mit dem deutschen Profi-Skater Denny Pham im Berliner Dogshit-Spot Austausch mit dem deutschen Profi-Skater Denny Pham im Berliner Dogshit-Spot | © Goethe-Institut e.V.

Eine Sprache, die weltweit funktioniert

Das Klappern der Skateboards, das Geräusch der Rollen auf dem Asphalt, gemeinsam neue Tricks ausprobieren – Skateboarding ist eine Sprache, die funktioniert, egal an welchem Ort der Welt. Für die Skater*innen aus Thailand ist es aufschlussreich, dass die Skate-Community in Deutschland ähnliche Themen und Fragen beschäftigen, etwa: Wie schafft man bei Skate-Anlagen ein gutes Verhältnis zu den Anwohnern? Wie positioniert man sich zu Skateboarding und Olympia, also Wettkampf und Leistungssport versus Lebensgefühl und Leidenschaft?

Bei den deutschen Gesprächspartner*innen findet die Reise zur „Skate Diplomacy“ ebenfalls positives Feedback. Es sei cool, dass das Auswärtige Amt diese Reise angestoßen habe und dass das Goethe-Institut sie umsetze. Laut Matthias Weiland von Deutschlands zweitältestem Skateboard-Verein Mister Wilson in Kassel, helfe dieses Interesse den Vereinen enorm, gegenüber offiziellen Stellen und auch gegenüber Anwohnern noch selbstbewusster für ihre Jugendarbeit eintreten zu können. Es sei sehr inspirierend gewesen, zu sehen, welche Kraft Skateboarding für Kinder und Jugendliche habe, um über kulturelle, soziale und religiöse Hintergründe hinweg Toleranz und Austausch zu lernen. Sie werde sicherlich in Kontakt bleiben, so Thailands erste Pro-Skaterin Orapan Tongkong und nehme viele Ideen mit, etwa für ein Skateboard-Projekt in einem Waisenhaus in ihrer Heimatregion in Nordost-Thailand. 

Fazit von allen Beteiligten: Fortsetzung erwünscht!!

Informationsreise „Thai German Skate Diplomacy“, auf Einladung des Auswärtigen Amtes
Besuchte Orte: Berlin, Kassel
Reisezeitraum: Mai 2023

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