„Virtuelle Partner-Residenzen“
Virtuell den Ton angeben
„Forced Absence“ | Illustration (Videoausschnitt): © Tarik Barri und Ata Ebtekar alias Sote
Die virtuellen Partner-Residenzen des Goethe-Instituts ermöglichen künstlerische Zusammenarbeit im digitalen Raum. Sie richten sich an professionelle Solo-Künstler*innen und kleine Ensembles im Bereich Musik in Deutschland und im Ausland, die bedingt durch die Corona-Pandemie momentan nicht physisch zusammenarbeiten können.
Von Leonhard Heydecker und Therese Hueber
„Goethe aktuell“ hat anlässlich der 100. geförderten Partner-Residenz einige Künstler*innen nach ihren Erfahrungen gefragt.
Vertiefung der musikalischen Beziehung
Mariana Zwarg, Flötistin, Komponistin, Saxophonistin: Ich lernte Johannes 2017 kennen. Seitdem machen wir zusammen Musik.Johannes von Ballestrem, Jazzpianist: Statt 2020 auf große Album-Release-Tour zu gehen, saßen wir mit viel Zeit zu Hause.
Mariana Zwarg: Das Programm für virtuelle Partner-Residenzen ist die perfekte Möglichkeit für uns, unser Duett auszubauen.
Johannes von Ballestrem: In drei Wochen schrieben wir Lieder und arrangierten die Songs für unser Duett. Die täglichen, langen Videotelefonate, das gegenseitige Feedback und die Besprechungen waren sehr produktiv. Wir stellten vier Songs fertig und nahmen zwei davon bereits auf. Wir sind sehr dankbar, dass wir dies dank des Goethe-Instituts machen konnten.
Mariana Zwarg: Es half uns dabei, unsere musikalische Beziehung zu vertiefen. Wir freuen uns, die gemeinsam komponierten Stücke [bald, Anm. d. Red.] live zu performen.
Die Fusion von Vergangenheit und Gegenwart
Silvia Rosani, Komponistin: Zusammen mit der wunderbaren Hornistin Deepa Goonetilleke kreierte ich ein neues Werk für Horn und Live-Elektronik.Deepa Goonetilleke, Hornistin: Während mehreren Onlinemeetings zeigte ich Silvia die verschiedenen Klänge eines modernen Horns und eines Naturhorns sowie einige erweiterte Techniken. Ich wollte schon lange mit Silvia arbeiten wegen ihres Wissens über elektronische Musik und ihrer wunderbaren Arbeit als Komponistin.
Silvia Rosani: Die Geschichte des Instruments bewog mich dazu, ein Stück für das Naturhorn zu schreiben und die Wandelbarkeit der Stimm- und Ventilbögen als Choreographie für das Stück zu nutzen. Die Nutzung der Live-Elektronik vereint Vergangenheit und Gegenwart.
Nicht gemeinsam in einem Raum musizieren oder Stücke aufnehmen zu können, stellt einige Künstler*innen aber auch vor neue Herausforderungen. Viele Beteiligte müssen sich, bevor sie ihre Zusammenarbeit starten, mit technischen Fragen wie Latenz, passender Software und Aufnahmetechnik beschäftigen.
Während der Arbeitsphasen der Künstler*innen entstanden neue Stücke, Songs, virtuelle Soundinstallationen und Musikfilme. Die Resident*innen berichten von neuen, wichtigen künstlerischen Erfahrungen und äußern den Wunsch, die im ausschließlich digitalen Austausch entstandenen Projekte weiterentwickeln und einem Publikum präsentieren zu können.
Erzwungene Trennung
Ata Ebtekar alias Sote, Komponist elektronischer Musik, Klangkünstler: Das Stück ist eine audiovisuelle Komposition über die erzwungene Trennung von seiner Familie, von seinen Lieben und seinem Land. Es begann mit einer afghanischen Frau, einer Immigrantin im Iran, die mich und meine Familie um Hilfe bat. Sie war an einem Punkt, an dem die Misshandlungen ihres Ehemanns die Trennung von ihren Kindern notwendig machten und sie alleine zurück nach Afghanistan floh.Tarik Barri, Audio- und Videokünstler: Schmerz, Trauer und Schönheit
verschmelzen ineinander, so wie der Ton und die Bilder ineinander verschmelzen. Wir sprechen verschiedene Sprachen, kommen von verschiedenen Orten, gestalten verschiedene Arten der Kunst. Aber wir verstehen gut, was andere uns mitteilen wollen, wenn sie Werke erschaffen.