Deutschlandjahr USA
Der amerikanische Freund
Ein warmer Spätsommerabend am Deutschen Einheitstag in Washington bot Bundesaußenminister Heiko Maas den perfekten Rahmen, um im Garten der Residenz der deutschen Botschafterin das Deutschlandjahr USA zu eröffnen: „Für uns Deutsche ist und bleibt Amerika unser wichtigster Partner außerhalb Europas.“
An dieser Partnerschaft müsse man arbeiten, so Maas. „Das bedeutet, neue Netzwerke herzustellen und Bindungen zu fördern, die wir zu lange versäumt haben.“ Denn spätestens seit Donald Trumps Präsidentschaft gilt die deutsch-amerikanische Freundschaft nicht mehr als selbstverständlich. Wenn der US-Präsident über Deutschland spricht, geht es meist um Handelszölle und Verteidigungsausgaben. Und für althergebrachte Allianzen scheinen Trump und seine Wähler sich ohnehin wenig zu interessieren.
Heiko Maas über die deutsch-amerikanische Partnerschaft
| Foto: John Harrington
Deutsch-amerikanische Freundschaft
Um diesem Umstand auch Rechnung zu tragen, hat sich das Goethe-Institut als Projektleiter nicht nur auf die liberalen Städte an der Ost- und Westküste, sondern auch auf das Innere des Landes konzentriert. Bis Ende 2019 beteiligen sich rund 200 Partner aus beiden Ländern; mehr als 1000 Veranstaltungen in allen 50 US-Bundesstaaten stehen auf dem Programm. Das Auswärtige Amt fördert dieses einzigartige Vorhaben, unterstützt vom Bundesverband der Deutschen Industrie.
Lichtinstallation des Bremer Künstlerkollektivs URBANSCREEN | Foto: John Harrington Bildung, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft gehören zu der breiten Palette, die für einen Austausch mit der amerikanischen Zivilgesellschaft sorgen soll. Das Motto „Wunderbar Together“ setzt an den gemeinsamen Grundwerten wie Demokratie und Freiheit an, die Deutschland und die USA in der Nachkriegsgeschichte mehr denn je geprägt und verbunden haben. Das bekräftigte auch Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, in seiner Ansprache und verdeutlichte, dass es schier unmöglich sei, die jahrhundertelang gewachsenen Verflechtungen zu entflechten, auch wenn der eine oder andere Akteur ausfalle.
Austausch mit der amerikanischen Zivilgesellschaft
Daher liegt es nahe, dass das Goethe-Institut in den USA mit eigenen Projekten über seine bereits existierenden Standorte in Boston, Chicago, New York, Washington, San Francisco und Los Angeles hinausgeht. Zum Beispiel werden in weiteren Städten wie Houston, Kansas City, Seattle und Minneapolis sogenannte „Goethe Pop Ups“ eröffnet, die mit Aktionen und Veranstaltungen aus den Bereichen Bildung, Kultur und Wirtschaft gerade diejenigen Amerikanerinnen und Amerikaner erreichen sollen, die keinen Bezug zu Deutschland haben beziehungsweise über die Klischees vom deutschen Bier und Fußball nicht hinausgehen.
Auftritt der Tanzgruppe Flying Steps vor dem Lincoln Memorial | Foto: Nicole Glass Apropos Bier: Mit seinen „Wiesn in a Box“ knüpft der Berliner Designer Steen T. Kittl an das bei den Amerikanern äußerst beliebte Oktoberfest an. In Kooperation mit lokalen Biergärten und Bars werden über das ganze Jahr Mini-Wiesn ausgeführt, mit deutschem Bier und Brezn, versteht sich. Die deutsche Sprache wiederum wird mit dem „WanderbUS“ an amerikanische High-Schools und Universitäten gebracht. Quer durch 48 Bundesstaaten sollen Bildungsprofis Schüler und Studentinnen zum Deutschsprechen anregen.
Eine wichtige Initiative zur richtigen Zeit
Was können solche Dialoge in diesen neuen Zeiten bewirken? Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, sieht es so: „Gerade Bildungs- und Kulturprogramme sind wirksam, um auch kritische Punkte im deutsch-amerikanischen Verhältnis anzusprechen und eine gemeinsame Verständigung zu erreichen. ‚Wunderbar Together‘ ist daher eine wichtige Initiative zur genau richtigen Zeit.“
Johannes Ebert im Gespräch mit Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik | Foto: Marcus Sporkmann