Der Einsatz des Portals in der Vorintegration
Mein Weg nach Deutschland – ein Internetportal für Zuwandernde
Praktische Informationen zum Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland, Übungen zum Trainieren der deutschen Sprache, Hilfe und Beratung in allen Lebenslagen – wer nach Deutschland auswandern möchte oder vor kurzem eingewandert ist, findet unter goethe.de/mwnd Unterstützung. Die Mitarbeitenden der Goethe-Institute zeigen Zuwandernden schon in ihren Heimatländern, wie sie die Übergangszeit vom Herkunftsland bis zur Einreise nach Deutschland nutzen und selbstständig auf das Angebot zugreifen können.
Von Janna Degener-Storr
Was auch immer ihren persönlichen Weg nach Deutschland auszeichnet – Zuwandernde müssen ihn nicht alleine gehen. Mein Weg nach Deutschland, kurz MWnD, so heißt ein Internetportal des Goethe-Instituts, das vielfältige Angebote kostenfrei für sie bereithält, in einfachem Deutsch und 29 weiteren Sprachen. Unter www.goethe.de/mwnd finden Migrant*innen unter anderem Filme, Übungen, Spiele und Audiotexte zum Trainieren und Verbessern ihrer Deutschkenntnisse, eine Sammlung mit leicht verständlichen Informationen zum Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland sowie Adressen wichtiger Anlaufstellen, Wörterbücher und einen Link zur Online-Beratung der Jugendmigrationsdienste sowie der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer.
Ein Portal für alle Phasen der Migration
Ursprünglich wurde das Portal 2013 für Menschen entwickelt, die in ihrem Herkunftsland bereits einen Deutschkurs besucht haben und anschließend in Deutschland ihren Integrationskurs beginnen werden. Um die Übergangszeit zwischen der Ausreise aus dem Herkunftsland und der Einreise nach Deutschland sinnvoll zu überbrücken, wurde es ihnen dadurch ermöglicht, die bereits erlangten Deutschkenntnisse aufrecht zu erhalten bzw. zu erweitern und sich eigenständig auf das Leben in Deutschland vorzubereiten. Doch auch Migrant*innen, die schon länger in Deutschland leben, greifen darauf zu. Und auch für diejenigen, die sich noch in ihren Heimatländern auf die Reise nach Deutschland vorbereiten, ist es ein hilfreicher Begleiter. Julia Wecker, die in der Zentrale des Goethe-Instituts als Projektreferentin für MWnD zuständig ist, erzählt: „Wir waren von Anfang an mit unseren Kolleg*innen von der Vorintegrationsarbeit im Austausch, die die Zuwanderenden in den Herkunftsländern auf ihre Migration vorbereiten. Sie helfen uns, die Inhalte des Internetportals auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abzustimmen.“Die Mitarbeiter*innen der Vorintegrationsarbeit an den verschiedenen Standorten des Goethe-Instituts verweisen die Ratsuchenden gerne auf MWnD, nicht nur in ihren Publikationen und Beratungen, sondern auch in ihren vielfältigen Informationsveranstaltungen, Workshops und Seminaren. „MWnD bietet genau die Informationen und Übungen, die wir für unsere Arbeit brauchen. Zudem ist das Portal visuell ansprechend gestaltet und gut strukturiert, so dass unsere Teilnehmer*innen sich darauf leicht zurechtfinden“, lobt etwa Sombatua Sihotang vom Goethe-Institut Indonesien. Besonders attraktiv ist das Portal in den Herkunftsländern, weil die Informationen unter anderem in Arabisch, Indonesisch und Vietnamesisch zur Verfügung stehen. „Viele unserer Teilnehmer*innen, die als nachziehende Ehegatt*innen nach Deutschland reisen wollen, haben in Deutsch nur das A1-Niveau und beherrschen auch keine anderen Fremdsprachen“, sagt Nguyen Thanh Huong vom Goethe-Institut Vietnam.
