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Hybride Veranstaltung in Berlin am 08.10.2020: Auftaktabend Europa. Deine Sprachen. - Dient der Förderung der Mehrsprachigkeit dem Gedanken einer immer engeren Union der Völker Europas? -
Online-Veranstaltung am 15.10.2020: Gemeinsam. Europa wieder stark machen. - Welche Rolle spielen Kommunikation und Sprache(n) in Europa? -
Online-Veranstaltung am 22.10.2020: Deutschland. Deine Nachbarn. Benelux. - Grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Motor für die mehrsprachige Kommunikation? -
Online-Veranstaltung am 29.10.202: Deutschland. Deine Nachbarn. Frankreich und Polen. - Erfahrungsaustausch und neue Wege für die mehrsprachige Kommunikation.
Am 08.10.2020 startete die Konferenzserie „Europa. Deine Sprachen.“ zum Thema Mehrsprachenkompetenz, die im Zentrum der Vision eines gemeinsamen europäischen Bildungsraumes steht.
Die Auftaktveranstaltung fand live in der Vertretung der EU-Kommission in Berlin statt und konnte gleichzeitig digital mitverfolgt werden. Welch einen Reichtum die europäische Sprachenvielfalt darstellt, betonten dabei hochrangige Redner*innen wie Michelle Müntefering und Dr. Jörg Wojahn, der Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland.
Der Präsident des Goethe-Instituts Prof. Klaus-Dieter Lehmann betonte weiter, dass Sprache dabei mehr sei als ein Werkzeug zur Verständigung. Auch wenn Deutsch keine Weltsprache sei, sei es bedeutend als kultureller Träger. Das Interesse am Deutschlernen war und ist jedoch kein Selbstläufer. Nach 1945 habe sich die Wertschätzung für deutsche Sprache und Kultur langsam aufbauen müssen.
Auch die Corona-Pandemie erschwert es den Kulturinstituten wie dem Instituto Cervantes oder dem Institut Français Sprachlerner*innen für eine Teilnahme an Kursen zu begeistern, wie Vertreter*innen erklärten. Dabei sei Europas Drei-Sprachen-Politik bisher in keinem EU-Land realisiert. Das erklärte die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Ingrid Gogolin. Sehe man von Gymnasien ab, würden in Deutschland nicht einmal 50 Prozent der Kinder an Schulen eine zweite Fremdsprache lernen. Dabei käme es gar nicht auf die Länge des Fremdsprachenunterrichts an – vielmehr könnten längere Aufenthalte im entsprechenden Land die Fremdsprachenkompetenz fördern.
Die Auftaktveranstaltung fand live in der Vertretung der EU-Kommission in Berlin statt und konnte gleichzeitig digital mitverfolgt werden. Welch einen Reichtum die europäische Sprachenvielfalt darstellt, betonten dabei hochrangige Redner*innen wie Michelle Müntefering und Dr. Jörg Wojahn, der Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland.
Der Präsident des Goethe-Instituts Prof. Klaus-Dieter Lehmann betonte weiter, dass Sprache dabei mehr sei als ein Werkzeug zur Verständigung. Auch wenn Deutsch keine Weltsprache sei, sei es bedeutend als kultureller Träger. Das Interesse am Deutschlernen war und ist jedoch kein Selbstläufer. Nach 1945 habe sich die Wertschätzung für deutsche Sprache und Kultur langsam aufbauen müssen.
Auch die Corona-Pandemie erschwert es den Kulturinstituten wie dem Instituto Cervantes oder dem Institut Français Sprachlerner*innen für eine Teilnahme an Kursen zu begeistern, wie Vertreter*innen erklärten. Dabei sei Europas Drei-Sprachen-Politik bisher in keinem EU-Land realisiert. Das erklärte die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Ingrid Gogolin. Sehe man von Gymnasien ab, würden in Deutschland nicht einmal 50 Prozent der Kinder an Schulen eine zweite Fremdsprache lernen. Dabei käme es gar nicht auf die Länge des Fremdsprachenunterrichts an – vielmehr könnten längere Aufenthalte im entsprechenden Land die Fremdsprachenkompetenz fördern.
Lesen Sie auch die Beiträge auf Goethe Aktuell:
Die deutsche Sprache in Europa
Eine Veranstaltung des Europanetzwerks Deutsch des Goethe-Instituts anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, Generaldirektion Bildung und Kultur (DG EAC) sowie der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Das Europanetzwerk Deutsch wird gefördert durch das Auswärtige Amt.
So viele Sprachen du sprichst, sooft bist du Mensch.
Tschechisches Sprichwort
Die Teilnehmer*innen der ersten digitalen Diskussion stellten Sprachenvielfalt klar als Stärke der Europäischen Union heraus und benannten diese als Vorteil für jeden polyglotten Menschen.
