Theaterfestival in Luanda
Performances mit Holz und Sand

Kindertheaterproduktion „Woodways“: Begegnung mit dem Rohstoff Holz
Kindertheaterproduktion „Woodways“: Begegnung mit dem Rohstoff Holz | Foto: Hyndhira Mateta

„Woodways“ und „Sandscapes“: Theaterensembles mit Kindern und Jugendlichen aus Kenia, Kamerun, Simbabwe und Nigeria waren zu Gast beim Theaterfestival FESTECA in Luanda. In ihren Stücken thematisierten sie die Begegnung des Menschen mit den Rohstoffen Holz und Sand. Beide Produktionen kommen ohne Worte aus.

Luanda, die Hauptstadt des Erdöl-Landes Angola, ist in den letzten Jahren vor allem als „teuerste Stadt der Welt“ in die Schlagzeilen geraten. An der Mehrzahl der etwa 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Luandas ist der Erdölsegen jedoch spurlos vorbeigegangen. Sie leben nach wie vor in zumeist ärmlichen Vorstädten, doch allen Widrigkeiten zum Trotz haben sie sich ihre Kreativität nicht nehmen lassen.

Kulturveranstaltungen im Stadtzentrum zu besuchen, ist für die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Viertel unerschwinglich und aufgrund der Verkehrsverhältnisse nicht praktikabel. So gibt es hier zahlreiche selbstorganisierte Kulturinitiativen, die sich vor allem der Musik, aber auch anderen Ausdrucksformen widmen.
 

  • Auf Sand gebaut: Die Kindertheaterproduktion „Sandscapes“ Foto: Hyndhira Mateta
    Auf Sand gebaut: Die Kindertheaterproduktion „Sandscapes“
  • In „Woodways“ spielen Jugendliche aus Kenia, Kamerun, Simbabwe und Nigeria mit Foto: Hyndhira Mateta
    In „Woodways“ spielen Jugendliche aus Kenia, Kamerun, Simbabwe und Nigeria mit
  • Kommunikation ohne Worte Foto: Hyndhira Mateta
    Kommunikation ohne Worte
  • Das Publikum gestaltet das Stück „Woodways“ mit Foto: Hyndhira Mateta
    Das Publikum gestaltet das Stück „Woodways“ mit
  • Das Ensemble: Burnley Yaya Fokumiah, Alumbe Hellen Namal, Kento Jumah mit Regisseurin Sophia Mempuh Kwachuh Foto: Hyndhira Mateta
    Das Ensemble: Burnley Yaya Fokumiah, Alumbe Hellen Namal, Kento Jumah mit Regisseurin Sophia Mempuh Kwachuh
  • Das Ensemble von „Sandscapes“: Joshua Alabi, Joy Akrah, Tanya Charingira, Lloyd Nyikadzino Foto: Hyndhira Mateta
    Das Ensemble von „Sandscapes“: Joshua Alabi, Joy Akrah, Tanya Charingira, Lloyd Nyikadzino
  • „Sandscapes“: Material zum Leben erwecken Foto: Hyndhira Mateta
    „Sandscapes“: Material zum Leben erwecken
  • „Sandscapes“ lädt das Publikum zum Tanzen und Singen auf der Bühne ein Foto: Hyndhira Mateta
    „Sandscapes“ lädt das Publikum zum Tanzen und Singen auf der Bühne ein

Eines der engagiertesten Projekte dieser Art ist das Theaterfestival FESTECA, das seit 2006 jedes Jahr im Juli im Cazenga stattfindet, der größten Vorstadt Luandas mit über einer Million Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Organisatoren des FESTECA sind weitgehend auf sich selbst gestellt: Zuschüsse von offizieller Seite gibt es kaum, hin und wieder trifft die eine oder andere Spende von NGOs oder wohltätigen Institutionen ein.

Gleichwohl haben es die FESTECA-Aktivisten geschafft, ein eigenes Kulturzentrum mit Veranstaltungssaal einzurichten, das ANIMART, das im Cazenga zu einem Anlaufpunkt nicht nur für Theaterbegeisterte, sondern auch für Musik- und Modefans geworden ist.

Holz und Sand zum Leben erweckt

Seit 2016 arbeitet das Goethe-Institut Angola mit dem FESTECA zusammen und trägt mit Gastspielen, Workshops und Vorträgen zum Festival bei. Im Juli 2017 wurden zwei Kindertheaterproduktionen, „Woodways“ und „Sandscapes“, eingeladen, die in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Südafrika, dem Helios Theater Hamm und dem Magnet Theatre South Africa entstanden sind.

In „Woodways“ geht es um die Begegnung des Menschen mit dem Rohstoff Holz in seinen unterschiedlichen Beschaffenheiten – als Zweige, Wurzeln, Samen – und um seine Verwandlung in Brennstoff und Baumaterial. Die archaische Erfahrung mit der Nutzung des Holzes wird spielerisch verarbeitet und variiert.

„Sandscapes“ ist im wahrsten Sinne auf Sand gebaut, der die gesamte Bühne bedeckt. Das anfangs so statische Material wird in den Händen der Darstellerinnen und Darsteller zu einem sinnlichen Stoff, in den sie Formen und Zeichen malen. Anschließend rieselt der Sand durch die Finger, prasselt auf Plastikplanen und Regenschirme, wird aus dem Eimer durch die Luft geschleudert und weht zwischen den Beinen hindurch.

Beide Stücke funktionieren ohne Sprechtext, was umso wichtiger ist, als die Mitglieder der beiden beteiligten Ensembles aus Kamerun, Kenia, Nigeria und Simbabwe stammen und sich daher in Angola nicht auf Portugiesisch verständigen können. Die Kommunikation mit dem Publikum wird stattdessen durch Gestik und Mimik hergestellt und in Gesang und Tanz umgesetzt, in die das Publikum schließlich integriert und zum Mitmachen auf der Bühne ermutigt wird.