„SoliDialogues“
Solidarität statt Populismus
Dialogrunde „Politik/Medien/Gesellschaft“ bei der Veranstaltung „SoliDialogues“ vom 19.03.2021 | Screenshot (Ausschnitt): © Sandra Parthie
In Zeiten von zunehmender Abschottung und Kontaktsperren haben die Goethe-Institute in Europa unter dem Titel „SoliDialogues“ zu einem europaweiten Dialog über Solidarität eingeladen. Eine der Teilnehmerinnen berichtet.
Von Sandra Parthie
Neue Formen des Miteinanders
Von Corona quasi in den Homeoffice-Hausarrest gezwungen, bin ich für Ablenkungen aller Art dankbar. Insbesondere dann, wenn sie zu einem geistig anregenden Plausch mit Leuten aus ganz Europa führen. Schließlich bin ich nicht zufällig Wahl-Brüsselerin, sondern auch überzeugte Europäerin mit viel Interesse und Neugier am internationalen Austausch. Die Einladung des Goethe-Instituts, an den „SoliDialogues“ teilzunehmen, nahm ich daher mit Freuden an.Ich fülle einen Online-Fragebogen aus, damit die Organisator*innen einen Überblick über meine Interessensgebiete bekommen und mich mit passenden Gesprächspartner*innen zusammenbringen können. Ein paar Tage später kommt die Anfrage nach meiner Präferenz für den Gesprächszeitraum im Laufe der zwei Tage dauernden Veranstaltung. Denn so sehr die Ablenkungen willkommen sind, so haben die Anforderungen des Arbeitsalltags dann doch Priorität. Dankenswerterweise lässt sich der Zeitraum wie gewünscht einrichten.
Mein erster Eindruck von den „SoliDialogues“ ist ein kurzer Blick in den „Wonder“-Space; so eine Art Zeheneintauchen ins kalte Wasser. Kaum „drin“ holt mich Moderator Brenno ab und wir treffen im virtuellen „Garden“ auf andere Erkundende. Ich tausche mich ein bisschen mit Roloef aus Amsterdam aus, der meine Heimatstadt Berlin aus den 1960er Jahren kennt und sich freut, mit mir sein Deutsch zu üben. Nach dem ersten Blick auf die Plattform geht es dann etwas später in den eigentlichen Diskussionsraum.
Auf der Suche nach Lösungen
Mein Themenfeld in meiner Dialogrunde ist „Politik/Medien/Gesellschaft“ und ich finde mich in einem virtuellen Raum mit fünf Leuten: Daniel (aus Deutschland, in Dänemark lebend), Victoria, (aus Russland), Gosia (aus Polen, im Vereinigten Königreich lebend), Lori (aus Albanien, in Italien lebend), und Carolina (aus Portugal), die auch unsere Moderatorin ist.Es gibt ein Video als Kick-off, das erfolgreich seinen Zweck erfüllt, die Diskussion ins Rollen zu bringen. Dabei gibt es für den Austausch jedoch weder Programm noch Drehbuch. Wir sind aufgefordert, einfach unsere Gedanken zum Video und den vielfältigen darin angesprochenen politischen Themen zum Ausdruck zu bringen. Interessanterweise stellt sich relativ schnell eine vertrauensvolle Atmosphäre ein. Ich kenne meine Gesprächspartner*innen überhaupt nicht, sehe alle zum ersten Mal und weiß erstmal nur, woher sie kommen und wie sie heißen. Dennoch merken wir eigentlich alle sofort, dass wir ähnlich „ticken“ und von ähnlichen Fragen umgetrieben werden: Wie gehen wir mit den vielen gesellschaftlichen Herausforderungen in der Welt, von Klimawandel bis Armut, von ungefiltertem Medienkonsum bis gesunder Ernährung um? Müssen wir uns schuldig fühlen, wenn wir uns, gerade in Pandemiezeiten, in uns selbst zurückziehen, während Menschen im Mittelmeer ihr Leben auf Spiel setzen?
In den 60 Minuten kommen wir auf ganz schön viele Themen und Fragen zu sprechen. Klar, wir werden sie in dieser Zeit nicht lösen können, aber es ist wunderbar zu wissen, dass viele andere auch auf der Suche nach Lösungen sind. Und das ist dann auch ein Ergebnis des Austauschs miteinander: Veränderung beginnt im Dialog, mit Menschen außerhalb der eigenen „Blase“, der eigenen Komfortzone und im reellen, direkten Gespräch, nicht versteckt hinter Bildschirmen und Social-Media-Profilen. Wir verständigen uns darauf, dass wir den Austausch miteinander gern fortsetzen möchten und bereits am nächsten Tag werden die ersten E-Mails hin- und hergeschickt.