Das europäische Motto „In Vielfalt geeint“ spiegle wider, dass Mehrsprachigkeit in Europa etwas Gegebenes ist, das viele Möglichkeiten eröffne und Multiperspektivität sowie den Zugang zu anderen Kulturen fördere.
Auch wenn Englisch die Hauptarbeitssprache der europäischen Union ist und bleibt, sei es ein Grundgedanke der EU, dass sich eine demokratische Öffentlichkeit auch fernab einer homogenen Sprache bilden und verständigen könne. Insofern benannte Dr. Andreas Görgen, Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, das Hinausdenken aus dem Nationalstaat als große kulturelle Aufgabe; dies fördere auch die EU Regionalsprachen. Pia Ahrenkilde-Hansen, Generaldirektorin der GD Kommunikation der EU-Kommission widersprach der Annahme, dass Mehrsprachigkeit in der EU zu hohe Kosten verursache – weniger als 1% des Etats schlügen für die Ausgaben im Dienste der Mehrsprachen zu Buche, was bedeute, dass pro EU-Bürger*in im Jahr für die Übersetzungsdienste - durchschnittlich weniger als 1€ ausgegeben werde.
Mit dem Grundnarrativ von Europa als Friedensprojekt im Hintergrund gehe es laut Johannes Ebert, dem Generalsekretär des Goethe-Instituts, nun darum, viele kleine europäische Geschichten zu erzählen und damit eine europäische Öffentlichkeit zu schaffen und das mit vielen verschiedenen Maßnahmen.
Dabei maßen alle Beteiligten der Mehrsprachigkeit insbesondere in Grenzregionen eine große Bedeutung bei. Der Rolle von Mehrsprachenkompetenz in deutschen Grenzregionen widmeten sich anschließend beide weiteren Diskussionsveranstaltungen.
Es diskutierten
Dr. Andreas Görgen
Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt
Johannes Ebert
Generalsekretär Goethe-Institut Zentrale
Pia Ahrenkilde-Hansen
Generaldirektorin der GD Kommunikation, EU-Kommission
Béatrice Taulègne
Stellvertretende Direktorin, Gesetzgebungsarbeit, Ausschuss der Regionen
Lucie Brézinová
Rechtsberaterin in der Vertretung Tschechiens bei der EU
Moderation:
Ralph Sina
Leiter des WDR/NDR-Hörfunkstudio in Brüssel
Eine Veranstaltung des Europanetzwerks Deutsch des Goethe-Instituts anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, Generaldirektion Bildung und Kultur (DG EAC) sowie der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Das Europanetzwerk Deutsch wird gefördert durch das Auswärtige Amt.
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.
Wittgenstein
Die folgende Diskussionsrunde, wieder im virtuellen Raum, war der Benelux-Region gewidmet, die über eine weitreichende Tradition grenzüberschreitender Zusammenarbeit verfügt. In dem bereits 1958 geschlossenen Benelux-Vertrag stand vor allem eine Wirtschaftsunion im Vordergrund mit der Möglichkeit von freiem Austausch von Waren, Arbeitskräften, Dienstleistungen und Kapital. Diese europäische Vorreiterrolle der Großregion Benelux wurde im Benelux-Vertrag von 2008 erneut bestätigt und weiterentwickelt.
Dem Eindruck von Martin Kotthaus, Botschafter der BRD beim Königreich Belgien, nach sei diese Region „das perfekt gelebte praktische Europa“, wo man über die Grenzen hinweg lebe.
Sowohl Botschafter Kotthaus als auch Luuk von Middelaar, in Brüssel lebender niederländischer Historiker, Politikphilosoph und Autor, sowie Jean Graff, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg in Deutschland, betonten den Reichtum, den Mehrsprachenkompetenz auf persönlicher, beruflicher und wirtschaftlicher Ebene mit sich bringe. Dies sei umso wichtiger, da Sprache mehr transportiere als Information, nämlich auch Kultur, Geschichte und Emotionen in sich trage. Daher könne ein Wort in unterschiedlichen Sprachen ganz verschiedene Konnotationen hervorrufen. Gerade deswegen sei Spracherkenntnis so wichtig, um gemeinsam – in der Grenz- und Großregion sowie auf gesamteuropäischer Ebene – Politik zu machen.
Fehlt eine gemeinsame Sprache, so erschwere dies die Bildung einer Öffentlichkeit. Dies besprachen die Diskutanten am Beispiel von Belgien, wo sie eine tendenzielle Auseinanderentwicklung der Sprachgemeinschaften beobachteten, nicht zuletzt auch dadurch, da vornehmlich die regionalen Funk- und Presseangebote wahrgenommen würden.
