Nachruf
„Die Welt war sein Feld“
Mit dem Tod von Martin Roth verliert das Goethe-Institut einen lebhaften Impulsgeber und ein geschätztes Mitglied der Mitgliederversammlung, der er seit Dezember 2015 angehörte. Ein persönlicher Nachruf von Klaus-Dieter Lehmann.
Nahezu bis zum letzten Tag seines erfolgreichen Lebens, seines kraftvollen und kulturell prägenden Wirkens blieb Martin Roth aktiv, kämpferisch und präsent. Noch Ende Juni diskutierte er lebhaft als Mitglied der Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts über die Zukunft der Museen. Sie waren sein Leben. Dann riss ihn der Tod nach schwerer Krankheit aus seinem so ertragreichen Schaffen.
Als Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden oder als Leiter des Victoria and Albert Museum schuf er nicht nur ein festes Fundament für überzeugende Forschungsarbeit, spannende und publikumswirksame Ausstellungen und neue Themen, sondern er führte die Museen auch mitten in die Gesellschaft. Er erkannte und entwickelte Museen als politische Orte, nicht zur Instrumentalisierung, sondern in ihrer gesellschaftspolitischen Wirkung. Es waren für ihn Lernorte, soziale Orte, Orte mit Haltepunkten für eine Expedition in die Moderne. Er glaubte an die Kraft der Kultur!
Im Februar 2015 begleitete Martin Roth den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung des Goethe-Instituts Kinshasa
| Foto: Goethe-Institut Kinshasa
Martin Roth war ein entscheidender Verfechter der Internationalisierung der Museen. Museen waren für ihn nicht autonome Einrichtungen, sondern Knotenpunkte in einem weltweiten Dialog und Austausch. Die Welt war sein Feld. Dazu trug er kreativ bei. Er konnte groß denken und risikobereit arbeiten. So schuf er Allianzen der großen deutschen Museumskomplexe Berlin, Dresden und München für den Austausch. So entwickelte er gemeinsam mit dem Goethe-Institut weltweit Ausstellungskonzepte in Russland, Indien, China und Brasilien, zum Teil im Rahmen der Deutschlandjahre. So baute er ein Netzwerk von Experten auf, die jeweils ihre Sicht der künstlerischen Interpretation in die internationale Debatte einbrachten, zuletzt auch ein Residenzprogramm des Victoria and Albert Museum mit dem Goethe-Institut London.
Martin Roth war in seiner Eigenwilligkeit, seinem Innovationsvermögen und seinem konzentrierten Interesse an politischen Themen jemand, der der Kultur eine gewichtige Rolle für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft verschafft hat. Das ist sein Versprechen für uns.
Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts