Einblicke in die iranische Kunst-, Musik- und Literaturszene
Moderner als viele denken
![Kamakan in Berlin, Foto: Bernhard Ludewig Kamakan in Berlin](/resources/files/jpg699/kamakan_695-formatkey-jpg-w491.jpg)
Innerhalb von knapp vier Monaten kamen über dreißig iranische und exiliranische Künstlerinnen, Kulturschaffende und zahlreiche Besucherinnen in Berlin zusammen und machten die Lebendigkeit der iranischen Kunstszene spürbar. Das Kulturprogramm des Goethe-Instituts „Die iranische Moderne“ schuf Begegnungen, regte zum Denken an und hat das Bild, was Moderne im Iran und für iranische Kulturschaffende heißt, erweitert.
Nicht als Zustand, sondern als kontinuierlicher Prozess solle die Moderne verstanden werden, hob der Teheraner Philosoph Hossein Mesbahian zu Beginn des Programms „Die iranische Moderne“ hervor. Die Vorstellung einer abgeschlossenen Moderne sei für den Iran irreführend. Mehr noch als im Westen werde im Iran die Frage diskutiert, was Moderne sei und wie sie gestaltet werden könne. Um Theorien ging es beim Programm „Die iranische Moderne“ allerdings nur am Rande. Die Suche nach einer eigenen, iranischen Moderne wurde in Kunst, Musik und Literatur sichtbar, hörbar und fühlbar.
Vielseitigkeit der iranischen Kulturszene
Die Galeristin Anahita Ghabaian und die Kuratorin Rose Issa gaben Einblicke in die Kunstszene Teherans, die mehrere hundert Galerien bietet. In einem Land, in dem Spielräume für Kultur stetig neu ausgelotet werden müssen, sind Galerien Freiräume für bildende Kunst, für Konzerte, Lesungen und Performances, die anderswo schwer einen Platz finden. Dass Kunst im Iran eine wichtige Ausdrucksform für die junge Generation ist, zeigte sich in den unterschiedlichen Ausstellungsbeiträgen, Filmen und Konzerten, die im Zuge der „iranischen Moderne“ nach Berlin geholt wurden.![Kamakan singt in Berlin, Foto: Bernhard Ludewig Kamakan singt in Berlin](/resources/files/jpg699/kamakan2_695-formatkey-jpg-default.jpg)
![Mahmud Doulatabdi bei seiner Lesung in Berlin, Foto: Bernhard Ludewig Mahmud Doulatabdi bei seiner Lesung in Berlin](/resources/files/jpg699/doulatabadi_695-formatkey-jpg-default.jpg)
Zwischen Musik, Kunst und Literatur
Als einer der Höhepunkte des Programms fand Mitte März die Konferenz „Iran und die Kunst der Moderne“ in der Gemäldegalerie Berlin statt. Goethe-Institut und Neue Nationalgalerie luden Expertinnen und Experten ein, die Herausbildung der iranischen Kunst der Moderne aufs Neue zu beleuchten. Zeitzeugen wie Kamran Diba berichteten vom Aufbau der iranischen und westlichen Sammlung am Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst (TMoCA), von seinen Ausstellungskonzepten, von seinem Selbstverständnis und seiner Mission als führende Institution für moderne Kunst. Das Verhältnis von islamischer und moderner Kunst und das Shiraz Persepolis Festival waren Thema der Vorträge von Susan Babaie, Fereshteh Daftari und Vali Mahlouji.![Performance „Sei, wer Du nicht bist“, Schaubühne Berlin, 08. April 2017, Foto: Bernhard Ludewig Performance „Sei, wer Du nicht bist“, Schaubühne Berlin, 08. April 2017](/resources/files/jpg699/schaubuhne_695-formatkey-jpg-default.jpg)
So machte das Kulturprogramm nicht nur künstlerische Positionen sichtbar, es schuf Begegnungen, regte zum Denken an und hat das Bild, was Moderne im Iran und für iranische Kulturschaffende heißt, erweitert.