„Double Road“
Wenn die Isar in den Vrishabavathi mündet
Sechs indische Künstlerinnen und Künstler des Austauschprojekts „Double Road” fragen während ihres Aufenthalts in der bayerischen Landeshauptstadt nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Bangalore und München. Es geht um Fragen der politischen Mitbestimmung und der urbanen Ressourcen. Ihre Werke sind nun an drei Orten in München zu sehen.
Mitten im kühlen Ausstellungsraum des MaximiliansForums ertönt Wasserrauschen. Auf einer Leinwand erscheinen schnell fließende Wellen eines Flusses, der Isar. Die Videoprojektion stammt von der indischen Malerin und Filmemacherin Bhavani G S.
In ihrem acht-minütigen Film „River of my city & Isar” vergleicht sie die Isar mit dem Fluss Vrishabavathi in ihrer Heimatregion, der für die Wasserversorgung in Bangalore zuständig ist. Der Vrishabavathi ist durch die wachsende Industrie stark verschmutzt; gleichzeitig hat er immer noch eine spirituelle und religiöse Bedeutung für viele Inderinnen und Inder.
Der Film „River of my city & Isar” von Bhavani G S
| Foto: Nikolaus Gottschalk
Zwischen München und Bangalore
Bhavani G S ist eine von sechs indischen Künstlerinnen und Künstlern des einzigartigen Künstleraustauschprojekts „Double Road”. Für sechs Wochen waren sie zu Gast in der bayerischen Landeshauptstadt, um zu arbeiten und die hiesige Kunst- und Kulturszene kennenzulernen. Ihre Werke – Skulpturen, Installationen und Gemälde – sind seit Juni nicht nur im MaximiliansForum, sondern auch in der Kunstgalerie whiteBOX und dem Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten zu sehen.Die Eröffnung der Ausstellung „Double Road“ | Foto: Nikolaus Gottschalk
Zusammenarbeit und gegenseitiger Austausch
Initiiert wurde das Austauschprojekt von sechs Münchner Künstlerinnen und Künstlern, die selbst als Residenten der „bangaloREsidency” des Goethe-Instituts in Bangalore zu Gast waren. „Die Erfahrungen, die wir bei unseren indischen Gastgebern machen konnten, wollten wir auch in München ermöglichen”, erzählt Ralf Homann, einer der Mitbegründer.2017 luden sie die ersten sechs indischen Gäste ein. „Wir stellen ihnen unsere Ateliers und Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung und sie können unsere Netzwerke nutzen. Wir verstehen unsere Rolle auch als Ko-Produzenten der Arbeiten, die hier entstehen, weil wir unsere Produktionsmöglichkeiten bereitstellen”.
Im Gegensatz zu einer klassischen Arthouse-Residenz gehe es bei „Double Road” besonders um den künstlerischen Austausch und gegenseitigen Kontakt. „Die Künstlerinnen und Künstler, die wir einladen, arbeiten nicht für sich alleine, sondern intensiv mit ihrem Gastgeber zusammen”, erklärt Homann.
Bhavani G S und Ralf Homann | Foto: Nikolaus Gottschalk
Wasserversorgung und öffentlicher Raum
Trotz kultureller Unterschiede überwiegen die Gemeinsamkeiten zwischen Bangalore und München – besonders was die künstlerischen Fragestellungen betrifft: „Das sind Fragen nach urbanen Ressourcen, wie etwa die Wasserversorgung oder der öffentliche Raum: Wer bestimmt darüber, wer darf ihn nutzen und wie funktioniert gute Stadtentwicklung? Aber auch Fragen der politischen und lokalen Mitbestimmung sind sowohl für die indischen als auch für die deutschen Künstler wichtig.”„Double Road” ist ein Pilotprojekt. Doch es wird nicht der einzige Kunstaustausch zwischen Bangalore und München bleiben: „Das Projekt ist auf Nachhaltigkeit und damit auf Wiederholbarkeit ausgelegt. Wichtig ist eigentlich nur, dass wir unsere Ateliers öffnen und unsere Arbeitsmöglichkeiten bereitstellen, um gegenseitige Prozesse und Kollaborationen zu ermöglichen”, sagt Homann.