Das Goethe-Institut
In Bewegung
In knapp 100 Ländern weltweit ist das Goethe-Institut aktiv, und überall stehen die internationale Begegnung und Verständigung im Mittelpunkt: Künstler*innen werden zu Gastspielen eingeladen, Sprachlernende in Austauschprogrammen zusammengebracht und Mitarbeiter*innen an andere Standorte entsendet. Geschichten aus einer Kulturinstitution, in der „in Bewegung bleiben“ das Grundprinzip ist.
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Foto: Martin Waelde
Sie unterhalten, sie berühren, sie regen an, inspirieren und fordern heraus: Schriftsteller*innen, Filmemacher*innen, Maler*innen und natürlich auch Tänzer*innen und Theaterschaffende. Das Goethe-Institut will ihre kreative Arbeit unterstützen, sie international vernetzen und ihnen eine globale Plattform geben.
![Pina Bausch im Jahr 2000 am Goethe-Institut São Paulo. Pina Bausch im Jahr 2000 am Goethe-Institut São Paulo.](/resources/files/jpg1094/2000-saopaulo-pinabausch-ilbrunofischli-cogi-formatkey-jpg-w320r.jpg)
Die Sehnsüchte sind überall gleich
Gut ein Jahrzehnt bevor das Goethe-Institut mit seiner Unterstützung dafür sorgte, dass Pina Bausch ihr Publikum über Deutschlands Grenzen hinaus begeistern konnte, lud das Institut eine andere Kulturinstitution zu einer Tournee ein: das GRIPS Theater. Geboren aus der Studierendenbewegung und aus dem Kabarett heraus, hatte sich das Berliner Kindertheater einer sozialen Aufgabe verschrieben: sich gegen „das verrottete Weihnachtsmärchen deutscher Stadttheater“ der 1970er-Jahre zu stellen, wie Gründer Volker Ludwig schreibt. Es brauchte etwas Überzeugungsarbeit, Ludwig zu einer Tournee nach Brasilien zu überreden – dort aber stießen die Inszenierungen und Seminare über realistisches Kindertheater auf großes Interesse. Weitere Einladungen, etwa nach Indien, folgten.
![Das GRIPS Theater Pakistan, das in den 1980er-Jahren das GRIPS-Konzept in Pakistan eingeführt hat, bei einer Aufführung 2012 im Goethe-Institut Karachi. Das GRIPS Theater Pakistan, das in den 1980er-Jahren das GRIPS-Konzept in Pakistan eingeführt hat, bei einer Aufführung 2012 im Goethe-Institut Karachi.](/resources/files/jpg1094/20121105_karachi_grips_theater_fotokashifparacha_dsc02770dsc02770-formatkey-jpg-w320r.jpg)
Der Beginn einer internationalen Karriere
![Bei „Dialoge 2013“ erkunden Tänzer*innen von SW&G und dem Ensemble Padmini Chetturs den historischen Stadtkern Nordkalkuttas. Bei „Dialoge 2013“ erkunden Tänzer*innen von SW&G und dem Ensemble Padmini Chetturs den historischen Stadtkern Nordkalkuttas.](/resources/files/jpg1094/kolkata2013_dialog_063-formatkey-jpg-w320r.jpg)
Mit ihrem Stück „Travelogue“ wurde sie nicht nur als große Hoffnungsträgerin der freien Tanzszene gefeiert, sie wurde auch von Mitarbeiter*innen des Fachbereichs Theater und Tanz des Goethe-Instituts entdeckt, und es fiel der Startschuss für eine langjährige Zusammenarbeit. Ab 1999 organisierte das Goethe-Institut mehrere große Tourneen für Waltz’ Produktion „Allee der Kosmonauten“, die sie und ihr Ensemble unter anderem durch Südostasien führten.
Mit ihrem Stück „Körper“ gastierte die Gruppe anschließend in Lateinamerika. Die Reisen markierten den internationalen Durchbruch der Tanztheaterkünstlerin: Schnell war die Kompanie derart erfolgreich und bekannt, dass sie auch ohne Unterstützung des Goethe-Instituts zu internationalen Festivals eingeladen wurde, etwa zum Habima-Festival in Tel Aviv oder dem MESS-Festival in Sarajevo.
Weltweiter Bildungsaustausch
Sprach- und Bildungsarbeit funktioniert am besten über Austausch: Wie sonst lassen sich Mentalität, Lebenserfahrungen und schließlich auch Vokabeln besser vermitteln als in Begegnungen und Gesprächen? Deshalb unterstützt beispielsweise das „German American Partnership Program“ (GAPP) seit 1972 Lehrkräfte und Schulen bei der Einrichtung von bilateralen Schüleraustauschprogrammen zwischen den USA und Deutschland. Um die Vermittlung von China-Kompetenz an deutschen Schulen auszubauen und den Austausch zwischen jungen Menschen beider Länder zu intensivieren, hat das Goethe-Institut mit der Stiftung Mercator 2020 das Bildungsnetzwerk China gegründet. Die Angebote richten sich an Schulen, Lehrkräfte und Schüler*innen in Deutschland und China.
Außerdem können deutsche Lehrkräfte und Lehramtsstudierende, die Schulen im Ausland und die zugrundeliegenden Schulsysteme kennenlernen möchten, an vom Goethe-Institut betreuten Schulen Praktika absolvieren. Dafür hat das Goethe-Institut das Programm SCHULWÄRTS! ins Leben gerufen, das die Interessierten nicht nur vermittelt, sondern sie auch vor, während und nach ihrer Praktikumszeit individuell betreut.
Auch für den umgekehrten Weg steht das Goethe-Institut als vermittelnder Partner bereit: Schüler*innen aus dem Ausland können sich über die „Studienbrücke“ sprachlich und fachlich auf einen Studieneinstieg in Deutschland vorbereiten. Das Bildungsprogramm umfasst festgelegte Module, die im Heimatland absolviert werden, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist als Partner für die Studienberatung eingebunden.
Mitarbeiter*innen in Bewegung
Wo Künstler*innen auf Reisen eingeladen werden, Lernende über weltumspannende Programme zueinander finden, wo also Bewegung als Prinzip gilt – da bleiben auch die Mitarbeiter*innen nicht stehen. Viele durchlaufen während ihrer Karriere verschiedene Stationen an Goethe-Instituten im Ausland, in Deutschland oder in der Münchner Zentrale, andere wechseln alle fünf bis sechs Jahre als Teil der sogenannten Rotationslaufbahn an einen anderen Standort.Allein von Januar bis November 2021 hat die Personalabteilung trotz weltweiter Pandemie über 130 dienstlich angeordnete Ortswechsel organisiert und begleitet – notwendige Umzüge am ausländischen Dienstort, etwa aus gesundheitlichen oder privaten Gründen, nicht mitgerechnet. Die Versetzungen führen mal ins europäische Ausland, mal ins tausende Kilometer entfernte Neuseeland. Knifflig ist dabei die Zeitplanung: Schließlich sollen die Koffer und Möbel ja ungefähr zur gleichen Zeit am neuen Dienstort ankommen wie die Mitarbeiter*innen, auch der Schulwechsel der Kinder muss zeitlich koordiniert werden.
Stellvertretend für die vielen Mitarbeiter*innen in Bewegung sprechen in der folgenden Bildergalerie einige Kolleg*innen über ihre Arbeit an verschiedenen Orten und die Bedeutung dieses internationalen Kulturaustauschs.
Text: Romy König