Und auch institutionell müsse Mehrsprachigkeit gelebt werden: Denn auch wenn Bewohner*innen von Brüssel beispielsweise ihren Kindern Mehrsprachigkeit vermitteln wollten, so fehle das entsprechende Angebot zweisprachiger Schulen.
Es diskutierten
Martin Kotthaus
Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Königreich Belgien
Luuk van Middelaar
Historiker, Politikphilosoph und Autor, Niederländer in Brüssel
Jean Graff
Botschafter des Großherzogtums Luxemburg in Deutschland
Moderation:
Kristina Cunningham
Leitende Referentin für die Politik der Mehrsprachigkeit in der Europäischen Kommission
Eine Veranstaltung des Europanetzwerks Deutsch des Goethe-Instituts anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, Generaldirektion Bildung und Kultur (DG EAC) sowie der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Das Europanetzwerk Deutsch wird gefördert durch das Auswärtige Amt.
Der größte Zauber der Welt ist der Zauber eines anderen Menschen.
Zofia Nałkowska
Sie betonten, unterstützt durch mehrere Videobotschaften aus Brüssel und Polen, dass dabei letztlich immer Menschen hinter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit stünden – ob auf politischer oder auf wirtschaftlicher Ebene. „Europa entsteht durch Begegnung“, brachte es Christine Klos, Abteilungsleiterin im Ministerium für Finanzen und Europa des Saarlandes, auf den Punkt. Sprachenkompetenz sei dabei der Schlüssel für gelingende Zusammenarbeit. Die enge Verflechtung Deutschlands mit seinen Nachbarstaaten haben die Vertreter*innen aus Polen, dem Saarland und Norwegen dabei an eindrucksvollen Beispielen vor Augen geführt: In Polen seien zwischen 13.0000 und 14.000 deutsche Firmen ansässig, während das Saarland seit 2013 deutsch-französische Zweisprachigkeit in seinen Institutionen, u.a. über das Bildungssystem verankert.
Dabei verbleiben die engen nachbarschaftlichen Beziehungen nicht vor der Haustür. Das Saarland betreibt seine Vertretungen in Brüssel, Paris und Berlin inzwischen gemeinschaftlich mit der Region „Grand Est“ und auch der Botschafter des Königreichs Norwegen in Deutschland, Petter Ølberg, erzählte von dem gemeinsamen Botschaftsgelände der skandinavischen Länder in Berlin. So gestalte man Lebensgemeinschaften, die früheres Konkurrenzdenken verblassen ließen. An der Grenze zwischen dem Saarland und der französischen Region Grand Est sei inzwischen bereits ein gemeinsamer Arbeitsmarkt entstanden.
Es ist wohl auch Deutschlands wirtschaftlicher Stärke zu verdanken, dass viele EU-Bürger*innen Deutsch als zweite Fremdsprache nach dem Englischen lernen. Letzten Endes steige das Interesse für das Lernen einer Sprache auch mit dem Anlass dazu, wie Dr. Marek Prawda, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Polen, betonte. Darüber hinaus habe Sprachkompetenz zahlreiche Vorteile – beispielsweise seinen Nachbarn zu verstehen und sich selbst durch seine Brille zu betrachten. Prawda betonte weiter, wie wichtig, dass deutsch-polnische Verhältnis für die Einigung Europas sei. Es sei nicht richtig von einem Riss zwischen Ost und West zu sprechen. Daher wäre es wichtig, daran zu arbeiten, das Missverständnis des gegenseitigen Unverständnisses zu beseitigen. In der EU käme Polen dabei auch die Rolle zu, den Blick der westlichen Staaten mit auf die Nachbarn in Polens Osten zu richten.
Mit Europas Vision der Mehrsprachenkompetenz aller EU-Bürger*innen hoffen wir, dass wir alle öfter durch die Brille der anderen sehen und sich so das europäische Narrativ von Europa als Friedensprojekt festigt.
Es diskutierten
Dr. Marek Prawda
Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Polen,
ehemals Ständiger Vertreter Polens bei der EU und Botschafter Polens in Berlin
Christine Klos
Leiterin Abteilung Europa,
Interregionale Zusammenarbeit, Frankreich und Frankreichstrategie
im Ministerium für Finanzen und Europa des Saarlandes
Norwegen – ein Nachbar der Europäischen Union
zu Gast: Petter Ølberg
Botschafter des Königreichs Norwegen in der Bundesrepublik Deutschland
Moderation:
Ralph Sina
Leiter des WDR/MDR-Hörfunkstudio in Brüssel
Eine Veranstaltung des Europanetzwerks Deutsch des Goethe-Instituts anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, Generaldirektion Bildung und Kultur (DG EAC) sowie der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland. Das Europanetzwerk Deutsch wird gefördert durch das Auswärtige Amt.