Selbständig recherchieren und Deutsch lernen
Teilweise leiten die Mitarbeiter*innen die Zuwandernden auch in der Nutzung des Portals an. „Wenn wir die Zielgruppen dazu anregen, auf dem Portal erste Recherchen durchzuführen, stoßen sie schnell auf hilfreiche Filme, Übungen, Spiele und Informationen, was sie motiviert, sich anschließend selbständig damit zu beschäftigen“, erklärt Nguyen Thanh Huong. Auch die Mitarbeiter*innen der Vorintegrationsarbeit in der Region Nordafrika/Nahost halten es für sehr wichtig, die Zuwandernden mithilfe von MWnD im Selbstlernen zu fördern: „Viele der Ratsuchenden bevorzugen es, sich Wissen über Deutschland im persönlichen Gespräch mit Berater*innen oder Bekannten, die vielleicht schon in Deutschland sind, anzueignen. Sie schrecken zuerst davor zurück, sich Informationen durchzulesen und selbständig Übungen zu machen. Doch auch wenn das vielleicht nicht der schnellste Weg ist, sind wir doch davon überzeugt, dass es langfristig der bessere Weg ist – zumal viele Formalitäten beispielswese von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt sind“, meint Katharina Karpa, die das Vorintegrations-Projekt am Goethe-Institut Kairo gemeinsam mit ihrer Kollegin Dina Radwan koordiniert. Vor allem für die Fachkräfte sei es wichtig, zu wissen, woher sie verlässliche Informationen bekommen. Dina Radwan sagt: „Wir müssen unsere Teilnehmenden motivieren, solche Quellen tatsächlich zu nutzen. Während sie nach den Themen recherchieren, die sie besonders interessieren – Wie bekomme ich ein Visum? Wie finde ich einen Arbeitsplatz? – erfahren sie auf dem Portal fast nebenbei, welche anderen Fragen später relevant werden können, etwa die Suche nach einer Betreuung für ihre Kinder“.Die Mitarbeiter*innen der Vorintegrationsarbeit lassen ihre Teilnehmenden beispielsweise das Menü des Internetportals erkunden, nutzen Informationstexte als Übung für das Leseverstehen oder erarbeiten gemeinsam mit ihnen landeskundliche Inhalte mithilfe der Videoclips. „In dem neuen Training für den Beruf gibt es zum Beispiel Übungen für die Stellensuche, die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch, die unsere Trainer*innen als Unterrichtsmaterial nutzen können“, erzählt Nguyen Thanh Huong. Von solchen aktuellen Inhalten profitieren übrigens auch die Dozent*innen der Vorintegrationsangebote sowie der Deutschkurse an den Goethe-Instituten. „Unsere Lehrwerke vermitteln nicht genügend landeskundliche und interkulturelle Informationen. Als Lehrkräfte haben wir nicht immer die Zeit, andere Materialien zu suchen“, betont etwa Dina Radwan, die selbst Deutsch am Goethe-Institut Kairo unterrichtet.
Ein Element von MWnD ist der Selbstlern-Onlinekurs „Mein Deutschlandkurs“, der sich an Deutschlernende mit geringen Sprachkenntnissen richtet. Das Goethe-Institut Kairo hat eine eigene Online-Seminarreihe entwickelt, die sich der Einführung in dieses Angebot widmet. Sie wird auf der Institutswebsite sowie auf Facebook beworben. Interessierte entscheiden sich für einen der fünf Schwerpunkte „Wohnen“, „Einkaufen“, „Mobilität“, „Gesundheit“ oder „Arbeit“. In dem circa zweistündigen Seminar erfahren sie, wie sie sich für die Nutzung von „Mein Deutschlandkurs“ registrieren können, sie erhalten eine inhaltliche Einführung zum gewählten Schwerpunkt und erfahren, wie sie im Kurs inhaltliche Antworten auf ihre Fragen finden können. „Gerade diese ersten Schritte stellen für viele eine Hemmschwelle da. Doch wenn wir sie dabei zunächst begleiten, arbeiten unsere Teilnehmenden später auch gerne selbständig damit“, erklärt Katharina Karpa.
Online Vorbilder finden
Einige Vorintegrationsstandorte haben zusätzlich die Printpublikation „Mein Deutschlandheft“ produziert, die Informationen in den Landessprachen der Herkunftsländer bereithält und per QR-Code mit den entsprechenden Seiten auf MWnD verknüpft ist. „Manche Zuwanderende nutzen das Internetportal mit ihrem Smartphone. Andere stecken sich lieber das Heft in ihre Tasche und blättern darin, wenn sie zum Beispiel auf den Bus warten. So können sie sich beispielsweise auf dem Weg zum Einwohneramt die passenden Formulierungen zurechtlegen oder Antworten auf Fragen zur Verlängerung des Aufenthaltstitels recherchieren“, meint Nguyen Thanh Huong. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden seien durchweg positiv.Ab Juli 2022 wollen das MWnD-Team und das Vorintegrations-Team des Goethe-Instituts sich zu einem großen Gesamtprojekt entwickeln. Geplant ist unter anderem eine Ausstellung mit einem Bildband, in der Migrant*innen, vor allem Fachkräfte, vorgestellt werden. Dafür können die Kolleg*innen aus dem Ausland Kontakte zu Zuwanderenden aus ihrer Region herstellen. Julia Wecker erklärt: „Wenn Zuwandernde auf dem Portal auf Porträts von Menschen aus ihrem eigenen Herkunftsland treffen, schafft das Identifikationsmöglichkeiten“. Im Idealfall ist das für sie eine Motivation, sich mithilfe von MWnD optimal auf ihre Migration nach Deutschland vorzubereiten.
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