Deutsche Sprache digital
Vorstellungsgrafik der Deutschlandcollage für Android. | Grafik (Ausschnitt): © Goethe e.V.
Corona machte die herkömmliche Spracharbeit nahezu unmöglich. Es galt, neue Wege zu beschreiten.
Von Karolin Müller, Timo Kozlowski, Sarah Goerke, Franziska Wild, Anja Veldhues, Sophia Schwager
Binnen weniger Wochen machte die Ausbreitung des Corona-Virus die gewohnte Art und Weise, Deutschkurse anzubieten, Prüfungen abzunehmen und die Zielgruppen der Bildungskooperation Deutsch anzusprechen, unmöglich. Teils konnten die Lehrkräfte und wir in der Spracharbeit zwar auf schon existierende digitale Angebote zurückgreifen, teils trieben wir laufende Entwicklungen unter Hochdruck voran – zuweilen mussten wir aber auch ganz neue Wege beschreiten.
„Deutsch online“
Egal ob in einem Präsenzkurs oder in einem Onlineformat, bei unseren Deutschkursen kommt es vor allem auf eines an: die Sprache zu sprechen und Freude daran zu haben. Das gilt auch für das Herzstück unseres Onlineangebots: die „Deutsch Online“-Kurse auf den Stufen A1 bis C1.Entwickelt wurde „Deutsch Online“ ursprünglich als Individualkurs. Da sich die Teilnehmer*innen die Kursinhalte selbst erarbeiten, war uns eine kleinschrittige Lernentwicklung wichtig. Viele Übungstypen wurden extra für „Deutsch Online“ geschaffen – bis hin zur Gestaltung des Kursraums. Was die „Deutsch Online“- Kurse des Goethe-Instituts jedoch von denen anderer Onlinesprachkursanbieter unterscheidet, ist die individuelle Betreuung durch einen Tutor oder eine Tutorin. Mal über schriftliches Feedback, mal über virtuelle Begegnungen mittels eines Webkonferenztools.
Manche Menschen lernen jedoch lieber in einer Gruppe, um sich gemeinsam der neuen Sprache zu nähern. Dafür gibt es die Variante „Deutsch Online Gruppenkurs“. Dabei können die Teilnehmer*innen das Gelernte anwenden und sich auf Deutsch mit den anderen im Kurs austauschen. Die Variation „Deutsch Online Blended Learning“ wiederum basiert auf dem „flipped classroom“-Modell: Die Teilnehmer*innen erarbeiten sich den Wortschatz und die Strukturen in einer Lektion selbst über die Aufgaben im Onlinekursraum. Anschließend treffen sie sich mit ihren Tutor*innen am Goethe-Institut oder zu Corona-Zeiten auch im virtuellen Raum, um das Gelernte anzuwenden – also in der Fremdsprache zu kommunizieren. Das ist das A und O. Dann beginnt ein neuer Zyklus.
„Deutsch Online“ war in den vergangenen Jahren ein Innovationstreiber für das Goethe-Institut. Die Reise ist aber noch nicht zu Ende. Die nächste Ausdifferenzierung ist „Deutsch Training Online“, bei dem die Teilnehmer*innen zunächst ganz ohne Tutor*in im Onlinekursraum lernen und bei Bedarf Live-Unterricht mit einzelnen Tutor*innen hinzubuchen können. Dies wird an Pilot-Instituten gerade erprobt.
Digitale Prüfungen
Seit 2019 bieten wir an ausgewählten Standorten zudem digitale Prüfungen an, die am Laptop im Prüfungszentrum abgelegt werden. Derzeit sind das Goethe-Zertifikat B1 und das Goethe-Zertifikat B2 digital verfügbar. Als nächste Prüfung wird das Goethe-Zertifikat A1: Start Deutsch 1 digitalisiert, das unter anderem für die Visumsbeantragung zum Ehegattennachzug benötigt wird.Auch die Nachfrage nach Prüfungen, die ortsunabhängig abgelegt werden können, steigt stetig, und das nicht nur wegen der pandemiebedingten Einschränkungen des Prüfungsbetriebs. Für viele Prüfungsinteressierte ist das Ablegen einer Prüfung derzeit nicht möglich, weil – zum Beispiel in Krisenregionen – kein Prüfungsangebot im Land besteht oder das Ganze mit einem sehr hohen Aufwand verbunden ist, wenn dafür etwa Ländergrenzen überschritten werden müssen. Eine Prüfung, die ortsunabhängig abgelegt werden kann, ist daher ein wichtiges Angebot, an dessen Entwicklung wir derzeit mit aller Kraft arbeiten.
Auf dem Weg dahin gibt es jedoch einige Herausforderungen zu meistern.
Neben der Digitalisierung weiterer Niveaustufen, die die inhaltliche Voraussetzung der ortsunabhängigen Prüfungen sind, arbeiten wir außerdem daran, künftig ein digitales Zeugnis ausstellen zu können.
Deutschlandcollage
Unsere größte Zielgruppe stellen die circa 13,5 Millionen Deutschlernenden an Schulen dar. Die Kinder und Jugendlichen interessieren sich meist weniger stark für grammatische Regeln, umso brennender hingegen für das Leben in Deutschland. Hierfür haben wir die Deutschlandcollage entwickelt: eine Landkarte von Deutschland in einem frischen Design mit interaktiven Augmented-Reality-Funktionen und die App „Deutschland. Kennen. Lernen.“Die kostenlose Deutschlandcollage lädt jugendliche Deutschlernende auf A2-Sprachniveau ein, das Leben in Deutschland besser kennenzulernen. Die sechs Themenfelder reichen von Freizeitaktivitäten und Forschung über Umweltbewusstsein und Popkultur bis zum Studierenden- und Arbeitsalltag. Interaktive Übungen und narrative Medienelemente wie zum Beispiel kurze Filme sorgen für Abwechslung und ermöglichen es den Nutzer*innen, ihren Wortschatz sowie ihr Lese- und Hörverständnis zu verbessern.
Auf der begleitenden Webseite finden Interessent*innen sowohl das Deutschlandposter als PDF-Download als auch ein kurzes Erklär-Video, das das Zusammenspiel von Poster und App zeigt. Deutschlehrkräfte können sich dort kostenlos Material für den Einsatz im Unterricht herunterladen. Zu jedem Themenfeld gibt es Arbeitsblätter mit weiterführenden Übungen. Seit Anfang März ist die kostenlose App „Deutschland. Kennen. Lernen.“ in den App-Stores von Apple und Google weltweit erhältlich.