Cultural Heritage Summit
Wo Gesellschaft zur Gemeinschaft wird
Während des Cultural Heritage Summits tauschten sich europäische Expertinnen und Experten in Berlin zum Thema Kulturerbe aus. In der Hauptveranstaltung sprach Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, über die Wichtigkeit von Projekten für junge Menschen und über Chancen und Herausforderungen der Migration und Integration.
Im Allianz Forum Berlin ragt ein großes bronzenes Pferd über alle Besucherinnen und Besucher im Atrium. Mit diesem Kunstwerk aus dem Jahre 1997 wollte der italienische Objektkünstler Mimmo Paladino den „ältesten Wegbegleiter des Menschen“ ehren. Im Schatten dieser Statue fand die Hauptveranstaltung des einwöchigen Summits „Sharing Heritage – Sharing Values“ statt.
Allianz Forum Berlin
| Foto: Dirk Dehmel / DNK
Ein volles Programm
Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 veranstalteten Europa Nostra, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ein durch die Europäische Union unterstütztes Programm, das aus Workshops, Werkstätten, Podiumsdiskussionen, Vernissagen, Führungen, Filmvorführungen und vielem mehr bestand. Jene Hauptveranstaltung im Allianz Forum, die „European Policy Debate“, bot hochkarätigen Entscheidungsträgerinnen und Akteuren aus dem Kulturerbebereich eine Plattform, um über die zukünftige Rolle des Kulturerbes in Europa zu diskutieren. Auch Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, nahm an einer Podiumsdiskussion teil.Er sprach in der Session „Contributing to social and economic cohesion“ mit Petra Kammerevert, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung (CULT), Francisco de Paula Coelho, Dekan der Europäischen Investmentbank, Ingrid Schulerud, Botschafterin des Königreichs Norwegen im Königreich Belgien, Norwegen, und Henri Swinkels, Regionalminister für Lebensqualität und Kultur der Provinz Noord-Brabant, Niederlande, über verschiedene Beiträge zum sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt in Europa.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Cultural Heritage Summit | Foto: Dirk Dehmel / DNK
Mehr Mut zum Geld
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Panels hatten unterschiedliche Ansätze und Interessen zum Thema Kulturerbe. Wie die Moderatorin Themis Christophidou, Generaldirektorin für Bildung, Jugend, Sport und Kultur der Europäischen Kommission, nach einer ersten Runde resümierte, ging es abwechselnd um kulturelle Bildung, um größeren Zugang zu Kultur, um bezahlbare kulturelle Veranstaltungen und auch um Digitalisierung, die vor allem in diesem Feld große Chancen mit sich bringe.Interessant war die Präsenz des Bankers de Paula Coelho, der sich seiner besonderen Rolle inmitten all der Kulturmittler bewusst war und doch wiederholte, dass Kultur ohne die nötigen Gelder nicht möglich ist. In diesem Punkt wurde er seitens der Diskutierenden unterstützt. Man könne in der Kultur ruhig mutiger werden, was Anträge oder Förderungen angeht. Andere Bereiche hätten weniger Hemmungen, nach mehr Geld zu fragen.
ParkourONE | Foto: Andy Day
Identität und Kulturerbe
Johannes Ebert zitierte einen Satz der Soziologin Jutta Allmendinger, wonach eine Gesellschaft Räume und Themen brauche, um zur Gemeinschaft zu werden. Er präsentierte dem Publikum Projekte des Goethe-Instituts, die sich genau mit diesem Punkt befassen. Die Arbeit mit jungen Leuten sei dabei sehr wichtig, wie zum Beispiel im Projekt „Marrakech Parkour“, das gemeinsam mit dem Institut français entstanden ist. Junge Architekten sind mit Parkour-Läufern zusammengekommen und haben einen Parkour in der Altstadt von Marrakesch gestaltet. Dadurch haben sie die Bauten der Medina näher kennengelernt und sich aktiv mit dem Kulturerbe auseinandergesetzt.Projekte zum kulturellen Erbe seien der Ausgangspunkt, sich mit der eigenen Identität, der eigenen Geschichte und der eigenen Rolle in der Gesellschaft auseinanderzusetzen, so Ebert. Dies gelte aber nicht nur für Einheimische, merkte er in seiner Schlussbemerkung an, sondern auch für Neuankömmlinge in Europa. In Deutschland habe man eine Erinnerungskultur entwickelt, die sich mit der eigenen Geschichte beschäftigt. Diese müsse man in Programmen und Diskussionen auch neuen Mitgliedern der Gesellschaft vermitteln. Es sei hilfreich für sie, sich mit der deutschen oder europäischen Landschaft auseinanderzusetzen. Zu wissen, welche Geschichte hinter einem Gebäude steckt. Auch das habe mit ihrer Identität zu tun und sei Teil des Kulturerbes.